Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0801 - Ruine des Schreckens

0801 - Ruine des Schreckens

Titel: 0801 - Ruine des Schreckens
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
aus dem Fahrzeug, rutschte auf dem Boden auch nicht aus – das Blut hatte ihn doch glatt gemacht – und lief mit so langen Schritten wie möglich auf die Treppe zu, an deren Ende sich die Eingangstür abzeichnete, die so gar nicht zu dem alten Haus passen wollte, denn sie war nachträglich eingebaut worden.
    Ein braunes Viereck mit einer breiten Klinke, die ebenfalls Blutspritzer zeigte. Ich lief die Treppe schnell hoch, aber der Regen holte mich ein. Bei jedem Tropfen, der meinen Körper oder meinen Kopf traf, zuckte ich zusammen, aber entwischen konnte ich dem Regen nicht. Zum Glück war vor der Tür ein kleiner Vorbau, der mich einigermaßen schützte. Ich klemmte mich darunter, wischte in einer automatischen Geste über das feuchte Haar und konnte dann auf meine rot gefärbte Handfläche schauen: Ich hatte nicht mehr an das Blut gedacht und stieß aus Überraschung einen leisen Fluch aus.
    Dann kümmerte ich mich um die Tür.
    Sie sah stabil aus. Ich hoffte, dass sie nicht verschlossen war, denn sie aufzubrechen, würde gar nicht so einfach sein. Die Klinke befand sich in Griffweite. Ich drückte sie nach unten, rechnete mit einem Widerstand, aber der war nicht vorhanden. Ich konnte die Tür ohne Schwierigkeiten nach innen drücken und betrat vorsichtig das Seniorenstift, das mich schon nach dem ersten Schritt an eine große düstere Höhle erinnerte, in der ein bestimmter Geruch vorherrschte, der allerdings nicht nach Blut roch, sondern nach anderen Dingen. Nach irgendwelchen Putzmitteln. Aber auch der Geruch alter Kleidung hing dazwischen.
    Nur war niemand zu sehen.
    Kein Insasse des Heims, kein Mitglied des Personals, nichts, das Haus war so gut wie leer.
    Ich wollte auch nicht rufen, sondern blieb in der Halle stehen, um mich umzuschauen, während in meiner Umgebung die großen Blutstropfen gegen die Scheiben klatschten.
    Das war verrückt, denn hier stimmte überhaupt nichts. Ich bewegte meine Hände und ballte sie vor Wut zu Fäusten. Hinter meiner Stirn hockte ein Druck, der sich auch auf die Augen verteilte. Ich sah mehrere Türen, die von dieser Innenhalle abzweigten, die auch für Besucher eingerichtet worden war. Tische und Sitzgelegenheiten standen auf dem Steinboden.
    Ich ging weiter bis zu einem Hinweisschild. Es war an der Wand befestigt. Ein Pfeil zeigte in eine bestimmte Richtung, und auf dem Schild las ich den Namen »Wintergarten«.
    Sollte ich dorthin gehen?
    Um ihn zu erreichen, musste ich durch einen schmalen Gang laufen. Ich dachte daran, dass ich in dem Wintergarten den Blutregen genau beobachten konnte. Nach wie vor blieb ich allein.
    Kein Mensch trat mir in den Weg. Niemand zeigte sich in dieser kleinen Halle. Der gesamte Bau wirkte wie ausgestorben.
    Ich nahm mir den Flur vor, der zum Wintergarten führte, stoppte schon nach wenigen Schritten, denn ich hatte Stimmen gehört. Zwei Männer sprachen dort sehr leise miteinander, und als ich Sukos Stimme erkannte, fiel mir ein Stein vom Herzen.
    Ich achtete nicht mehr darauf, leise zu sein, sondern lief so rasch wie möglich in den Wintergarten hinein.
    Er und ein alter Mann waren im Begriff, ihn zu verlassen. Immer wieder schauten sie gegen das Dach aus Glas, über das die roten Tropfen in langen Streifen rannen und dort ein Muster gebildet hatten, als hätte ein verrückter Maler seine Ideen ausgelebt.
    Ich räusperte mich.
    Erst jetzt wurden sie auf mich aufmerksam. Es war Suko, der sich als Erster umdrehte.
    Er sah mich, ihm fehlten die Worte. Auch sein Begleiter – ein alter Mann brachte keinen Ton hervor. Dafür sprach ich. »Tja, da wird es wohl Einiges zu erklären geben«, sagte ich, und meine Stimme klang trotz allem erleichtert…
    ***
    Es gab einiges zu erklären, das stimmte. Nur hatte ich noch nie zuvor mit Suko in einer derartigen Umgebung geredet. Wir hatten den Wintergarten nicht verlassen. Es war dunkel geworden, weil eben die rote Flüssigkeit auf dem gläsernen Dach lag und ebenfalls an den Wänden entlang nach unten lief.
    Wir rochen das Blut nicht, und auch ich hatte mich notdürftig gereinigt, während Suko mir Bericht erstattet hatte.
    Ich wusste über alles Bescheid und auch darüber, dass der Mann namens Robert Morse ein gewisses Ziel so gut wie erreicht hatte, nur den letzten Schritt aber nicht hatte gehen können.
    Das Orakel lag auf meiner Handfläche. Wie ein übergroßes Geldstück, das golden schimmerte. Ich wusste nicht, wie ich es hätte handhaben sollen, und auch Robert Morse hätte es mir nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher