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Verlobt für eine Nacht

Verlobt für eine Nacht

Titel: Verlobt für eine Nacht
Autoren: T Morey
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1. KAPITEL
    Leo Zamos liebte den Moment, in dem ein von ihm wohldurchdachter Plan kurz vor der perfekten Umsetzung stand. Zwar bereiteten ihm auch andere, alltäglichere Dinge Vergnügen, zum Beispiel gefiel es ihm, eine begehrenswerte Frau in seinem Bett zu haben. Und je begehrenswerter diese war, umso mehr Gefallen fand er daran. Außerdem liebte er es, mit seinem Maserati GranTurismo durch die sechzig Haarnadelkurven des Passo dello Stelvio zu schnellen, wann immer er in Italien war und die Gelegenheit dazu hatte.
    Doch jenes absolut rauschartige Gefühl erfüllte ihn nur dann, wenn er sich einen Plan ausdachte, der so verwegen war, dass er gar nicht aufgehen konnte  – und den er dann doch Wirklichkeit werden ließ. Bei seinen geschäftlichen Verhandlungen taktierte er geschickt und umsegelte gekonnt die zahllosen bürokratischen Hindernisse, bis der Plan schließlich erfolgreich umgesetzt war.
    Und jetzt stand er kurz vor dem bisherigen Gipfel seines Erfolgs. Ihm fehlte nur noch eine Ehefrau.
    Als Leo Zamos seinen Privatjet verließ, empfing ihn die milde Luft des Melbourner Frühlings. Bevor er in den wartenden Wagen stieg, atmete er ein Mal tief durch und konnte den unmittelbar bevorstehenden Erfolg praktisch schon auf der Zunge schmecken.
    Die Culshaw Diamond Corporation war ein seit Generationen familiengeführtes Unternehmen, das die edelsten Diamanten der Welt produzierte und das auf dem Diamantenmarkt absolut führend war. Leo hatte als Erster bemerkt, dass etwas in der Führungsetage der australischen Diamantendynastie ins Wanken geraten war: Auf die Culshaw-Brüder war kein Verlass mehr. Doch den anschließenden Skandal, durch dessen Umstände ein Verbleiben der Brüder im Vorstand unmöglich geworden war, hatte nicht einmal er vorausgesehen.
    Sofort hatte es von allen Seiten großes Interesse gegeben, doch durch seinen taktischen Vorsprung hatte Leo dem äußerst zurückgezogenen Eric Culshaw Senior – der über den Skandal entsetzt war und sich einfach leise zurückziehen wollte – bereits Richard Alvarez vorgestellt. Dieser stand an der Spitze der Geschäftsmänner, die das Unternehmen kaufen wollten. Und so würde bald die Culshaw Diamond Corporation zum ersten Mal in ihrer langen Geschichte den Besitzer wechseln – dank Leo Zamos, der Geschäfte für Milliardäre anbahnte und zum Abschluss führte.
    Angesichts der Umstände hätte er die jüngsten Schwierigkeiten vielleicht vorausahnen sollen. Denn Eric Culshaw, der seit fast fünfzig Jahren mit seiner Jugendliebe verheiratet war, wollte ausschließlich mit Menschen aus untadeliger Familie und mit besten moralischen Wertvorstellungen Geschäfte machen. Wohl oder übel musste Leo sich nun auch eine Ehefrau suchen.
    Es war schon eine Ironie des Schicksals, denn immerhin vermied er seit Jahren tunlichst den Hafen der Ehe. Keine Frau, mit der er ausging oder das Bett teilte, gab sich der Illusion hin, er sei auf eine dauerhafte Beziehung aus. Dafür sorgte Leo gewissenhaft.
    Aber eine Ehefrau für einen Abend, damit müsste er doch eigentlich klarkommen. Und Evelyn würde bis acht Uhr abends sicher eine geeignete Kandidatin für ihn finden. Auch brauchte es vielleicht nicht gleich eine Ehefrau zu sein; eine Verlobte wäre völlig ausreichend.
    Mit dem Telefon in der Hand nickte Leo dem Chauffeur zu und stieg in den eleganten Wagen. Er hatte bereits eine Liste der Eigenschaften im Kopf, die seine „Verlobte“ aufweisen müsste: Sie sollte Klasse haben, intelligent und charmant sein. Eine interessante Gesprächspartnerin musste sie nicht unbedingt sein – Hauptsache, sie sah ansprechend aus.
    Auf Evelyn war Verlass, das wusste er. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, als er ihre Nummer wählte und irgendwo in der Stadt ihr Telefon klingelte. Vor zwei Jahren hatte Leo auf sein Büro verzichtet und diese Entscheidung niemals bereut. Jetzt hatte er einen Privatjet, eine Garage für seinen Maserati in Italien, Anwälte und eine „virtuelle“ Assistentin, die alle anfallenden Aufgaben für ihn erledigte.
    Die Frau war unglaublich effizient – und Leo zutiefst dankbar für die Midlifekrise, die sie vermutlich dazu bewogen hatte, ein echtes Büro gegen ein Home-Office einzutauschen. Er wusste zwar nicht, wie alt sie war – so etwas interessierte ihn grundsätzlich nicht – und die Distanz war gerade das Gute an der Sache: keine Geburtstage oder Lieblingsparfüms, die man sich merken musste, keine zweideutigen Blicke … Aber nach Evelyns
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