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0801 - Ruine des Schreckens

0801 - Ruine des Schreckens

Titel: 0801 - Ruine des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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sich die Sonne zurück, die Schatten überwogen und umflossen mich wie graue Schleier.
    Mein Ziel lag ziemlich einsam. Waldreiche Umgebung, wenig Anbindung an das normale Leben. Da gab es weit und breit keine Bushaltestelle, keinen Supermarkt, keine Kneipe, und die alten Herrschaften mussten sich in diesem Heim wie auf einer Insel fühlen. Einfach abgeschoben, sich selbst überlassen, den Draht zur Außenwelt nur durch Radio und Glotze.
    Das war nicht gut, wenn man die Menschen derart vom eigentlichen Leben ausschloss. Da musste man sich vorkommen wie in einem großen, luftigen Grab.
    Ein Schild wies mich in die exakte Richtung. Ich musste rechts ab und rollte über einen geteerten Weg, auf dem die Reifen schmatzende Geräusche hinterließen.
    Bäume und Strauchwerk begleiteten meine Fahrt. Sie standen an den Seiten der Straße ziemlich dicht, und wenn die Lücke groß genug war, dass ich hindurchschauen konnte, sah ich die Felder.
    Ein Haus entdeckte ich nicht. Auch kein Gehöft, dafür aber dunkle Wolken, die sich am Himmel zusammenzogen. Sie hingen ziemlich tief, was mir ungewöhnlich vorkam, und ich glaubte auch, sie farbig schimmern zu sehen. Ich ging vom Gas, rollte entsprechend langsam dahin und peilte schräg durch die Windschutzscheibe in die Höhe.
    In der Tat hatten sich düstere Wolken zusammengeballt, doch in ihren Zentren entdeckte ich gewisse Umrisse, die mich entfernt an Gesichter erinnerten.
    Fratzen, die sich auflösten?
    Eigentlich unwahrscheinlich, aber ich war gewarnt, fuhr noch langsamer und schaute genauer hin.
    Ja, das waren Fratzen.
    Tief atmete ich durch. Und plötzlich verschwand meine relativ gute Laune. Über den Rücken hinweg glitt das Eis wie ein seichter, kalter Strom. Er zwang mich dazu, an den Straßenrand zu fahren und den Rover anzuhalten. Ich blieb hinter dem Steuer sitzen und atmete zunächst tief durch. Nur nicht verrückt oder nervös machen lassen, sagte ich mir. Alles cool beobachten.
    Es geschah nichts. Ich hörte auch keine fremden Geräusche, bis auf das leise Brummen des Motors. Nichts regte sich in meiner Nähe. Es war fast windstill, die jungen, grünen Blätter an den Zweigen zitterten kaum.
    Ich stieg aus.
    Kühle Aprilluft umwehte mich. Sie war klar, es roch auch nach Regen, und ich ging einige Schritte weiter, um einen besseren Blick nach oben zu haben, denn an der Stelle, wo ich stehen blieb, war das Geäst nicht mehr so dick.
    Der Himmel zeigte noch immer seine normale Farbe. Bis oben an der Stelle, wo ich die Veränderung gesehen hatte. Jetzt war sie nicht mehr vorhanden.
    Ich ging trotzdem einige Schritte weiter, weil die Sicht dort besser wurde. An einer bestimmten Stelle blieb ich stehen. Der Blick floss über das Ende des Wegs hinweg, da mündete er in eine Zufahrt, an deren Ende ich die Mauern eines großen Hauses sah. Das musste das Seniorenstift sein.
    Es lag in einer parkähnlichen Umgebung. Viel Rasen, relativ wenig Bäume, dafür Wege, die wie dunkle Adern das Grün des Untergrunds durchschnitten.
    Das Haus sah aus der Entfernung dunkel aus. Es wirkte auch klotzig und wenig einladend. Die Erinnerung an eine große Grabstätte tauchte in mir auf. Bäume standen vor dem Eingang wie mächtige Wächter. Kein Mensch war zu sehen. Vor dem Eingang parkte ein grauer Lieferwagen, dessen Ladefläche abgedeckt war.
    Was hatte mich gewarnt? Ich wusste es nicht, doch Sukos Wagen konnte ich auch nicht sehen. Er war entweder an der Rückseite geparkt oder wurde von dem Lieferwagen verdeckt.
    Ich würde es wissen, wenn ich da war, deshalb ging ich die wenigen Schritte bis zu meinem Rover zurück. Die linke Hand hatte ich schon auf den Türgriff gelegt, als etwas gegen meinen rechten Handrücken klatschte.
    Es war kein harter Schlag, jedoch deutlich spürbar, als wäre ich von einem Regentropfen erwischt worden.
    Ich schaute hin – und schluckte!
    Das konnte doch nicht wahr sein. Ein Tropfen hatte mich zwar getroffen, nur bestand er nicht aus Wasser. Was sich da auf meinem Handrücken ausbreitete, war ein an den Rändern auseinander gespritzter Blutfleck. Im ersten Moment stand ich unbeweglich, dann schaute ich nach oben, und der zweite Tropfen erwischte mich auf der Stirnmitte.
    In diesem Augenblick war mir alles klar.
    Es regnete nicht normal, es regnete Blut!
    Ich hatte dafür keine Erklärung, nahm es nur hin, wollte auch nicht länger neben dem Rover stehen bleiben und später aussehen wie aus einem Blutbad hervorgezogen. Ich öffnete die Wagentür und tauchte
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