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Das Geheimnis der Moorleiche

Das Geheimnis der Moorleiche

Titel: Das Geheimnis der Moorleiche
Autoren: Stefan Wolf
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    Tim radelte laut pfeifend zum
Treffpunkt am Wäld chen.
Sommer lag in der Luft. Es war Mai und zum ersten Mal in diesem Jahr richtig
warm. Der erste Schultag der Woche lag hinter ihnen. Allerdings wog für Tim die
Tatsache schwerer, dass noch vier weitere Schultage vor ihnen lagen. Nicht,
dass er die Schule nicht mochte. Er fand den Unterricht spannend, versuchte ein
guter Schüler zu sein, und das Internat war wie ein zweites Zuhause für ihn.
Doch ausgerechnet jetzt, wo es Sommer wurde und man nur noch draußen sein
wollte, schrieben sie einen Test nach dem anderen. Das hieß richtig ranklotzen,
denn das Zeugnis nahte. Es war jedes Jahr dasselbe — wer hatte sich das
eigentlich ausgedacht? Sicher ein Lehrer, dachte Tim seufzend. Doch für diesen
Nachmittag, beschloss er, war nur süßes Nichtstun angesagt.
    Er war mit seinen besten
Freunden Karl, Klößchen und Gaby zum Baden verabredet. Hier am Wäldchen wollten
sie sich treffen und dann gemeinsam zum See weiterfahren.
    Tim, der mit vollem Namen Tim
Carsten hieß, war als Erster da. Er stellte sein Mountainbike ab, lehnte sich
an einen Baum und wartete. Er war für seine 14 Jahre groß und sportlich. Judo-
und Fußballtraining standen mehrmals in der Woche auf seinem Stundenplan, und
er joggte fast jeden Morgen eine ausführliche Runde. Er wurde schon von den
ersten Sonnenstrahlen braun, trug die dunkel gelockten Haare gerade so lang,
dass sie sein Gesicht einrahmten, und kämmte sie so selten wie möglich. So,
hatte er festgestellt, sahen sie am besten aus.
    Tim musste nicht lange warten,
bis Karl und Gaby auf ihren Bikes heranstrampelten. Die letzten Meter bis zu
Tim fuhren sie um die Wette, doch waren beide gleich schnell. Was der lange,
schlaksige Karl ihr an Beinlänge voraushatte, machte Gaby mit Sportlichkeit
wett. Vorneweg jagte Gabys schwarz-weißer Cockerspaniel, der Tims Fährte
aufgenommen hatte.
    »Oskar!«, begrüßte Tim ihn
erfreut.
    Bei Tim angekommen, sprang
Oskar fröhlich bellend an ihm hoch. Er war auf einem Auge blind, was ihn aber
in keiner Weise einzuschränken schien.
    »Wo ist Klößchen?«, rief Gaby
schon von Weitem.
    »Er ist noch mit seinem Vater
beim Mittagessen«, antwortete Tim, als sie ihn erreicht hatten und vom Rad
sprangen. »Sicher kommt er gleich.«
    Als sie ein Fahrzeug
herankommen hörten, drehten die drei die Köpfe: Auf der Straße hinter ihnen
näherte sich eine dunkle Limousine mit verspiegelten Fenstern und hielt genau
vor den drei Freunden. Hinten öffnete sich die Tür — und ihr rundlicher, sommersprossiger
Freund Willi Sauerlich, genannt »Klößchen«, sprang gut gelaunt heraus.
    »Pack die Badehose ein! Yo!«
    Er winkte mit seinen
Badeshorts, drehte eine Pirouette und sprang zum Kofferraum, wo der Chauffeur
damit beschäftigt war, Klößchens Mountainbike auszuladen. Klößchen
verabschiedete den Fahrer freundlich und schob sein Rad zu den anderen heran.
    »Tja — Papa hat darauf
bestanden, dass sein Chauffeur mich fährt!«
    Die anderen nickten grinsend —
ja klar. Klößchen war, wie der Spitzname schon sagte, eher beleibt, was nicht
nur an seiner Vernaschtheit, sondern auch an seiner Bequemlichkeit lag. Nur
seiner Freundschaft zu Tim war es zu verdanken, dass er wie die anderen auch
inzwischen fast alle Wege mit dem Rad zurücklegte.
    Tim und Klößchen teilten sich
im Internat ein Zimmer. Obwohl Klößchens Eltern hier in der Stadt lebten, zog
er es vor, im Internat zu wohnen, denn da war immer etwas los. Finanziell war
das für seine Eltern kein Problem — sie hatten mehr als genug Geld, denn sein
Vater besaß eine berühmte Schokoladenfabrik. Klößchens gutem Charakter hatte
der Reichtum jedoch zum Glück nicht geschadet. Das konnten die Freunde
bezeugen.
     
    »Endlich Sommer!«, freute sich
Gaby und trat als Erste in die Pedale. Die anderen sprangen ebenfalls auf ihre
Räder und folgten ihr.
    Gaby drehte sich zu ihnen um:
»Und sicher sind wir wieder die Einzigen am See!«
    Daran hatte auch Tim keinen
Zweifel.
    »Na klar sind wir die Einzigen,
so versteckt wie der See liegt. Ich hoffe nur, der alte Baum steht noch!«
    Der alte Baum, der direkt am
Wasser stand, war Tims Sprungturm. Tim liebte abenteuerliche Sprungübungen und
meist konnte es ihm gar nicht hoch genug sein.
    »Und ich mach wieder ‘ne
Arschbombe!«, jubelte Klößchen.
    Alle lachten, denn nach seiner
ersten »Bombe« im letzten Sommer hatte ihm der Allerwerteste noch tagelang
wehgetan.
    »Versuch’s doch erst mal mit
einem
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