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148 - Die Satan GmbH

148 - Die Satan GmbH

Titel: 148 - Die Satan GmbH
Autoren: Dämonenkiller
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„Ich muß ruhig bleiben", murmelte der Mann mit schwacher Stimme. „Ich darf mich nicht aufregen."
    Er sprach zu sich selbst, und er konnte den dumpfen Widerhall seiner Stimme hören. Die Untertöne waren eindeutig - Erschöpfung, Schmerz und Angst. Es war dunkel ringsum, Beleuchtung gab es in diesem Kerker nicht. Der Mann hatte mit den Händen sein Gefängnis erkundet. Seine Fingerspitzen, so weit sie nicht durch die Folter gefühllos geworden waren, hatten kalte Steine spüren können, grob behauen, zum Teil von Moos und Schimmel überzogen. Feuchtigkeit sickerte an den uralten Quadern herunter.
    Es war kalt. Die Glieder des Mannes zitterten. Kälte und Feuchtigkeit hatten sich in seiner zerrissenen Kleidung festgesetzt, das Hemd hatte bereits zu schimmeln begonnen. Man mußte die Nase allerdings sehr nahe an den Stoff halten, um den Modergeruch wahrnehmen zu können - der entsetzliche Gestank nach Fäulnis und Verwesung, der in der Zelle lag, überdeckte fast alles.
    Der Mann wußte, daß er diesen Raum nicht verlassen würde - es sei denn tot oder in ein Etwas verwandelt, das den Mann schaudern machte. Seine Glieder schmerzten. Er war wiederholt gepeinigt und gefoltert worden, aber er hatte sein Geheimnis nicht preisgegeben.
    Kraftlos sackte der Mann in einem Winkel der Zelle zusammen. Das Stroh, das ihm als Lager diente, war angefault. Ratten tummelten sich fiepend in der Zelle, der Mann konnte die kleinen Füße auf den Steinen scharren hören. Nachts kam er kaum zum Schlafen, weil er immer wieder die Ratten von seinem Leib verscheuchen mußte. Wieder hörte er das Scharren, griff nach rechts und bekam die Kette zu fassen, die ihn mit der Mauer verband. Der Mann wartete einen Augenblick, dann schlug er mit dem freien Teil der Kette zu. Daneben. Erst der dritte Hieb traf, wie das Quieken bewies. Der Mann ließ die Kette los, packte nach der Ratte und tötete sie mit bloßen Händen. Den Napf mit dem scheußlichen kalten Brei hatte die Ratte nicht angerührt. Der Mann griff nach dem Napf. Einen Augenblick lang zögerte er, dann siegte der Hunger über den Ekel.
    Wie lange war es her, daß er eine richtige Mahlzeit genossen hatte. Der Gefangene konnte es nicht sagen. Seit er in diesem Verlies steckte, hatte er zwischen Tag und Nacht nicht mehr unterscheiden können; die Zeit war ihm wie eine Ewigkeit erschienen.
    „Ein halbes Jahr", murmelte der Angekettete. Er sprach mit sich selbst, um nicht den Verstand zu verlieren - in diesem Augenblick auch, um sich von seiner widerwärtigen Beschäftigung abzulenken. Der Hungerschmerz in seinen Eingeweiden ließ langsam nach. Seine Hände wurden klebrig. Vor einem Jahr war er noch ein Mensch gewesen, ein junger Mann, der eine Karriere vor sich hatte; gutaussehend, gescheit, nach einer Erbschaft sogar vermögend, bei Frauen und vor Gericht gleichermaßen erfolgreich, ein Mann, der sich viele Extravaganzen hatte leisten können.
    Und jetzt saß er in diesem scheußlichen Gemäuer, schlang gierig den ekelerregenden Brei herab, fror und wartete auf den Tod.
    Er wußte, daß sie ihn nicht am Leben lassen würden. Das konnten sie sich nicht leisten; viel zu tief war er in ihre Geheimnisse eingedrungen. Fast jede Einzelheit des Planes kannte er, auch wenn er es nicht zugegeben hatte, trotz der Torturen, die sie ihm zugefügt hatten.
    Der Mann leckte sich die verschmierten Finger ab, dann schüttelte er sich vor Ekel.
    „Entrecote"
murmelte er. „Vorher ein Dutzend Austern mit einem trockenen Weißwein…"
    Er schaffte es nicht, sich in die Vergangenheit zurückzuträumen. Das Grauen der Wirklichkeit holte ihn ein. Er fror entsetzlich, und manchmal rasten Fieberschauer durch seinen zerschundenen Leib. Ein paar Tage lang konnte er vielleicht noch durchhalten, länger nicht - fast begann er sich nach einem raschen Ende zu sehnen.
    Vier Monate lang hatte er es fertiggebracht, sich vor seinen Peinigern zu verstecken. Er war schlau gewesen, hatte sich ausgerechnet, daß seine Jäger ihn sehr gut kannten. An Freunde und Bekannte hatte er sich nicht wenden können, schon gar nicht an Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Behörden hätten ihn günstigstenfalls ausgelacht, vielleicht sogar in eine Klinik eingewiesen, zwecks psychiatrischer Überprüfung.
    Die Dinge, die er gesehen, erlebt, erfahren hatte, waren von der Wirklichkeit der Normalbürger so weit entfernt, daß kein Außenstehender sie für möglich gehalten hätte. Er selbst hatte lange Zeit gebraucht, die Zusammenhänge
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