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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht
Autoren: C.E. Lawrence
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dass wir ihn praktisch schon hatten –«
    »Lassen Sie mal, Detective«, sagte Chuck Morton. »Konzentrieren wir uns lieber auf unsere Arbeit.«
    Sie sammelten schon rund zwanzig Minuten lang pflichtschuldig Namen und Adressen von Besitzern, als Lee bei einem Geschäft namens Ihre Sicherheit – Schlösser und Alarmanlagen anrief. Das Unternehmen hatte eine große, halbseitige Anzeige in den Gelben Seiten.

IHRE SICHERHEIT IST BEI UNS IN ZUVERLÄSSIGER HAND!
All unsere Schlösser und Alarmsysteme sind auf
dem neuesten Stand der Technik.

    Lee wählte die Nummer. Ein ziemlich gelangweilter Jugendlicher meldete sich.
    »Ihre Sicherheit, hallo.«
    »Könnte ich bitte mit dem Chef sprechen?«
    »Ähm, der ist gerade nicht hier.«
    »Wann kommt er wieder?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie heißt er – können Sie mir wenigstens das sagen?«
    »Ähm, ich denke schon. Er heißt Sam. Sam Hughes – aber er mag es lieber, wenn man ihn Samuel nennt.«
    »Und er wohnt –?«
    »In Queens. Nicht weit von hier. Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Ich bin ein alter Freund. Ich versuche es später noch mal – danke.«
    Er legte auf und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Was ist?«, fragte Chuck, als er Lees gedankenverlorene Miene bemerkte. »Bist du auf etwas gestoßen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Erinnerst du dich noch an den Namen Samuel Beckett auf den Listen der Kirchenkreise?«
    »Warum, ist er wieder aufgetaucht?«
    »Nicht ganz. Aber der Typ hier heißt auch Samuel. Ich habe da so ein Gefühl. Lass mich mal was versuchen.«
    Er rief wieder an, und als der Jugendliche sich meldete, sagte Lee in einem dick aufgetragenen, vornehm britischen Akzent: »Guter Mann, ich versuche, Mrs. Hughes zu erreichen, Samuels werte Frau Mutter – ich bin ein alter Schulkamerad von ihr. Ich höre, die beiden wohnen zusammen?«
    Eine Pause. Lee befürchtete, der Jugendliche würde ihm seine kleine Finte nicht abkaufen. Doch dann kicherte der Junge.
    »Ja, das stimmt. Der Typ ist fast dreißig und wohnt noch bei seiner Mutter.«
    »Aha. Wohnen Sie denn noch immer in derselben Straße – na, wie hieß sie noch gleich –?«
    »Lourdes Street.«
    »Ja, natürlich! Nummer –«
    »Nummer 121.«
    »Richtig. Vielen Dank und Goodbye.«
    Lee sah zu Butts. »Wollen Sie mit nach Queens kommen und sich das mal anschauen?«
    Butts erstickte ein Niesen in einem Bausch zusammengeknüllter Taschentücher. »Klar – darauf können Sie wetten!«

    Eine knappe Stunde später traten Lee und Detective Butts ins diesige Licht eines bedeckten Himmels hinaus, durch dessen dicke graue Wolken nur mühsam Sonne drang. Lourdes Street war ein paar Blocks von der U -Bahn-Station entfernt, direkt gegenüber von der St. Bonaventura Catholic Church.
    Diese Gegend in Queens war trostlos. Die Häuser waren erbärmliche kleine Schachteln mit abblätternder Farbe, bröckelndem Mauerwerk und billiger Aluminiumverkleidung, schmutzig und verbeult. Die Gärten – wenn man sie denn so nennen wollte – bestanden aus schmalen steinigen Rasenflecken, die mit Moos und Unkraut überwuchert waren. Die gelegentliche Gartendekoration – zumeist Gipszwerge und religiöse Figuren – verstärkte nur den Eindruck der Hoffnungslosigkeit.
    Die gleiche Resignation fand sich auch in den Gesichtern der Anwohner, die mit hängenden Köpfen und gebeugten Schultern die ungepflegten Bürgersteige entlangschlurften, die Augen starr auf die brüchigen Betonplatten gerichtet, wahrscheinlich damit sie nicht stolperten und sich das Genick brachen.
    »Das ist es«, sagte Butts und zeigte auf ein kleines weißes Haus, das zwischen seinen ebenso tristen Nachbarn eingezwängt dastand. Wie so viele andere Grundstücke war dieses von einem hässlichen Maschendrahtzaun eingefasst. Der Gehweg war gefegt, und ein kleiner Betonteich wurde von einer Jungfrau Maria aus weißem Gips und der Statue eines Fauns geschmückt.
    Die Pforte im Maschendrahtzaun quietschte beim Öffnen, und Lees und Butts’ Schritte klackten laut auf dem gepflasterten Weg zum Haus. Als Lee schon die Hand hob, um anzuklopfen, bemerkte er, dass die Haustür einen Spalt offen stand. Er stieß sie an, und die Tür schwang an gut geölten Angeln ein Stück auf, bewegte sich aber plötzlich nicht weiter, so als würde sie durch etwas gestoppt. Im Haus brannte kein Licht, und es gab kein Lebenszeichen innerhalb der weiß getünchten Stuckwände.
    »Mrs. Hughes?«, rief er durch die halb offene Tür.
    Keine Antwort.
    Er rief lauter.
    »Mrs.
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