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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht
Autoren: C.E. Lawrence
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»Könnte es sein, dass Sie nicht durch Zufall krank geworden sind?«
    Lee starrte ihn an. »Wie meinen Sie das?«
    »Könnte er – ich meine, ist es möglich, jemanden absichtlich damit zu infizieren?«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich«, mischte Florette sich ein. »Ich habe im Grundstudium Medizin belegt, und ich habe noch nie von einer bakteriellen Meningitis gehört, die das Ergebnis einer vorsätzlichen Kontamination war. Es ist nicht –«
    »Okay, dann lassen Sie uns jetzt weitermachen«, sagte Chuck und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. »Konnten Sie Samuel Beckett ausfindig machen?«, fragte er Detective Florette.
    »Leider nicht. Wir haben eine Handvoll Leute mit diesem Namen überprüft, aber keiner ähnelte auch nur annähernd dem Täterprofil – ein pensionierter Matrose in Staten Island, ein reicher Geschäftsmann mittleren Alters in der Upper East Side und ein eindeutig schwuler Möchtegern-Dramatiker aus dem East Village, der den Namen als Pseudonym benutzt.«
    »Und haben Sie vorhin noch ermitteln können, wie er gestern Nacht in Lees Krankenzimmer gelangen konnte?«, fragte Chuck an Butts gewandt.
    »Eine der Nachtschwestern hat in einer Besenkammer einen Arztkittel entdeckt, aber ich bezweifle, dass wir brauchbare Fingerabdrücke daran finden werden«, antwortete Butts. »Wahrscheinlich hat er wieder Handschuhe getragen – davon gibt es weiß Gott genug im Krankenhaus.«
    »Ja, und er ist zu schlau, um die im Krankenhaus zu entsorgen«, bemerkte Lee. »Er weiß zweifellos, dass man aus dem Innern von Latexhandschuhen sehr wohl Fingerabdrücke nehmen könnte.«
    Chuck sah auf seine Uhr. »Es ist spät. Warum legen wir uns nicht alle ein paar Stunden aufs Ohr und treffen uns dann gleich morgen früh wieder?«
    »Okay«, sagte Butts. »Meine Frau wird ganz geschockt sein – sie sagt, ich sei so selten zu Hause, dass sie gar nicht mehr weiß, wie ich aussehe. Was in meinem Fall vielleicht gar nicht so schlecht ist«, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu.

    Sie verließen das Revier und machten sich dann auf den Weg zu ihren Zügen, während sich die abendliche Stille auf die Stadt herabsenkte. Ein paar vereinzelte Wolken hingen am ansonsten klaren Nachthimmel, und die Luft war erfüllt vom Geruch frisch umgegrabener Erde.
    Lee und Florette fuhren zusammen im Express bis zum Times Square.
    »Es muss doch einen Schlüssel zu dieser ganzen Sache geben«, überlegte Lee, während die kleineren Stationen an den Waggonfenstern vorbeirauschten.
    Oben an der Wand des U -Bahn-Wagens hing ein Werbeplakat für die Belmont-Rennbahn, ein galoppierendes Vollblut mit einem Jockey, der sich tief über den muskulösen Hals des Pferdes beugte. Als Lee das Bild betrachtete, kam ihm plötzlich ein Gedanke.
    »Oh mein Gott – das ist es! Ein Schlüssel .«
    »Was?«, sagte Florette.
    »Eddie«, erwiderte Lee. »Das Rennprogramm – das war der Schlüssel!«
    »Welcher Schlüssel?«, fragte Florette, noch immer verwirrt.
    Während der Zug weiter dahinsauste, erläuterte Lee dem Detective seinen Einfall.
    Eine halbe Stunde später war er an der East Seventh Street und hielt auf seine Wohnung zu. Die Tür hatte sich noch nicht ganz hinter ihm geschlossen, als er schon Chucks Nummer anwählte. Nach dem zweiten Läuten nahm sein Freund ab.
    »Hallo?«
    »Hör zu, Chuck, ich habe da eine Idee.«
    »Und zwar?«
    »Erinnerst du dich, was ich dir von Eddie erzählt habe? Dass er mir vor seinem Tod etwas Wichtiges mitteilen wollte und ich dachte, seine Pferdewette könnte uns einen Hinweis darauf geben?«
    »Ja, und?«
    »Der Name des Pferdes lautete Schlüssel zum Himmelreich . Eddie war sehr abergläubisch. Ich denke, dass er aus gutem Grund auf dieses Pferd gesetzt hat – und zwar aus einem Grund, der mit unserem Fall zusammenhängt.«
    »Und was soll das gewesen sein?«
    »Na ja, du weißt doch, wie mühelos der Mörder in die Kirchen gelangt ist?«
    »Ja. Aber es waren auch nicht alle Kirchen verschlossen.«
    »Ich weiß. Aber denk daran, wie er sich letzte Nacht ins Krankenhaus eingeschlichen hat.«
    »Stimmt.«
    »Und er ist in den verschlossenen Raum mit dem Messwein gelangt, ohne die Tür aufzubrechen.«
    »Und weiter?«
    »Es mag ja weit hergeholt klingen, aber was ist, wenn er ein Fachmann auf dem Gebiet ist?«
    »Und was für ein Gebiet wäre das?«
    »Na, er könnte doch zum Beispiel Schlosser sein?«
    »Und deshalb Schlüssel zum Himmelreich , meinst du? Hm. Nicht schlecht. Auf alle Fälle ist
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