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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht
Autoren: C.E. Lawrence
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es einen Versuch wert.«
    »Wir haben doch eh schon überlegt, dass er wahrscheinlich selbstständig ist, stimmt’s? Vielleicht hat er seinen eigenen Schlüsseldienst.«
    »Okay«, sagte Chuck. »Wir können Florettes Männer gleich darauf ansetzen.«
    »Ich habe ihm schon auf der U -Bahn-Fahrt davon erzählt.«
    »Ja? Und?«
    »Ihm hat die Idee gefallen. Ich habe vorgeschlagen, dass wir anfangen, in einem Umkreis von einer Meile rund um die Kirche in Queens zu suchen. Das dürfte der wahrscheinlichste Ort sein – vorausgesetzt, dass er in der Nähe seiner Wohnung arbeitet.«
    »Okay. Wir können so ab acht Uhr früh bei den Geschäften auflaufen.«
    »Ich bin um Punkt acht bei dir im Büro.«
    »Okay.« Eine Pause, dann fragte Chuck: »Lee?«
    »Ja?«
    »Geht es dir gut?«
    »Ja. Ich gehe jetzt ins Bett.«
    »Okay. Mach das wirklich, verstanden?«
    »Klar doch. Vielleicht rufe ich vorher noch Nelson an, aber –«
    »Ach, lass den mal seinen Rausch ausschlafen. Er hat sich heute wie ein totaler Idiot aufgeführt.«
    »Ich weiß. Aber er leidet auch ganz schön.«
    »Sicher. Tun wir das nicht alle?«
    »Ja. Klar.«
    »Ab ins Bett, Lee.«
    »Okay. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Lee legte eine CD mit Vokalstücken des estnischen Komponisten Arvo Pärt auf und schaute aus dem Fenster in die Dämmerung, während die Stimmen des Chors sanfte, gespenstische Dreiklänge sangen. Doch gleich darauf klingelte das Telefon wieder.
    »Hallo?«
    »Hi, ich bin’s.« Es war Kathy. »Ich rufe nur an, um Auf Wiedersehen zu sagen.«
    »Warum?«
    »Ich fahre doch morgen nach Philadelphia zum Monatstreffen der Vidocq-Gesellschaft. Mein Vater hat mich eingeladen.«
    »Oh, ja. Tut mir leid – das hatte ich vergessen.«
    »Kein Problem. Ich übernachte bei meinem Vater. Sobald ich wieder zurück bin, rufe ich dich an.«
    »Okay.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Mir geht es gut.«
    »Sieh zu, dass du dich richtig ausruhst«, sagte sie skeptisch.
    »Ich werde mich auf der Stelle hinlegen.«
    »Okay. Wir sprechen uns in ein paar Tagen.«
    »Gut.«
    »Du wirst mir fehlen.«
    »Du mir auch.«

KAPITEL 58

    Er schaute sich im Schnellrestaurant in der Grand Central Station um . Das hier waren gewiss alles nette Leute, mit Familien und Hypotheken und Hunden, die sie aus dem Tierheim hatten – zottelige Terrier mit niedlichen Gesichtern und roten Halstüchern, die sonntags im Park spielten. Leute aus der Mittelschicht, die mit Geschirrspülern, Laptops und Lebensversicherungen. Sie hatten Eltern in Altenheimen, um die sie sich kümmerten, und Sparkonten für ihre Kinder.
    Doch er hatte keinen Zutritt zu ihrer Welt. Er lebte im Zwielicht dunkler Triebe und noch dunklerer Taten.
    Wenn er nicht einer von ihnen sein konnte, dann würde er es sich zum Ziel machen, ihre heile Welt zu zerstören, ihnen vor Augen zu halten, dass nichts wirklich Sicherheit bot – weder die gepanzerten SUVs noch die Alarmanlagen für ihre Häuser oder die unbeschreiblich teuren Bürogebäude mit den japanischen Zierbrunnen und den neuesten Designermöbeln. Er würde zuschlagen, wo immer sie lebten, arbeiteten oder sich amüsierten.
    Er sah auf seine Uhr – Zeit zu gehen. Sein Zug nach Philadelphia war gleich bereit zur Abfahrt.

KAPITEL 59

    Lee schwor sich, dass er Nelson anrufen würde, nachdem er sich ein kurzes Nickerchen auf der Couch gegönnt hatte. In seinem Kopf hämmerte es nun schon seit Stunden, sein Hals wurde wieder steif, und ihm war übel. Er nahm eine von Dr. Patels Pillen und versuchte, nicht daran zu denken, was der Arzt für ein Gesicht gemacht hatte, als Lee das Krankenhaus verließ. Danach legte er sich auf die Couch und zog die grüne Wolldecke über seine Beine. Laura hatte sie ihm gestrickt, als sie sechzehn war und er sein erstes Semester in Princeton begann. Beim Einschlafen sah er, wie ein schmaler Mondstrahl auf dem silbernen Windspiel funkelte, das Kylie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte.
    Ein Läuten riss ihn aus dem Schlaf. Im Traum war es das Klingeln des Windspiels gewesen, wieder wach, stellte er allerdings fest, dass es sein Telefon war. Er warf die Decke von sich und stolperte zum Apparat hinüber.
    »Hallo?«
    Es war Nelson, und er klang stocknüchtern.
    »Es tut mir so leid. Kannst du mir jemals verzeihen, dass ich mich wie ein völliger Idiot aufgeführt habe?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Lee.
    Er berichtete Nelson von seiner Theorie über den Schlüsseldienst.
    »Das würde passen«, stimmte Nelson zu. »Dann hätte er
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