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2726 - Totentanz

2726 - Totentanz

Titel: 2726 - Totentanz
Autoren: Perry Rhodan
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»Der Tamaron lebe ewig!«
    Ashya Thosso, Sorgfaltsministerin
     
     
    1.
    Spieglein, Spieglein in der Hand
    Apsuma, 5. Oktober 1514 NGZ
     
    Uvan-Kollemy tauchte in die Leiche ein und schaute sich um.
    Der Agent der Gläsernen Insel hatte in seiner Laufbahn viele Tote gesehen, die meisten schlimmer zugerichtet als dieser Milizionär namens Aacyr-Cugham. Nur wenige hatten ihn allerdings in vergleichbarer Weise fasziniert.
    »Verrat mir dein Geheimnis«, sagte er zu dem Holo der Leiche.
    Er bekam keine Antwort. Natürlich nicht.
    Er trat einen Schritt zurück, heraus aus der in der Luft schwebenden Darstellung des Toten: aus der fremdartigen Welt aus Nervennetzen, Aderngeflechten, inneren Organen und Knochen wieder in die kühle Sachlichkeit des Leichenschauhauses. Er wusste nicht, was ihm lieber war.
    Das Holo schwebte in der Mitte eines kleinen, klinisch weißen Raums. Datenkolonnen, Grafiken und die Ergebnisse der Autopsie flirrten in dreidimensionalen Feldern um den Toten. Die Leiche selbst lag in einem durchsichtigen Tank an einer Wand, steril, gesichert und ...
    ... rätselhaft. Sämtliche technische Tricks vermochten ihr Geheimnis nicht zu lüften. Dazu brauchte es einen messerscharfen Verstand. Schärfer als das Vibroskalpell des Medikers, der die Leiche zuerst untersucht hatte.
    Der Spiegel, die in Uvan-Kollemys Handfläche implantierte Positronik, vergrößerte auf einen Sprachbefehl hin das Holobild und zoomte auf die klaffende Halswunde.
    In ihr hatte der Gerichtsmediziner fremdartiges genetisches Material gefunden, wodurch Uvan-Kollemy vor zwei Tagen überhaupt erst auf den Mord an dem Milizionär aufmerksam geworden war. Zu Lebzeiten war der Tote ein Künstler gewesen, wie der Agent aus den Infodateien wusste. Doch nun, im Tod, war Aacyr-Cugham selbst ein Kunstwerk. Der Betrachter musste es auf sich wirken lassen, es genauestens studieren, um seine wahre Bedeutung zu erfassen.
    Etwas, das Uvan-Kollemy nicht gelungen war, obwohl er seit drei Stunden nichts anderes tat.
    »Du vernachlässigst deinen Auftrag!«
    Uvan-Kollemy drehte sich um und sah Oc Shozdor, den Leiter des tefrodischen Geheimdiensts. Seinen obersten Vorgesetzten. »Das sehe ich anders.«
    »Du sollst Boocor Vazur im Auge behalten, einen potenziellen Attentäter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das Hotel Laumhus Gäste verlassen hat und sich nun ausgerechnet im Leichenschauhaus der Gläsernen Insel aufhält. Oder ist er vielleicht gestorben?«, fragte Shozdor süffisant. »Na, das wüsste ich aber.«
    »Ich habe mir erlaubt, meinen eigentlichen Auftrag auszuführen. Dieser lautet nämlich nicht, jemanden zu beobachten, sondern das Attentat auf den Hohen Tamrat Vetris zu verhindern.« Uvan-Kollemy zeigte auf den Toten im Tank. »Und diese Leiche hat etwas damit zu tun. Ich weiß es. Ich spüre es! Vertrau mir.«
    Oc Shozdor lächelte. »Das tue ich. Sonst würde ich dich nicht ungestört gewähren lassen.«
    Uvan-Kollemy ersparte sich den Hinweis, dass man kaum von ungestört sprechen konnte, wenn einem der Chef der Gläsernen Insel höchstpersönlich über die Schulter schaute.
    »Also«, sagte Oc Shozdor. »Wo siehst du den Zusammenhang?«
    »Ich weiß es noch nicht. Aber diese ungewöhnliche DNS, die man in der Wunde gefunden hat, gibt mir Rätsel auf. Der Gedanke an sie lässt mich nicht los.«
    »Deshalb hast du die Leiche hierher bringen und von unseren Leuten untersuchen lassen?«
    »Richtig.«
    »Mit welchem Ergebnis?«
    »Leider keinem anderen als bisher. Die DNS ist nicht tefrodisch und stammt auch nicht von Tefor. Ich habe das Gen-Archiv der Gläsernen Insel durchsucht, um dort mehr über die Herkunft dieser genetischen Hinterlassenschaft zu erfahren. Erfolglos. Ich verstehe das nicht. Wie kann es sein, dass ich nicht einmal dort etwas finde? Was für ein Wesen kann diesen Mann ermordet haben?«
    Oc Shozdor trat näher an das Holo und begutachtete die Halswunde des Toten, die riesig vor ihm schwebte. Sein Gesichtsausdruck spiegelte eine Mischung aus Ekel und geradezu widerwilliger Faszination. »Ich bin hier, weil ich von deinem Suchauftrag erfahren habe«, sagte er, ohne sich zu Uvan-Kollemy umzudrehen. »Ich frage mich, weshalb du dich gerade für diesen Mord und diese DNS-Spuren interessierst.« Er zögerte einen Augenblick. »Wenn es eine Sache gibt, der ich noch mehr traue als dir im Allgemeinen, ist es dein Instinkt. Also habe ich die Daten der Analyse abgerufen und machte mich selbst auf die Suche.«
    Uvan-Kollemy
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