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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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Und dann reden wir.«
    »Ich kann nicht schlafen«, kam die Antwort prompt.
    »Wir besorgen Ihnen einen Arzt. Vielleicht brauchen Sie ein Schlafmittel.«
    Nun wurde es etwas länger still. Fredrik war sich fast sicher, dass er bald Schritte auf der Treppe hören würde.
    »Können wir nicht hier reden?«
    »Aber …«
    Sara legte Fredrik die Hand auf den Arm. Er verstummte und machte eine einladende Geste.
    »Bist du sicher?«, wisperte Sara.
    »Ja, es könnte funktionieren. Versuch es einfach«, flüsterte er zurück.
    Fredrik machte einen Schritt zur Seite und überließ Sara den Platz vor der Tür.
    »Hallo, Rickard«, begann sie, »hier spricht Sara Oskarsson. Wir kennen uns doch.«
    Sie warf einen Blick aufs Meer.
    »Natürlich können wir hier reden. Das geht auch. Sie sind hier, wir sind hier, und außerdem, da haben Sie völlig recht, unterhalten wir uns ja bereits.«
    »Okay«, kam zögerlich die Antwort. »Fragen Sie.«
    »Es wäre am allerbesten, wenn Sie einfach erzählen würden. Wir glauben, dass Sie uns helfen können, die Ereignisse zu verstehen.«
    Wieder Schweigen. Sara sah Fredrik an, dann schaute sie aufs Meer.
    »Erzählen Sie einfach.«
    Wieder blickte sie zum Meer, als könnte es ihr helfen, die richtigen Worte zu finden.
    »Wissen Sie etwas über das, was Ihrem Vater zugestoßen ist?«
    »Ich war dort«, sagte Rickard Traneus.
    Sara und Fredrik sahen sich kurz an.
    »Wo?«, fragte Sara.
    »Im Haus.«
    »In welchem?«
    »Im Haus in Levide«, sagte Rickard.
    »In Ihrem Elternhaus in Levide?«, fragte Sara.
    Fredrik hatte eiskalte Finger, und die Haut in seinem Gesicht spannte. Das Meer war dunkler geworden, es war nun graublau und voller weißer Schaumkronen.
    Rickard war wieder verstummt.
    »Was ist im Haus passiert?«, bohrte Sara nach.
    »Nichts …«
    Sara und Fredrik sahen sich wieder an. Fredrik machte ein müdes Gesicht. Er fragte sich, wie lange die Verstärkung noch auf sich warten lassen würde. Würden die Kollegen über das Wasser kommen oder mit dem Hubschrauber? War der Wind zu stark? Nein, so kräftig blies es nicht.
    »Ich meine«, fuhr Rickard plötzlich fort, »ich habe gehört, wie sie darüber redeten.«
    »Worüber?«, fragte Sara.
    »Sie haben meinen Vater getötet.«
    Die Worte kamen klar und deutlich aus seinem Mund, es bestand kein Zweifel.
    »Wer?«
    »Meine Mutter und Anders.«
    Fredriks Herz schlug schneller. Er sah Sara an, aber sie richtete ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die Tür und auf Rickard.
    »Haben sie das gesagt?«
    »Ich weiß, dass er sie dazu gebracht hat.«
    »Wer?«
    »Anders natürlich.«
    Mithilfe von Saras Fragen kam Rickards Geschichte Stück für Stück heraus. Er wurde verhört, ohne es zu merken. Vielleicht war es ihm so auch lieber.
    »Wissen Sie, wie es vor sich ging?«
    »Ich weiß, dass er sie dazu gebracht hat. Irgendwie hat er dafür gesorgt, dass sie es getan hat.«
    »Wissen Sie, wie er das gemacht hat?«, fragte Sara.
    »Meine Mutter hätte meinem Vater nie etwas angetan. Er war derjenige, der …«
    »Haben sie darüber geredet?«
    Rickard gab keine Antwort. Beinahe wurde die Tür von einem Windstoß zugeschlagen. Sara musste sie festhalten. Sie stand nun zur Hälfte im Leuchtturm.
    »Hat sie das gesagt?«
    Es blieb still. Ohne Fredrik anzusehen, drehte Sara sich noch einmal zum Meer um. Der Wind zerrte an ihrem Haar. Im Osten stand unerschütterlich und kalt der neue Leuchtturm, wie ein weißer Strich hob er sich von Himmel und Meer ab.
    »Rickard. Was haben Sie Ihre Mutter sagen hören? Hat sie Anders vorgeworfen, dass er sie zu der Tat getrieben hat?«
    »Ich weiß es einfach«, sagte Rickard.
    Nun machte Sara eine Pause.
    »Erzählen Sie mir ganz genau, was Sie gehört haben«, sagte Sara schließlich. »Fangen Sie da an. Ich will ganz genau wissen, was die beiden gesagt haben. Mehr nicht.«

60
     
    Sie schlug mit der Rückseite der kurzen Axt zu. Dreimal. Bei jedem Schlag spürte sie den Schmerz an Wange und Schläfe, wo er sie geschlagen hatte.
    Warum hatte er geschlagen? Sie hatte schon vor Langem begriffen, dass diese Frage sinnlos war. Er schlug eben. Die Gründe lagen in ihm selbst. Er war bis obenhin voll mit Gründen.
    Als sie benommen und mit schmerzendem Kopf im Bett lag, begriff sie plötzlich, warum er sie dieses Mal verprügelt hatte. Er hatte an die Frau gedacht, mit der er in Tokio zusammen gewesen war. Kristina hatte geahnt und gespürt, dass er dort eine Geliebte hatte, aber es machte ihr nichts aus. Sie war
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