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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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Blick.
    »Ich glaube, die Tür ist offen«, flüsterte sie.
    An der Stelle, wo die Tür aufgebrochen worden war, leuchtete ein Streifen helles Holz.
    »Ich sehe mich hier um«, sagte er gedämpft und deutete mit einer Kopfbewegung auf die steinernen Überreste der ehemaligen Nebengebäude des alten Leuchtturms.
    Sara blieb beim Eingang stehen, während Fredrik die Ruinen untersuchte. Die kräftigen Kalksteinmauern standen noch, aber Dach, Fenster und Türen waren seit Langem verschwunden. Dort konnte sich niemand verstecken.
    Er überlegte, ob Rickard Traneus wirklich derjenige war, der mit dem Boot unten am Strand zur Insel gekommen war. Möglicherweise gab es eine andere Erklärung. Falls es jedoch tatsächlich Rickard Traneus war, hatte er sie mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits entdeckt. Wie würde er reagieren? Würde er sich bedroht fühlen?
    Fredrik überlegte, wie er sich verhalten würde, wenn er bemerkte, dass ihn jemand in seinem sicher geglaubten Versteck suchen kam. Im Leuchtturm würde er nicht bleiben. Er würde ohnehin nicht auf einem Fleck verharren, sondern sich hinter Büschen oder Felsen verstecken. Es war allerdings nicht gesagt, dass Rickard so dachte wie er.
    Er lief zur zweiten Ruine, die in einem deutlich schlechteren Zustand war als die erste. Die Seitenwände waren eingestürzt und das Mauerwerk verwittert.
    Er blieb stehen und warf einen Blick zurück auf den Leuchtturm. Von hier aus konnte er kein Fenster sehen. Falls Rickard Traneus dort drinnen war, konnte er Fredrik auch nicht sehen. Schnell umrundete er die Ruine und sah durch die leeren Fenster. Auch hier war niemand.
    Fredrik rannte zurück zu Sara und achtete dabei darauf, dass man ihn vom Leuchtturm aus nicht sehen konnte.
    »Ich glaube, dass er im Turm ist«, sagte Fredrik. »Falls er uns nicht hinters Licht geführt hat.«
    »Wir können aber nicht reingehen«, sagte Sara.
    »Stimmt.«
    Sie hatte recht. Es war zu gefährlich, und es gab im Moment auch keinen Grund dafür. Falls er dort drinnen war, saß er fest. Sie brauchten nur zu warten.
    »Soll ich den Kollegen Bescheid sagen?«
    »Wir können ja zuerst versuchen, Kontakt mit ihm aufzunehmen.«
    Sara sah ihn skeptisch an, protestierte aber nicht, als Fredrik ein paar Schritte nach rechts machte, direkt neben der Tür stehen blieb und dreimal fest klopfte.
    »Rickard?«
    Er ließ einige Sekunden verstreichen.
    »Rickard Traneus? Sind Sie da?«
    Keine Antwort, nur der tosende Wind.
    »Rickard«, versuchte er es noch einmal. »Sie wissen, wer wir sind. Wir haben uns bei Ihnen zu Hause kennengelernt. Fredrik Broman und Sara Oskarsson von der Polizei Visby.«
    Im Leuchtturm herrschte Stille, oder zumindest drangen keine Geräusche nach draußen, die den Wind übertönen konnten.
    »Vielleicht hört er uns nicht«, sagte Sara. »Möglicherweise hat er es sich bequem gemacht, und sein iPod läuft.«
    »Er könnte auch bekifft oder betrunken sein oder Tabletten eingeworfen haben, was auch immer«, sagte Fredrik.
    »Sollen wir versuchen, die Tür zu öffnen, damit er uns besser hört?«, schlug Sara vor.
    Das war vermutlich ungefährlich, dachte Fredrik. Falls er im Turm war, stand er bestimmt nicht kampfbereit hinter der Tür, sondern hatte sich vermutlich so weit wie möglich nach oben zurückgezogen.
    »Okay«, sagte er.
    Er rüttelte vorsichtig an der Tür. Irgendetwas leistete Widerstand, gab aber nach.
    »Rickard«, rief er. »Ich werde jetzt die Tür aufmachen, aber nur, damit Sie uns besser hören können. Wir kommen nicht rein. In Ordnung?«
    »Du hörst dich an wie der böse Wolf in Rotkäppchen «, flüsterte Sara.
    »Willst du es lieber machen?«, zischte Fredrik.
    Sie schüttelte den Kopf. Fredrik stellte den Fuß in die Tür. Sara zog ihre Waffe und hielt sich dicht an der Wand. Er signalisierte ihr, Ruhe zu bewahren, und drückte behutsam mit dem Fuß gegen die Tür. Auf der anderen Seite war ein raues Poltern zu hören, als würde ein Stein verschoben. Wenn ein Stein die Tür geschlossen gehalten hatte, musste sich jemand im Leuchtturm befinden.
    Die Tür stand nun ein ganzes Stück offen. Sara und Fredrik hielten sich von dem Spalt fern.
    »Ich will, dass Sie mir antworten, Rickard. Ohne eine Antwort von Ihnen gehen wir hier nicht weg.«
    Es blieb still. Die Tür bewegte sich im Windzug.
    »Rickard, ich heiße Fredrik Broman und komme von der Polizei Visby. Wir kennen uns. Neben mir steht Sara Oskarsson, die Ihnen ebenfalls bekannt ist. Sie wissen, wer wir sind,
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