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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs
Autoren: Anne Rice
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Prolog
    Mein Name ist David Talbot. Kann sich noch jemand daran erinnern, dass ich Generaloberst der Talamasca war, dieses Ordens übersinnlicher Detektive, dessen Motto lautet: »Wir wachen, und wir sind immer da«? Irgendwie hat es was, dieses Motto, nicht wahr? Die Talamasca gibt es seit über tausend Jahren. Ich weiß nichts über die Anfänge dieses Ordens. Und ich kenne auch nicht all seine Geheimnisse. Eines weiß ich jedoch: dass ich ihm den größten Teil meines sterblichen Lebens gedient habe. In England, dem Mutterhaus der Talamasca, stellte sich mir der Vampir Lestat vor. In einer Winternacht platzte er ganz unverhofft in mein Arbeitszimmer.
    Sehr schnell wurde mir damals klar, dass es zwei völlig verschiedene Dinge sind, über das Übersinnliche zu lesen und zu schreiben oder es mit eigenen Augen zu sehen. Aber das ist schon sehr lange her.
    Mein Ich befindet sich inzwischen in einem anderen Körper, und dieser wiederum wurde durch Lestats mächtiges Vampirblut umgewandelt.
    Nun zähle ich mit zu den gefährlichsten Vampiren und genieße hohes Vertrauen unter ihnen. Selbst der argwöhnische Armand hat mir seine Lebensgeschichte enthüllt. Vielleicht haben Sie seine Biografie gelesen - ich habe sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am Schluss jener Geschichte wachte Lestat in New Orleans aus einem langen Schlaf auf, um einem wunderbaren, verführerischen Musikstück zu lauschen. Musik allerdings versetzte ihn auch wieder in tiefstes Schweigen, und er zog sich in seine Klostermauern zurück, wo er sich auf staubigem Marmorboden niederlegte.
    Damals hielten sich viele Vampire in New Orleans auf - Herumstreuner, Schurken, junge, törichte Vampire, die alle einen Blick auf Lestat in seiner scheinbaren Hilflosigkeit werfen wollten. Für die sterblichen Einwohner der Stadt waren sie eine Bedrohung, und die Alten unter uns, die eigentlich nur ungesehen bleiben und in Ruhe jagen wollten, reagierten verärgert über diese jungen Vampire.
    All die Eindringlinge sind wieder fort.
    Einige wurden vernichtet, andere nur in Angst versetzt. Und die Älteren, die gekommen waren, um den schlafenden Lestat zu trösten, sind wieder ihrer Wege gegangen. Nur noch drei von uns waren, als diese neue Geschichte begann, in New Orleans: der schlafende Lestat und seine beiden getreuen Zöglinge - Louis de Pointe du Lac und ich, David Talbot, der Autor dieser Geschichte.

1
    Warum bittest du mich um so etwas?« Sie saß mir an dem Marmortisch des Cafés gegenüber, mit dem Rücken zu den offen stehenden Türen. Ich war ihr wie ein Wunder vorgekommen. Doch was ich von ihr erbat, hatte sie verwirrt. Jetzt staunte sie mich nicht länger an, sondern schaute mir direkt in die Augen.
    Sie war groß und trug ihr Haar wie schon immer, lang und lose herabfallend. Nur am Hinterkopf wurde es von einer aus Leder gefertigten Spange zusammengehalten, so dass es ihr weit über den Rücken hinabwallte. An ihren zierlichen Ohrläppchen baumelten goldene Creolen, und das weiche weiße Sommerkleid wirkte zigeunerhaft, vielleicht wegen des roten Schals, mit dem sie den weiten Rock in der Taille gerafft hatte. »Und für ein solches Wesen soll ich es tun?«, fragte sie. Sie war nicht verärgert über mich, jedoch so aufgewühlt, dass sie es trotz ihrer sanften Stimme nicht verbergen konnte. »Einen Geist heraufbeschwören, der möglicherweise von Zorn und Rachegelüsten erfüllt ist, darum bittest du mich - und zwar für Louis de Pointe du Lac, der selbst schon kein Sterblicher mehr ist?«
    »Wen kann ich denn sonst bitten, Merrick?«, antwortete ich. »Wer sonst könnte das?« Ich sprach ihren Namen amerikanisch aus, obwohl sie ihn vor vielen Jahren, als wir uns zum ersten Mal trafen, Merrique geschrieben und mit einem leichten Anklang ihres einstigen Französisch ausgesprochen hatte. Die Tür zur Küche verursachte ein unangenehmes Geräusch, das Kreischen vernachlässigter Angeln. Ein Gespenst von einem Kellner tauchte neben uns auf. Seine Schürze war schmuddelig, und er schob seine Füße mit scharrendem Geräusch über die staubigen Bodenfliesen.
    »Rum«, sagte sie zu ihm. »Den St. James. Gleich eine ganze Flasche.«
    Er murmelte etwas, doch nicht einmal ich mit meinen vom Vampirblut geschärften Ohren störte mich daran. Dann schlurfte der Kellner davon und ließ uns wieder allein in dem spärlich beleuchteten Raum, dessen hohe Türen alle zur Rue St. Anne offen standen.
    Dieses kleine Etablissement entsprach dem echten alten New
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