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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs
Autoren: Anne Rice
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übernehmen könnten.«
    »Werden die ganz alten Vampire Verständnis dafür haben, dass ich nicht zur Talamasca zurückkehre, wenn das für sie bedeutet, dass ihr Frieden und ihre Zurückgezogenheit durch eine neue Art Gelehrter gestört werden? Ach, das Ganze schließt viel mehr ein, als wir glauben, seht ihr?«
    »Du unterschätzt uns alle«, sagte ich gelassen. »Ich glaube allerdings, dies ist unsere letzte Nacht hier in der Wohnung, und deshalb verabschiede ich mich von all den Gegenständen, die immer eine so tröstliche Atmosphäre schufen - und das solltet ihr alle tun.«
    Wir richteten den Blick auf Lestat und betrachteten sein vor Ärger verzerrtes Gesicht. Endlich sagte er etwas.
    »Dir ist doch wohl klar«, richtete er sich unmittelbar an mich, »dass ich die Ordensmitglieder, die jene für uns so bedrohlichen Beobachtungen machten, ganz einfach auslöschen kann.« Merrick protestierte sofort, genau wie ich gestikulierte sie aufgeregt, bis ich mich hastig zu drängendem Bitten herabließ: »Tu das nicht, Lestat! Lass uns von hier fortgehen. Wir sollten ihren Glauben töten, nicht sie selbst. Wie eine kleine Armee auf dem Rückzug verbrennen wir alle Beweise, die sie sonst als Trophäen davonschleppen würden. Aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, mich gegen die Talamasca zu wenden. Ich kann’s nicht. Was soll ich noch sagen?« Merrick nickte, schwieg jedoch. Endlich ergriff Lestat das Wort.
    »Na gut«, sagte er mit Endgültigkeit in der Stimme, die jedoch seine Rachegelüste nicht verbarg. »Ich gebe euch nach, weil ich euch liebe. Wir gehen fort. Wir werden dieses Haus verlassen, das so viele Jahre mein Heim war. Wir werden die Stadt verlassen, die wir alle lieben. Wir werden dies alles zurücklassen, und wir werden einen Ort finden, wo wir in der Menge unsichtbar bleiben. So machen wir es, aber ich sage euch, es gefällt mir nicht, und für mich haben die Ordensmitglieder durch eben diese Verlautbarungen jeden besonderen Schutz verspielt, den sie vielleicht bis dahin genossen.« Ich war beruhigt.
    Wir gingen flink und still ans Werk und sorgten dafür, dass nichts zurückblieb, an dem das mächtige Blut klebte. Schon bald war in der Wohnung nichts mehr zu finden, das als Beweis taugte. Dann gingen wir vier weiter zu Merricks Haus und unterzogen es der gleichen Säuberungsaktion, verbrannten das weiße Seidenkleid, das sie bei der schrecklichen Séance getragen hatte, und auch den Altar zerstörten wir.
    Schließlich musste ich noch in Lestats Konvent mein bisheriges Arbeitszimmer aufsuchen, um meine vielen Tagebücher und Aufsätze zu verbrennen, eine Aufgabe, die mir überhaupt nicht zusagte. Es war ermüdend, es war niederschmetternd, es war demo ralisierend. Aber schließlich war es erledigt. Und so verließen wir New Orleans schon in der nächsten Nacht. Geraume Zeit vor Tagesanbruch machten sich die drei - Louis, Merrick und Lestat - auf den Weg.
    Ich blieb noch in der Rue Ro yale, wo ich mich an den Schreibtisch im hinteren Salon setzte und einen Brief schrieb. Er war an die gerichtet, zu denen ich einst so viel Vertrauen gehabt hatte, an die, denen ich einst so herzlich zugetan gewesen war. Mit eigener Hand schrieb ich, um sie merken zu lassen, dass dieser Brief eine besondere Bedeutung auch für mich hatte, wenn schon für sonst niemanden.
     
    »An meine geliebten Ältesten, wer auch immer Sie in Wahrheit sein mögen, es war unklug von Ihnen, uns so kämpferische Briefe zu schreiben, und ich fürchte, dass Sie zumindest einige von Ihnen - eines Nachts schwer dafür werden zahlen müssen.
    Verstehen Sie dies bitte nicht als Kampfansage. Ich gehe fort, und wenn Sie sich durch Ihre zweifelhaften Methoden diesen Brief beschafft haben, bin ich schon außer Reichweite.
    Aber eines sollen Sie wissen: Ihre Drohungen haben den empfindlichen Stolz eines der Stärksten unter uns aufgerüttelt, jemand, der bisher der Ansicht war, dass er seine gierigen Hände von euch lassen sollte. Aber durch Ihre unglücklich gewählten Worte und Drohungen haben Sie das bemerkenswerte Asyl verwirkt, das Sie bisher schützend umgab. Sie sind nun für jene, die zu schrecken Sie versuchten, ebenso verwundbar wie jeder andere Sterbliche, ob Mann oder Frau.
    Und in der Tat haben Sie einen weiteren recht betrüblichen Fehler begangen, und ich rate Ihnen, lange und gründlich darüber nachzudenken, ehe Sie bezüglich der Geheimnisse, die wir miteinander teilen, weitere Aktionen planen.
    Zudem haben Sie sich selbst zu
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