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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs
Autoren: Anne Rice
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sagte ich, »ich bitte dich, drohe der Talamasca nicht.«
    »Und warum nicht?«, wollte er wissen.
    »Du kannst doch nicht tatsächlich daran denken, Mitgliedern der Talamasca etwas anzutun.« In meiner Betroffenheit sprach ich etwas zu scharf. »Das kannst du schon aus Respekt vor Merrick und mir nicht machen.«
    »Du wirst doch auch bedroht, oder?«, fragte Lestat. »Die Bedrohung gilt uns allen.«
    »Aber du verstehst nicht«, sagte Merrick. »Es ist zu gefährlich für dich, etwas gegen die Talamasca zu unternehmen. Es ist eine große Organisation, uralt -«
    »Das ist mir egal«, sagte Lestat.
    »Und sie wissen sehr wohl, was du bist«, entgegnete sie. »Lestat, bitte, setz dich wieder hin«, sagte Louis. »Siehst du denn nicht das Entscheidende? Es geht nicht nur um ihr beträchtliches Alter und ihre Macht. Es geht nicht nur um ihre Möglichkeiten. Es geht darum, was die Talamasca wirklich darstellt. Sie kennen uns, sie können beschließen, sich mit uns einzulassen. Sie können beschließen, uns eine Menge Schaden zuzufügen, wohin auch immer wir uns wenden werden auf dieser Welt.«
    »Du träumst, mein hübscher Freund«, sagte Lestat. »Denk an das Blut, das ich mit dir geteilt habe! Du auch, Merrick! Und dann denk an die Talamasca und ihre vermoderten Methoden! Was haben sie denn gemacht, als Jesse Reeves dem Orden verloren ging? Damals hörte ich keine Drohungen.«
    »Ich denke sehr wohl an ihre Methoden, Lestat«, sagte Merrick mit Nachdruck. »Ich meine, wir sollten von hier fortgehen. Wir sollten alle Beweise mitnehmen, die ihre Ermittlungen fördern könnten. Wir sollten fortgehen!«
    Lestat warf uns allen giftige Blicke zu, und dann stürmte er aus der Wohnung.
    Während der ganzen Nacht wussten wir nicht, wo er war. Wir kannten sein Gefühle, ja, und wir verstanden und respektierten sie, und ohne es auszusprechen, entschieden wir, dass wir tun würden, was er sagte. Wenn wir einen Anführer hatten, dann war es Lestat. Als die Morgendämmerung nahte, sahe n wir uns auf dem Weg zu unseren Verstecken sehr vor. Wir alle hatten das Gefühl, nicht mehr in der Menschenmenge untergehen zu können. Am folgenden Abend nach Sonnenuntergang kehrte Lestat in die Wohnung zurück.
    Merrick war hinuntergegangen und hatte von einem Kurier einen weiteren Brief entgegengenommen, einen Brief, vor dem mir grauste. Lestat erschien kurz vor ihrer Rückkehr im vorderen Salon. Lestat war windzerzaust und rosig angehaucht und zornig. Mit lärmenden Schritten lief er hin und her und wirkte ein wenig wie ein Erzengel, der nach seinem verloren gegangenen Schwert sucht. »Bitte, reiß dich doch zusammen«, sagte ich energisch zu ihm. Er warf mir einen wütenden Blick zu, setzte sich dann jedoch auf einen Stuhl und wartete ab, dass Merrick wieder ins Zimmer kam. Dabei schleuderte er wütende Blicke auf mich und Louis. Schließlich kehrte Merrick zurück, den offenen Umschlag und ein Perga ment in der Hand. Ich kann ihren Gesichtsausdruck nur als erstaunt bezeichnen, und sie sah zuerst mich an, dann die anderen. Schließlich ließ sie ihren Blick auf mir ruhen. Geduldig und mit einer Geste, die Lestat um Schweigen bat, sah ich zu, wie Merrick ihren Platz auf dem Damastsofa einnahm, ne ben Louis. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass er keinen Versuc h machte, den Brief über ihre Schulter hinweg zu lesen. Er wartete ab, doch er war ebenso besorgt wie ich. »Es ist ganz außergewöhnlich«, sagte sie zögernd. »Meines Wissens haben die Ältesten nie zuvor eine solche Haltung eingenommen. Keiner im Orden hat je so klare Anweisungen erteilt. Es gibt die wissenschaftliche Forschung, es gibt die Beobachtung. Ich weiß von endlosen Berichten über Geister, Hexenwerk, Vampire, ja, auch über Vampire! Aber so etwas wie das hier habe ich noch nie erlebt.« Sie schlug das einzelne Blatt auf und las es mit einem wie betäubt wirkenden Gesichtsausdruck laut vor:
     
    »Wir wissen, was Sie Merrick Mayfair angetan haben. Wir raten Ihnen dringend, Merrick Mayfair zu uns zurückzuschicken. Wir akzeptieren keine Erklärungen, keine Ausreden, keine Entschuldigung. Wir gehen in dieser Sache keinen verbalen Handel ein. Merrick Mayfair muss zu uns zurückehren, und wir geben uns mit nichts anderem zufrieden.«
     
    Lestat lachte leise. »Für was halten sie dich denn, chérie ?« , fragte er. »Wieso sagen sie, wir sollen dich ihnen übergeben? Halten sie dich für ein kostbares Juwel? Meine Güte, sind diese bemoosten Gelehrtenhäupter
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