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Stille Nacht (German Edition)

Stille Nacht (German Edition)

Titel: Stille Nacht (German Edition)
Autoren: Cherry Adair
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Prolog
    IN DOWNTOWN CHICAGO, AUF DER SIEBTEN ETAGE EINES alten, nach dem großen Feuer sanierten Gebäudes, befand sich zwei Türen vom Ende des Ganges ein unscheinbares Büro. BROWN UND DONAHUE GENEALOGIE-FORSCHUNG stand auf dem Milchglas-Fenster.
    Jeden Tag, Montag bis Freitag, sperrte die Geschäftsinhaberin von Brown und Donahue, Rosalind Donahue, die Tür auf und betrat das Büro um punkt neun Uhr morgens.
    Roz war eine engagierte—fast, so dachten manche, eine besessene—Kreuzritterin. Ihr kleines Eine-Frau-Büro suchte unermüdlich, forschte nach und erschloß Generationen von Vorfahren für Leute, die hungrig nach etwas aus ihrer Vergangenheit waren, nach verlorenen Familienbanden.
    Das Licht, das durch ihr Fenster schien, ging selten vor Mitternacht aus.
    Mit einem Studienabschluß in Bibliothekswesen und einer Erbschaft, die ihr den Erwerb des Hope-Diamanten ein paarmal sichern würde, lebte und verinnerlichte Roz ihre Leidenschaft. Während sie anderen half, arbeitete sie daran ihren eigenen Schmerz und ihre Wut zu lindern, die seit ihrer Kindheit schwärten, seit jener Nacht als sie zu einer Pyjamaparty ging und in ihrer Abwesenheit ihre gesamte Familie brutal ermordet wurde.
    Der Mörder wurde letztenendes gefasst, vor Gericht gestellt und verurteilt, aber das Urteil wurde wegen einer Formsache aufgehoben. Der Mörder wurde auf freien Fuß gesetzt und mordete wieder ….
    Roz wusste, die Zeit könne nicht alle Wunden heilen; es würde nur … anders. Sie wusste ebenso, dass Verurteilungen nicht die Erlösung bringen. Nur Gerechtigkeit würde Trost bringen.
    Aus ihrer Sicht benötigte die traditionelle Strafvollstreckung etwas Unterstützung, die Unschuldigen von den Schuldigen zu beschützen. Strafrecht und Rechtssystem waren mit Schlupflöchern übersät, die die Ratten entkommen ließen, aber die Unschuldigen gefangen hielten.
    Also stand Rosalind eines Morgens auf und sagte sich, Genug. Mit ihrer Erbschaft und ihren Nachforschungsfähigkeiten gründete sie erstmalig eine Agentur zur Verhinderung von Viktimisierung. Sie hatte überall auf der Welt Agenten zur Stelle, die in einem Augenblick gefährliche Missionen angehen konnten. Die Zielsetzung war präventiv—eingreifen, bevor jemand zu einem Opfer werden konnte.
    Leider, das Geschäft war rege. Der niemals-endende Strom von Kunden reichte von sehr angesehenen Eltern entführter Kinder, zu übersehenen und unterbewerteten Individuen der Gesellschaft, sowie allem dazwischen. Es war egal. Nicht für Roz. Und nicht für die Agenten der Unternehmung. Sie hatten nur ein Ziel. Ein Motto. Eine Loyalität.
    Im Gegenzug verlangte sie nur zwei Dinge von ihren Agenten: Jene die Schutz bedürfen mit allem erforderlichen Einsatz zu beschützen und es niemals persönlich zu machen.
    Nach dem Anruf eines in Panik geratenen, neuen Kunden kam sie an diesem Morgen nicht dazu, das Telefon in die Halterung zu retournieren. Mit einem flüchtigen Blick auf das Silber-gerahmte Foto ihrer Familie in der Ecke ihres Schreibtisches, drückte Roz die Hörergabel, hackte dann eine der zweihundert eingespeicherten Kurzwahlnummern. Alle ihrer Agenten hatten ihr Spezialgebiet. Sie wußte genau, wen sie für diese spezielle Aufgabe benötigte.
    “Und Ihnen auch einen guten Morgen,” konversierte sie mit dem Agenten. Sein Foto flitzte in ihrem Gedächtnis vorbei, als ihre Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. Einer der Gründe für den Erfolg der Agentur war die geheimnisvolle Natur ihrer Kommunikation. Kein direkter Kontakt—keine persönlichen Meetings. Die Unternehmung funktionierte aufgrund von strikt auferlegter Anonymität. Roz wusste mehr über ihre Agenten als deren Mütter und trotzdem hatte sie keinen von ihnen je getroffen und plante es dabei zu belassen. “Hier ist Ihre Aufgabe….”

1
    JOE SORN STAMPFTE SCHNEE VON SEINEN GEFRORENEN, BESTIEFELTEN FÜßEN als er ungeduldig an der Türklinke rüttelte. Versperrt. Eine verdammt gute Sache, wenn man bedachte, dass trotz der landesweiten Fahndung, die im Gange war, ein Serienkiller gerade jetzt seinen Weg durch den Sturm auf diese Ranch im Nirgendwo von Montana finden würde.
    Die Frage war nicht, ob Dwight Treadwell auftauchen würde. Die Frage war wann.
    Obwohl er unter dem großzügigen Vordach der Veranda stand, peitschte der heulende Wind Schnee in Joes Kragen und schlich sich unter den flappenden Saum seines Mantels. Die Kälte ließ ihn schaudern. Was ihn nicht annähernd soviel störte, als den Ort
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