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Stille Nacht (German Edition)

Stille Nacht (German Edition)

Titel: Stille Nacht (German Edition)
Autoren: Cherry Adair
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herauszugleiten. Er hielt den dünnen, spitzen Eispickel zu ihrer Ansicht hoch.
    Flennend wie ein Baby, schrumpfte sie zurück gegen die schmutzige Vertäfelung des Trailers. “Warum tu-tun Sie mir das an?”
    Treadwells Mund zuckte, was einem Lächeln am nächsten kam. “Weil, schönes Mädchen, ich kann.”
    Wenn es um die Wahl ging, erschossen zu werden, oder stundenlang mit vorgehaltenem Messer als Spielzeug herzuhalten, würde sie sich entscheiden erschossen zu werden.
    Im Moment würde sie diese Wahl nicht treffen müssen. Da war eine dritte Möglichkeit. Lauf wie der Teufel. Sie fing mit ihren Augen seinen Blick ein und wartete die drei grauenvollen Jahre, die die erste Sekunde zu dauern schien. Die Angst kauerte in ihrer Brust, was es unmöglich machte zu atmen. Bald würde er die Pistole nicht abdrücken müssen, sie würde einfach an Sauerstoffmangel zugrunde gehen.
    “Sie hätten mich an der Eingangstür erschießen sollen, Fräulein Metcalf. Sie haben nicht nach einer Identifizierung oder ähnlichem gefragt.”
    Welche Sorte Mörder predigt einem über Sicherheitsprozeduren? Sie wunderte sich lautlos. Mitten im Nebel der Panik entschied sie sich für eine andere Strategie. Lass ihn reden. Ihre Überlegung war, solange er redete, würde er nicht auf sie schießen. Solange er sie nicht erschoss, hatte sie eine Chance zu entkommen.
    “Geben Sie mir meine Pistole zurück. Ich kann diesen Fehler im Nu berichtigen.”
    Sie wich zurück, als er ihr langes Haar mit dem kalten Stahllauf ihrer eigenen Waffe von ihrem Hals wegstrich. Wenn seine Augen Sekunden zuvor kalt waren, waren sie nun arktisch, als er die noch immer livide Narbe an ihrer Kehle sah. “Scheißkerl.”
    Die Narbe war rot und grässlich. Aber sie war am Leben. Während er seine Eindrücke sammelte, brachte Kendall ihr Knie in einer blitzartigen Bewegung hoch, wie sie das in ihrem Selbstverteidigungskurs perfektioniert hatte.
    Sie war schnell, aber er war den Bruchteil einer Sekunde schneller. Ihr Knie traf ihn in den Sack, aber da er rechtzeitig auswich, konnte er den Schlag abschwächen. Sein Aufschrei in Schmerz und seine instinktive, halb gekauerte Haltung, ließen ihr gerade genug Zeit, loszulaufen. Seine Hand schoss heraus, ihren Arm zu erwischen, aber sie war zu verschreckt, zu entschlossen das zuzulassen. Wieder.
    Sie flog.
    Sie kannte das enorme Haus ziemlich gut, er nicht. Sie flitzte an ihm vorbei, als er um Luft rang. Vorbei an der Küchentheke, wo ihre hell-roten Tassen und die Kaffeekanne noch immer standen. Durch die Essecke. Durch den Aufenthaltsraum mit 10-Meter-hohem, offenem Sandstein-Kamin, schwindelerregend hohen Zedernbalken und 10-Meter-hohem halb dekoriertem Weihnachtsbaum.
    Kendalls blosse Füße patschten auf den polierten Hartholzboden, als sie rannte. Nichtwiedernichtwiedernichtwieder. Sie machte einen Bogen um das schwere Ledersofa-Trio, schlitterte um zwei große Ficus-Bäumchen in deren riesigen Terrakotta Töpfen, raste beinahe in die Leiter, die sie neben dem Weihnachtsbaum gelassen hatte und nahm die letzten halb gefüllten Schachteln mit Denises Weihnachtsbehang, der darauf wartete hochzugehen, wie eine Olympionike im Hürdenlauf. Sie mag nicht so fit gewesen sein wie eine Athletin, jedoch hatte sie höllisch mehr Motivation.
    Das massive, offene Zedernstiegenhaus erhob sich vor ihr. Oben waren acht Schlafzimmer, alle mit soliden Türen und Schloss. Ihr Atem war schnell und abgehackt, als sie begann, die Stufen mit Volldampf zu nehmen, ihr Herzschlag im Einklang mit dem Patschen ihrer nackten Füße auf Hartholz.
    BitteGottbitteGottbitteGott—
    Sie war auf halbem Weg oben, als sein Unterarm sie plötzlich um die Taille hakte. Die Welt drehte sich schwindelerregend, als er sie von ihren Füßen hob. Beim Gefühl seines Schraubstock-artigen Griffes um ihre Mitte, gab es für Kendall kein Zurückhalten. Sträubend und bockend schrie sie aus Leibeskräften blutiger Mörder, während sie versuchte rückwärts zu treten.
    Selbstverständlich konnte niemand sie hören, mit der Ausnahme ihres Angreifers.
    “Ich werde Ihnen nicht weh tun,” schrie er über ihr Angstgeschrei und ihre Raserei hinweg, als er sie, strampelnd und kämpfend, in Richtung Sofagruppe vor dem massiven Kamin trug.
    Aber sie hatte das zuvor gehört. Die Worte fassten Fuß in ihr wie Ziegelsteine. Bleib ruhig und leide. Sie mühte sich ab und bockte, als ihre Gedanken rasten, voll mit endlosen Dingen, die er ihr antun konnte, um ihr Schmerz
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