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Stille Nacht (German Edition)

Stille Nacht (German Edition)

Titel: Stille Nacht (German Edition)
Autoren: Cherry Adair
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wusste, dass er ihr Angst machte. Er würde wissen, dass sogar ein schlimmer Schuss aus der Nähe ihn töten würde. Als sie ihn beobachtete, schien die Narbe an Kendalls Kehle zu brennen, und sie rang darum ein Gleichgewicht zu finden, zwischen der Erkenntnis, dass immerhin sie die Pistole in Händen hielt, und der Erinnerung wozu ein entschlossener, gewalttätiger Mann imstande war.
    “Kendall.” Er sprach ihren Namen sanft aus, als er vor ihr hockte und die Spitze seines Messers zwischen ihren blassen, gekrümmten Zehen in den Fußboden stoch, um seine Hände freizumachen, nach einer großen Rolle Segeltuch zu greifen. Treadwell war kein großer Mann, er sah nicht wie ein Monster aus. Er hatte ein sanftes, fleischiges Gesicht und hellbraunes Haar. Er sah aus wie ein Lehrer. Oder ein Priester. Aber oh Gott, er wusste jemandem die ausnehmend schmerzhafteste Art von Folter zuzufügen….
    Dieser Mann war groß. Und furchteinflößend, jetzt da sie darüber nachdachte. Sie erkannte zu spät, dass dies ein Mann war, der seinen Körper als Waffe einsetzen konnte. Groß. Stark. Schnell.
    Sie hatte nicht genug Luft in ihren Lungen, um im Augenblick eine Geburtstagskerze auszublasen. Keine Angst zeigen. Keine Angst zeigen. Keine Angst zeigen. Das mentale Mantra funktionierte ganz gut, als sie den Griff um die Pistole festigte und sich weigerte mit den Augen zu blinzeln.
    Sie hatte die Pistole nach der Attacke vor 15 Monaten gekauft. Sie hatte eine größere gewollt—eine Kanone. Aber sie fand heraus, sie konnte mit dem Gewicht nicht umgehen, und gab sich mit einer .22 zufrieden. Und wenngleich sie durch monatelanges, rigoroses Training gegangen war, hatte sie gehofft, nie tun zu müssen, was sie gerade tat. Die Pistole auf ein menschliches Ziel zu richten. Aber greifbare Angst bereitete sie darauf vor und machte sie mehr als entschlossen abzudrücken.
    “Nun?” Sie spreizte ihre Beine etwas, für besseres Gleichgewicht und justierte ihre linke Hand, um ihre rechte zu unterstützen. “Wer sind Sie und was wollen Sie?” Sie hatte den Mann der Nachbarin erwartet. Er hatte sie nicht korrigiert—
    Der Marlboro Mann verengte seine Augen. “Darauf gefasst, zu schießen um zu töten?” Seine Stimme war tief und hallte durch sie nach.
    “Noch nicht,” zischte Kendall durch ihre Zähne. “Aber, zum Teufel, ja. Ich wiederhole: Wer sind Sie, und was tun Sie hier?” Sie bewegte noch immer kein Augenlid, und jetzt flatterte die Pistole in ihren Händen nicht, aber ihre beschleunigten, unerträglich sprunghaften Herzschläge tanzten hinter ihren Augäpfeln.
    War er ihre größte Angst? Die Umsetzung ihrer Albträume?
    Gott. Sie hatte geglaubt, der Terror lag hinter ihr. Wie närrisch von ihr, die Tür so einfach aufzumachen. Noch dazu wo sie alleine war. Aber verdammt, Dwight Gus Treadwell war im Gefängnis, wo er hingehörte. Er würde nie herauskommen. Und zu ihrer eigenen Verteidigung, das Gesetz des Durchschnitts würde ihr nicht einen anderen Angreifer schicken. Besonders nicht den langen Weg hinaus in die Wildnis von Montana, um Himmels willen.
    Soviel zum Gesetz der Durchschnitte.
    Die Frage war: Laufen oder schießen?
    Sie debattierte den Bruchteil einer Sekunde zu lang.
    Die eine Sekunde saß er am Küchentresen; die nächste fühlte sie einen Stich in ihrem Handgelenk, als er sich über den gefliesten Boden bewegte, und mit einer Abwärtsbewegung seiner Hand, die Pistole aus ihren kraftlosen Fingern riss.
    Er drehte den Lauf, auf die Mitte ihrer Stirn zu zielen. Die kleine Pistole sah in seiner großen Hand lächerlich aus. Lächerlich, aber gerade so tödlich als hätte er ein Maschinengewehr gehalten. Er war nahe genug, dass jede der fünf Kugeln im Lager sie töten würde. Tot war tot.
    Sie fühlte den Schwall von Ofenhitze seines Körpers, er war so nahe. Sein Atem roch nach Kaffee, seine Augen waren eiskalt, seine Hand total ruhig. Ein Angstschauder rieselte ihr Rückgrat hinunter und machte es sich in ihrem Magen bequem.
    Sie hatte einen flüchtigen Gedanken. Wenigstens würde dies schnell vorüber sein.
    Sie reagierte mit einem leisen Kehllaut, als Dwight eine Reihe scharfer, blanker Objekte in dem ausgerollten Segeltuch zum Vorschein brachte. Sie schüttelte intensiv genug, sodass ihre Zähne klapperten. Tränen, Rotz und Blut vermischten sich nass auf ihrem Gesicht, vollständig überwältigt von Terror, beobachtete sie ihn, das erste von sieben Instrumenten aus der spezial-angefertigten Auskleidung
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