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Mit der Liebe spielt man nicht

Titel: Mit der Liebe spielt man nicht
Autoren: Jayne Ann Krentz
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1. KAPITEL
    Wenn Sie von der Polizei sind, kommen Sie leider ein wenig spät“, sagte der Mann mit einem Anflug von Galgenhumor, bevor er langsam an der Mauer zu Boden glitt.
    Teresa Graham, die gerade eben in die dunkle Gasse eingebogen war, stand fassungslos vor dem Fremden. Der Schock lähmte sie jedoch nur für Sekunden.
    „Was ist passiert?“, fragte sie. Im nächsten Moment kniete sie neben dem dunkelhaarigen Mann und überlegte fieberhaft, wie sie ihm helfen könnte. Obwohl sein Hemd und seine Jeans mit Blut befleckt waren, schien er keine tiefen Wunden zu haben. Verzweifelt versuchte sie, sich an Erste-Hilfe-Maßnahmen zu erinnern.
    Vorsichtig tastete sie seinen Oberkörper ab, um herauszufinden, wo die Verletzungen lagen. Als sie seine Rippen berührte, stöhnte der Mann auf.
    „Würden Sie mir abnehmen, dass ich gegen die Mauer gelaufen bin?“, scherzte er. Sein schmerzverzerrtes Gesicht zeigte dabei jedoch deutlich, welche ungeheure Anstrengung ihn allein das Sprechen kostete.
    „Eher könnte ich mir vorstellen, dass Sie zusammengeschlagen worden sind“, entgegnete Teresa. „Ich werde Hilfe holen. Zum Glück hält sich Ihr Blutverlust in Grenzen. Aber ich glaube, dass eine Rippe gebrochen ist. Ich werde einen Arzt rufen müssen.“
    „Auf keinen Fall!“, protestierte er. „In ungefähr einer halben Stunde verlässt das Schiff den Hafen, nicht wahr?“
    Erst jetzt erkannte Teresa in dem Fremden einen der Passagiere des Kreuzfahrtschiffes, das sie zu dieser Insel gebracht hatte. „Ja, aber Sie können doch nicht ...“
    „Hören Sie“, unterbrach er sie, „ich lasse mich lieber an Bord vom Schiffsarzt behandeln, ehe ich riskiere, auf dieser gottverlassenen Insel zurückzubleiben.“
    Teresa biss sich auf die Unterlippe. „Sie dürfen sich aber nicht bewegen“, meinte sie.
    „Denken Sie etwa, dass ich in dieser verdammten Gasse liegen bleiben will? Bitte helfen Sie mir, das Schiff zu erreichen“, bat er.
    „Na gut“, gab sie nach. „Warten Sie hier. Ich werde versuchen, eines von diesen verrückten Inseltaxis aufzutreiben.“
    Teresa warf ihm noch einen letzten Blick zu und rannte los. Ein paar Ecken weiter entdeckte sie ein Taxi und winkte es heran.
    „Ja, Miss, wohin möchten Sie?“
    „Zum Hafen.“
    „Okay, steigen Sie ein.“
    „Ich ... ich brauche Hilfe. Nicht weit von hier liegt ein Verletzter, der mit mir aufs Schiff zurückkehren muss. Würden Sie ...?“
    „Natürlich.“
    Der Taxifahrer folgte Teresa in die enge Gasse. Inzwischen standen dem dunkelhaarigen Mann Schweißperlen auf der Stirn. Er hatte sich ein Stückchen aufgerichtet; mit dem Rücken lehnte er an der Mauer.
    Mit vereinten Kräften zogen der Taxifahrer und Teresa ihn behutsam hoch und führten ihn zum Auto. Der Fremde hielt dabei einen Spazierstock aus schwarzem Ebenholz so fest umklammert, dass die Adern auf seiner Hand hervortraten. Teresa hatte sich schon vorher über diesen ungewöhnlichen Stock gewundert. Jetzt sah sie, dass der Mann leicht gehbehindert war.
    Der Weg zum Wagen schien ihn total erschöpft zu haben, er war leichenblass und zitterte vor Anstrengung. Auf dem Rücksitz des Taxis sank er in sich zusammen. Teresa, die neben ihm
    Platz genommen hatte, bettete seinen Kopf auf ihren Schoß.
    „Hier, das ist die richtige Medizin“, sagte der Taxifahrer und reichte ihr eine Flasche Rum. „Geben Sie ihm ein paar Schlucke davon.“
    „Meinen Sie wirklich, dass Alkohol in diesem Fall angebracht ist?“ Sie zweifelte daran.
    „Unbedingt“, murmelte der Verletzte.
    „Gut, aber nur ein paar Tropfen“, meinte sie. Ganz vorsichtig setzte sie die Flasche an seine Lippen und flößte ihm etwas von der goldbraunen Flüssigkeit ein.
    „Bitte mehr, Lady“, flüsterte er.
    Er schaute Teresa mit seinen ungewöhnlich hellen grauen Augen so flehend an, dass sie einfach nachgeben musste. Mit gierigen Schlucken trank er die Flasche fast bis zur Hälfte leer. Zu Teresas Entsetzen verlor er danach das Bewusstsein.
    „Um Himmels willen!“, schrie sie auf und bat den Taxifahrer, sich zu beeilen.
    Ihr Blick ruhte auf dem dunkelhaarigen Mann. Obwohl sie ihm bereits mehrmals an Bord begegnet war, hatte sie keine Ahnung, wie er hieß und woher er stammte. Er war groß und ziemlich kräftig, hatte jedoch kein Gramm Fett zuviel. Sein Alter schätzte sie auf vierzig. Jedenfalls deuteten die um Mund und Augen eingegrabenen Linien darauf hin. Seine Gesichtszüge ließen große Willenskraft und Stärke vermuten.
    Ob
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