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Mit der Liebe spielt man nicht

Titel: Mit der Liebe spielt man nicht
Autoren: Jayne Ann Krentz
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die Gehbehinderung von einem Autounfall herrührt?, fragte sie sich. Und was hatte sich wohl in der finsteren Gasse abgespielt? War er von Straßenräubern überfallen worden, die einem wehrlosen Touristen aufgelauert hatten? Zumindest ließ ihn sein Gehfehler als leichte Beute erscheinen.
    Neugierig durchsuchte Teresa seine Taschen, bis sie seinen Ausweis fand. Wenigstens hatte man ihm den nicht weggenommen. Nun wusste sie also, wie er hieß; der Pass war auf den Namen Devin Colter aus Texas ausgestellt.
    Als das Taxi mit quietschenden Reifen vor dem Anlegeplatz zum Stehen kam, steckte sie die Papiere hastig zurück.
    In diesem Moment schlug Devin Colter die Augen auf. Glücklicherweise schien er nicht bemerkt zu haben, dass Teresa seine Taschen durchwühlt hatte.
    Sie fühlte sich ein wenig schuldig.
    „Wir sind da“, sagte sie leise. „Ich werde eine Tragbahre kommen lassen.“
    „Bitte nicht“, bat er mit heiserer Stimme. „Die ganze Angelegenheit ist mir so schon peinlich genug. Helfen Sie mir bitte aus dem Taxi.“ Ohne auf Teresas Einwände zu hören, richtete er sich auf. Ihr blieb nichts anderes übrig, als schnell aus dem Wagen zu springen, um ihn beim Aussteigen stützen zu können.
    Ein paar Matrosen, die die Szene von Weitem beobachtet hatten, eilten herbei.
    „Lauf voraus, Emerson“, befahl einer der Männer. „Der Doktor soll sich bereithalten. Und der Kapitän muss informiert werden. Sieht so aus, als ob einer unserer Passagiere einen Unfall an Land hatte.“ An Teresa gewandt, fragte er: „Autounfall?“
    „Nein, zumindest glaube ich das nicht. Ich fand ihn in diesem Zustand in einer kleinen Gasse in der Nähe vom Markt. Wahrscheinlich ist er überfallen worden.“
    „Merkwürdig“, antwortete der Matrose. „Wir hatten bisher noch nie Zwischenfälle auf St. Regis.“ Zusammen mit einem zweiten Mann hakte er Devin Colter unter. Aber der Spazierstock, den der Verletzte wieder fest umklammert hielt, war den Männern im Wege. Nur widerwillig gab Devin ihn aus der Hand.
    „Ich werde gut darauf aufpassen“, versicherte Teresa.
    „Danke“, sagte Devin. „Versprechen Sie mir, noch eine Weile bei mir zu bleiben?“
    Seine Worte rührten sie irgendwie.
    Spontan erwiderte sie: „Ich werde so lange bei Ihnen bleiben, wie Sie mich brauchen.“
    Er sah sie prüfend an. „Ich glaube Ihnen.“ Er schien ihr zu vertrauen. Im nächsten Moment klappte er plötzlich zusammen, und die Männer mussten ihn zum Schiff tragen. Teresa folgte ihnen langsam und hielt den Spazierstock wie eine überaus wichtige Kostbarkeit.
    Zwei Stunden später hielt Teresa den Spazierstock noch immer in der Hand. Sie saß neben dem weißbezogenen Bett in der Krankenabteilung des Schiffs und schaute Devin unverwandt an. Während der Arzt die Wunden behandelte, war Devin Colter nur für kurze Momente aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Jedes Mal, wenn er die Augen öffnete, schien ihn Teresas Anblick zu trösten. Inzwischen war er beruhigt eingeschlafen.
    Mit den vielen Verbänden und den Blutergüssen im Gesicht sah er zwar furchtbar zugerichtet aus, er schien jedoch noch einmal Glück gehabt zu haben. Nach Auskunft des Doktors war nichts gebrochen, und der Patient würde bald wieder aufstehen können.
    Warum beruhigt ihn meine Gegenwart wohl?, fragte Teresa sich. Ob sie ihn an jemanden erinnerte, der ihm nahestand? Nein, den Eindruck hatte sie eigentlich nicht. Wenn Devin für kurze Augenblicke aus seiner Bewusstlosigkeit aufgetaucht war, galt sein Interesse ihr, ihr persönlich. Oder bildete sie sich das nur ein?
    Die meisten Leute übersehen mich sonst einfach, dachte Teresa grimmig. Manchmal war es ihr recht, aber es konnte auch sehr frustrierend sein.
    Wenn sie eine atemberaubende Schönheit gewesen wäre, hätte sie bestimmt nicht die meiste Zeit ihres Lebens als stille Beobachterin in der Ecke verbracht. Schöne Frauen wurden von Männern umschwärmt ...
    Teresa Graham hatte mit ihren neunundzwanzig Jahren längst gelernt, dass sie nicht der Typ Frau war, den die Männer umschwirrten wie Motten das Licht. Sie selbst fand ihr Außeres ziemlich durchschnittlich. Sie hatte hellbraunes Haar und trug einen schlichten Pagenschnitt. Ihre Gesichtszüge waren sanft und gefällig, aber keineswegs klassisch. Der geschwungene kleine Mund und die Stupsnase ließen sie auf den ersten Blick leicht naiv wirken, doch aus ihren goldbraunen schräg geschnittenen Augen sprachen Intelligenz und Humor.
    Was ihre Figur anging, traf die
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