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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten!
Autoren: Jason Dark
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»Kommen Sie, Sinclair, kommen Sie! Das müssen Sie sich ansehen!« Alex Rankin zerrte mich beinahe wie einen Verbrecher aus dem Rover. Suko, der mit mir gefahren war, nahm er kaum zur Kenntnis.
    »Immer mit der Ruhe, Meister!«
    Rank fuhr herum. Er war kleiner als ich, dunkelhaarig und trug eine Brille. »Scheiß was auf die Ruhe!« flüsterte er. »Das ist Grauen in Potenz! Und es ist schon die vierte Leiche. Ich habe die Schnauze voll, verstehen Sie? Ich will keine Psychopathen oder Soziopathen mehr jagen. Ich will auch kein Profiler mehr sein, obwohl man mich dazu gemacht hat. Mir steht es bis hier!« Er zeigte auf seine Oberlippe und nickte dazu.
    »Ich verstehe Sie, Rankin.«
    »Hören Sie auf.«
    »Doch, ich kenne mich aus. Ich habe selbst schon Dinge genug erlebt, über die man nur den Kopf schütteln kann.«
    Rankin atmete zweimal durch. Dann schaute er mich an und auch Suko, der neben mir stand. »Sorry, aber manchmal ist es zum Heulen. Ich weiß ja, wer Sie sind. Aber dieser Killer ist ein Tier, ein… ein…«, er hob die Schultern, »ich weiß es selbst nicht. Es ist alles klar und trotzdem so verdammt kompliziert. Dann immer die verdammten Nachrichten, die mich und andere verhöhnen. Es ist…«
    »Sollten wir uns den Tatort nicht besser anschauen?« fragte Suko.
    »Ja, natürlich. Sie sind ja neu. Oder endlich hier. Wie auch immer.« Er winkte ab.
    »Und immer in einer Kirche?«
    »Ja, Suko, ja. Oder fast immer. Zwei haben wir in einer Kirche gefunden, einen im Gemeindehaus, und die Frau hier liegt wieder auf dem Altar.«
    »Wer ist die Tote?«
    »Eine Person, die hier putzte. Sie tat es freiwillig. Nur für Gotteslohn.« Rankin lachte bitter. »O verdammt, jetzt hat sie ihren Lohn dafür bekommen.«
    Die Kirche lag vor uns. Sie war recht klein und von Pappeln umgeben. Die Bäume hatten ihr trauriges Spätherbstkleid angelegt.
    An einigen Stellen in der Umgebung lag noch etwas Schnee. Die Reste waren grau geworden, wie mit Asche bestreut. Der Kirchturm ragte schmal auf. An der Westseite sah das Dach rot aus. Dort hatte es neue Pfannen bekommen.
    Wir gingen auf die Tür zu. Für die Wagen der Mordkommission hatte ich keinen Blick. Auch die Mitarbeiter schauten ins Leere. Sie hatten ihre Arbeit getan, aber die Tote war noch nicht abtransportiert worden, weil Suko und ich sie uns noch ansehen sollten.
    Wir waren neu in diesem Fall. Die genauen Hintergründe kannte ich auch nicht. Sir James hatte nur eine kurze und sehr ernste Unterredung mit uns gehabt. Er hatte uns auch auf Alex Rankin hingewiesen, der eben den Job als Profiler übernommen hatte.
    Rankin war Polizist und Psychologe. Er gehörte zu den Menschen, die versuchten, sich in die Rolle des Verbrechers hineinzuversetzen, um sie irgendwo auch begreifen zu können, obwohl dies kaum möglich war, weil die Gehirne eben zu krank waren. Männer wie Rankin sammelten alles über die Täter. Sie wollten ein Puzzle zusammensetzen, um schließlich herauszufinden, wie sie eingreifen mußten. Möglicherweise konnten sie dann Verbrechen verhindern, warnen und Vorbeugen.
    Bei diesem Killer, von dem Suko und ich nicht viel wußten, hatte das nichts gebracht.
    Alex Rankin ging neben uns her. Er hatte seine Hände in die Taschen des braunen Mantels gestopft.
    Ich war sicher, daß er sie auch dort zu Fäusten geballt hatte.
    Rechts neben der Tür, die nicht versiegelt war, standen der Pfarrer und seine Frau. Der Mann war erkältet. Seine Nase schimmerte rot. Er rieb seine geschwollenen Augen, während seine Frau klein, schmal und totenblaß neben ihm stand. Andere Neugierige hielten sich aber zurück und standen frierend zwischen den Pappeln. Zum Glück hatte die Presse noch nichts von dem Verbrechen erfahren; so waren wir bei unseren Ermittlungen ungestört.
    »Die Frau des Pfarrers hat die Tote entdeckt«, berichtete Rankin. »Sie kam in die Kirche, um Weihnachtssterne aufzustellen.« Er zuckte die Achseln. »Sie können sich denken, welchen Schock sie bekommen hat. Ich wundere mich, daß sie noch auf den Beinen steht.«
    »Ja, das wird schwer gewesen sein.«
    Ich wollte nicht mit dem Pfarrer-Ehepaar sprechen, aber der Mann streckte mir seine Hand entgegen. »Sind Sie die Männer vom Yard?«
    Suko und ich bejahten.
    »Es ist grauenhaft«, flüsterte der Pfarrer. »So unmenschlich. Das hätte ich mir in den schlimmsten Träumen nicht ausgemalt. Ich… ich… weiß auch nicht, wie es geschehen konnte und komme nicht darüber hinweg, daß Menschen zu so etwas fähig
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