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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten!
Autoren: Jason Dark
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sagte ich.
    Ich erntete ein hartes Lachen. »Das wäre schön gewesen, wirklich treffend. Ist aber nicht so. Es gibt keine oder keinen Nachahmer. Er hat die Morde begangen. Er nimmt sie ja auf seine Kappe. Und nicht nur das. Er kündigt sie vorher noch an. Er hat nie Namen erwähnt, doch er erzählte, daß er jemand umbringen wird. Und das ist nach dem ersten Mord nun dreimal eingetreten. Alle stehen vor einem Rätsel, auch Marcella Ash.«
    »Wer ist das, bitte?«
    »Eine Kollegin aus der Klinik, die sich um ihn kümmert.« Rankin trat die Kippe aus. »Kümmert ist vielleicht zuviel gesagt. Sie betreut ihn auch nicht in dem Sinne. Für Marcella ist dieser Mann mehr ein Forschungsobjekt. Sie redet viel mit ihm, aber sie kommt nicht an ihn heran. Er hat ihr auch die Morde angekündigt, und er hat wirklich seinen Spaß dabei gehabt.«
    »Steht der Mann unter Bewachung?« fragte Suko.
    »Klar. Er kann nicht raus. Würde er es versuchen, gäbe es sofort Alarm. Der sitzt in einem Hochsicherheitstrakt. Es ist Wahnsinn, ich weiß, aber wir stehen vor einem Rätsel. Und Sie beide sind dafür bekannt, Fälle zu übernehmen, die mit dem normalen Verstand nicht zu fassen sind. Hier ist etwas geschehen, mit dem ich nicht zurechtkomme. Es versagt die Wissenschaft, das gebe ich ehrlich zu. Für mich ist Judas Delany kein Mensch, sondern ein Übermensch oder einer, der mit dem Teufel im Bunde steht, wie der Pfarrer schon richtig bemerkte. Und der Teufel ist ja Ihre Sache, denke ich.«
    Ich hatte meine Zweifel. »Kann man einfach alles auf den Teufel schieben?«
    »Wenn es ihn gibt. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Vielleicht steckt in jedem Menschen ein Teufel«, antwortete ich ausweichend.
    »Das ist auch möglich. Doch darüber denke ich nicht nach.« Alex Rankin ballte die rechte Hand zur Faust. »Ich möchte nur, daß es keinen fünften Toten gibt. Wenn Sie Unterstützung benötigen, kann ich sie Ihnen geben, falls es in meinen Kräften steht. Ansonsten sind Sie auf sich allein gestellt, sage ich mal.«
    »Was ist mit dieser Marcella Ash?« fragte Suko.
    »Sie ist eine Kollegin. Eine gute Frau, das muß ich sagen. Sie gibt sich Mühe, und ihr Fachwissen ist enorm.«
    »Sie kümmert sich um Delany?«
    »Was heißt kümmern? Das ist zuviel gesagt. Der junge Mann ist für sie ein Forschungsobjekt.«
    »Junge Mann?«
    »Klar, Suko. Judas ist erst fünfundzwanzig und in seinem Alter schon ein vierfacher Mörder.«
    »Falls er die drei anderen auch getötet hat«, sagte ich.
    Rankin tippte mir gegen die Brust. »Da seien Sie mal sicher. Er hat sie getötet, darauf können Sie sich verlassen. Judas ist eine mordende Triebmaschine. Ich finde keine Worte mehr. Seine Taten haben auch mit seiner Vergangenheit zu tun, aber das kann Ihnen Marcella Ash genauer erklären, denn sie kennt ihn besser.«
    »Haben Sie die Adresse der Klinik?«
    »Sicher.«
    Wir merkten uns den Namen. Für uns gab es hier nichts mehr zu tun. Alles andere war Sache der Kollegen. Die Wanne stand bereit, in die die Überreste gelegt werden sollten.
    Ich erhaschte einen Blick auf den Pfarrer und seine Frau. Sie mußte von ihrem Mann gestützt werden und hatte ihren Kopf gegen seine Schulter gelegt.
    Bevor wir uns verabschiedeten, bekamen wir noch Rankins Karte mit allen wichtigen Daten. Schweigend gingen wir zurück zu unserem Rover. Wir stiegen ein, fuhren noch nicht los und schauten beide gegen die Frontscheibe.
    Auf ihrer Fläche malte sich die Umgebung wie eine schwache Zeichnung ab. Wir sahen die Kirche, die Bäume und auch die Menschen. Wir wußten noch nicht, ob alle vier Opfer auf einem Altar gefunden worden waren. Es war jetzt nicht wichtig, darüber konnte uns sicherlich Marcella Ash Auskunft geben.
    »Fürchte deinen Nächsten«, murmelte Suko. »Er hat eines der Zehn Gebote umgedreht und pervertiert.«
    »Fehlt nur noch >wie dich selbst<«, sagte ich.
    »Glaubst du das?«
    »Was?«
    »Daß er sich vor sich selbst fürchtet.«
    »Ich würde es«, sagte ich.
    »Aber nicht er.«
    »Und er hat keinen Nachahmer«, murmelte ich.
    Suko wiegte den Kopf. »Also das würde ich nicht unterschreiben, John. Wenn wir Rankin glauben sollen, dann ist es unmöglich für Delany gewesen, aus der Klinik zu entkommen. Wie aber kann jemand einen Mord begehen, wenn er in der Zelle sitzt und es keine Hinweise auf eine Flucht gibt? Kannst du mir das erklären?«
    »Nein, aber wir werden es herausfinden.« Ich wollte starten, doch Suko legte mir eine Hand auf den Arm. »Warte
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