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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten!
Autoren: Jason Dark
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stellte mir keine Frage, denn er wußte wie es in mir aussah.
    Ich senkte den Kopf, atmete aus, schüttelte den Kopf. Selbst in dieser Kälte stieg der Blutgeruch in meine Nase, und dann legte Suko seine Hand auf meine Schulter.
    »Wir sollten wieder gehen, John.«
    »Ja, da hast du recht.« Meine Stimme war kaum zu verstehen. Ich ging den Weg zurück und fühlte mich so allein. Erst als ich die Kirche verlassen hatte, kam ich wieder zu mir und blickte hinein in die gestorbene Natur.
    Suko und Rankin waren auch wieder bei mir. Der Kollege räusperte sich. »Tut mir leid, ich hätte Ihnen den Anblick gern erspart, aber da sie jetzt mitmischen, müssen Sie alles sehen.«
    »Sicher«, murmelte ich.
    Suko fragte: »Weiß man schon, welche Waffe der Mörder benutzt hat?«
    »Nicht genau. Alles weist auf eine Machete oder ein ähnliches Instrument hin. Er hat gewütet…«
    »Wie war es bei den anderen drei Toten?«
    »Ebenso, Suko. Kaum anders. Ich begreife es nicht.
    Vier Leichen, und es gibt keine Zusammenhänge. Er sucht sie sich wahllos aus, hat man das Gefühl. Ich habe ein Phantom gejagt. Ich habe alles versucht. Ich habe die Psychologie ebenso eingesetzt wie die Untersuchungsergebnisse der Kollegen. Aber es war nichts, gar nichts. Ich kam keinen Schritt weiter, und ich stehe noch immer am Anfang. Jetzt sind Sie im Spiel, und ich hoffe, daß es Ihnen gelingt, den Killer zu fassen. Er muß endlich zerstört werden, verstehen Sie?«
    Ich hatte den schrecklichen Anblick zwar noch nicht abgeschüttelt, das würde ich nie können, aber mich hatten die Worte des Kollegen schon verwundert. »Warum sprechen Sie von einer Zerstörung, Alex?«
    Er nickte vor sich hin. »Das werde ich Ihnen gleich erklären. Zuvor aber das.« Er zog beide Hände aus den Manteltaschen, obwohl er nur in der rechten etwas hielt. Es war eine dünne Plastiktüte, und darin befand sich ein weißer Zettel. Auf dieser Unterlage malte sich die rote Schrift besonders gut ab, und die Worte sahen aus, als wären sie mit Blut geschrieben worden.
    »Lesen Sie!«
    Suko und ich lasen zugleich und halblaut. »Fürchte Deinen Nächsten!« Und dann gab es da noch eine Unterschrift. »Judas…«
    »Ja, Judas. Judas, der Verräter. So steht es schon in der Bibel!« flüsterte Rankin. »Einer, der den Herrn verraten und sich dann aus Reue und Scham erhängt hat.«
    »Dann hat der Killer einen Namen«, sagte Suko.
    »Richtig. Und es ist sogar der echte!«
    Ich schaute hoch. »Der echte? Moment mal, woher wissen Sie das? Wie kommen Sie darauf?«
    Alex Rankin ließ sich mit der Antwort Zeit. Er steckte das Beweisstück wieder in die Tasche, holte Zigaretten hervor und zündete sich ein Stäbchen an.
    Dabei schaute er auf die kahlen Pappeln, als könnten ihm die wenigen, dunklen Blätter eine Antwort geben. Nach drei Zügen drehte er sich wieder um.
    »Reden Sie schon!« drängte ich. »Sie wissen mehr. Das sehe ich Ihnen doch an!«
    Rankin sprach mit monotoner Stimme. »Der Killer heißt Judas Delany!«
    »Das wissen Sie?«
    »Ja, er ist mir bekannt.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Oder doch. Er sitzt. Wir haben ihn. Er sitzt in einer Klinik für psychisch Kranke. Wir wissen, wer dieses Schwein ist, und trotzdem killt er weiter! So, Sinclair, jetzt wissen Sie, warum wir Sie und Suko geholt haben…«
    ***
    Das war der zweite Schock innerhalb kurzer Zeit. Nicht so schlimm wie der erste, aber er war verdammt schwer zu überwinden. Ich konnte es nicht glauben, es war einfach unmöglich, aber welchen Grund sollte Rankin gehabt haben, uns anzulügen?
    »Sie haben sich nicht geirrt?« fragte Suko.
    »Nein, das habe ich nicht. Judas Delany. Merken Sie sich diesen Namen…«
    »Und Sie haben ihn festgenommen?«
    »Nicht ich, Suko. Kollegen. Nachdem er seine erste Bluttat begangen hatte. Es war ganz einfach. Er hat zu viele Spuren hinterlassen. Er leistete nicht einmal Widerstand. Es ging alles sehr schnell. Er wurde vor Gericht gestellt und aufgrund seiner wirren Aussagen in eine Klinik überwiesen, in der er noch immer ist. Sicher verwahrt. Er ist nicht einmal ausgebrochen. Dann hätten wir ja eine Spur. Er war in seiner Zelle, so habe ich es gehört.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Nein, nicht genau. Nicht zu den Stunden, als die Taten geschahen. Trotzdem war er da. Denn es gab keinerlei Spuren, die auf einen Ausbruch hingedeutet hätten. Keine Beschädigungen an der Tür, an den Gittern am Fenster, einfach nichts…«
    »Dann hat er einen Nachahmer gefunden«,
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