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Gone 4: Rache

Gone 4: Rache

Titel: Gone 4: Rache
Autoren: Michael Grant
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Dunkelheit rumgelaufen und hab es mir selbst ausgeredet. Verstehst du? Ich habe meinen Verstand zur Vernunft gebracht. Weil ich ja so gescheit bin.«
    Darüber lachte sie bitter.
    »Niemand ist so gescheit wie ich. Astrid, das Genie. Ich habe mir alles gründlich überlegt, habe mir alle Argumente durch den Kopf gehen lassen. Und bin zu einer guten und moralischen Entscheidung gelangt. Und dann? Dann war ich wieder dort … und Drake. Ich dachte über Drake nach … und als ich dachte …« Ihr versagte die Stimme.
    »Astrid, wir mussten alle …«
    »Nicht!«, fuhr sie ihn an. »Erspar mir das.«
    »Komm«, sagte er und streckte den Arm nach ihr aus. »Komm mit mir.« Aber zwischen ihnen hatte sich eine unsichtbare Wand aufgetan, die ihn zurückstieß. Er ließ die Hand wieder sinken.
    »Du findest mich sicher lachhaft«, sagte sie leise. »Meine schreckliche Arroganz. Ich frage mich, wie du mich ertragen konntest. Möchtest du mir nicht am liebsten sagen: ›Willkommen in Sams Welt. Nur dass ich solche Entscheidungen täglich treffen muss.‹«
    Ja, ein Teil von ihm wollte ihr genau das sagen: Willkommen in meiner Welt. Gar nicht so leicht, Sam zu sein, was? Er bemühte sich, es nicht zu zeigen, aber sie musste es gesehen haben, denn sie nickte. Als hätte er es laut ausgesprochen.
    Da sagte Sam mit fester Stimme: »Astrid, ich liebe dich. Egal was passiert ist.«
    Wenn sie ihn gehört hatte, ließ sie sich nichts anmerken. Astrid drehte sich um und ging davon.

Fünf Tage später
    Es war lange her, seit sich so viele Leute auf der Plaza versammelt hatten. Nicht alle waren gekommen, aber die meisten.
    Sam stand auf der Treppe zum Rathaus und ließ den Blick langsam über die Menge wandern. Er sah Gesichter, die immer noch voller Angst waren. Andere Kids konnten schon wieder lachen – manche waren sogar zum Spielen aufgelegt.
    Dazu waren nur Kinder imstande: sich an einem Strohhalm festzuhalten und selbst dann noch Spaß zu haben.
    Der Friedhof war um viele Gräber gewachsen. Es sah aber so aus, als wäre die Epidemie überstanden. Seit achtundvierzig Stunden gab es keine neuen Erkrankungen.
    Heimlich warf Sam einen Blick auf seinen Bruder. Caine wirkte viel selbstsicherer, als er selbst sich fühlte.
    Der neue Königs-Look steht ihm gut, dachte Sam düster. Caine war tadellos gekleidet: graue Hosen und ein dunkelblauer Blazer über einem hellblauen Poloshirt. Wo hatte er die Sachen her?
    Der Rest seines »Hofs« sah zwar nicht annähernd so gut aus, aber immer noch besser als Sam und seine Crew.
    Diana, Penny, Turk und Taylor – sie alle hatten hinter Caine Aufstellung bezogen.
    Neben Sam stand Dekka – in Wirklichkeit nur noch ein Schatten der scheinbar furchtlosen und einschüchternden Dekka von früher. Sie war nicht nur körperlich geschwächt, sondern schien auch all ihre Lebensfreude verloren zu haben.
    Brianna konnte nicht stillhalten, vibrierte am ganzen Körper. Sie wirkte abgelenkt und wütend und vermied jeden Blickkontakt mit Dekka.
    Jack überraschte ihn: dass er hier war und vor allem auch, wie viel Mühe er sich mit seinem Äußeren gegeben hatte. Er schien innerlich gewachsen.
    Edilio saß in einem Liegestuhl. Er sah immer noch sterbenskrank aus, aber der Husten hatte aufgehört, das Fieber war zurückgegangen und er war fest entschlossen weiterzuleben.
    Astrids Abwesenheit stach Sam förmlich ins Auge. Sie hätte da sein sollen. Er suchte die Menge nach ihr ab. In den letzten Tagen hatte sie niemand mehr gesehen. Die einen behaupteten, sie sei in eine kleine Wohnung am Stadtrand gezogen. Andere sagten, sie hätten sie auf dem Highway getroffen, unterwegs in Richtung Stefano Rey Nationalpark.
    Sam hatte gehofft, sie würde wenigstens zu dieser Versammlung kommen, zur Großen Trennung, wie Howard sie nannte. Sie war aber nicht aufgetaucht. Und inzwischen vermieden es Sams Freunde, ihren Namen auch nur zu erwähnen.
    Toto stand zwischen beiden Lagern – er machte einen unsicheren, fahrigen Eindruck.
    »Ich glaube, jetzt sind alle da«, verkündete Caine.
    »Nein, das glaubt er nicht«, sagte Toto.
    Caine lächelte nachsichtig. »Ich glaube, es sind alle da, die kommen wollten.«
    »Wahr«, sagte Toto.
    »Ja«, fügte Sam hinzu.
    Sein Mund war trocken. Er war nervös. Dabei sollte ihm das alles egal sein, keine Rolle spielen. Schließlich hatte er noch nie der Anführer sein wollen, geschweige denn ein beliebter.
    Caine hob die Hand, damit Ruhe einkehrte.
    »Ihr alle wisst, warum wir hier
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