Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gone 4: Rache

Gone 4: Rache

Titel: Gone 4: Rache
Autoren: Michael Grant
Vom Netzwerk:
bitter.
    Vor der FAYZ hatte er einmal an einem Joint gezogen und wäre dabei fast erstickt. Danach hatte er sich eine Stunde lang benebelt und seltsam gefühlt und am Ende einfach nur schläfrig.
    Sich zuzudröhnen war nie sein Ding gewesen. Zu diesen Leuten hatte er nie gehört.
    Aber an diesem Abend hatte er nach dem Monster im Käfig gesehen, das Brittney und Drake in einem war. Erst hatte er sich Drakes abscheuliche Drohungen anhören müssen, seine mörderische Wut. Und dann, was noch viel schlimmer war, Brittney, die darum bettelte, endlich sterben zu dürfen.
    »Sam, ich weiß, dass du mich hörst«, hatte sie durch die verbarrikadierte Tür gesagt. »Ich weiß, dass du da bist, ich habe deine Stimme gehört. Ich ertrage das nicht mehr. Sam, erlöse mich, bitte! Ich flehe dich an!«
    Vorher war er bei Astrid gewesen. Das war auch nicht gut gelaufen. Sie hatten sich beide bemüht, aber zwischen ihnen war schon zu viel schiefgegangen. Zu viel passiert.
    Er hatte sie geküsst. Eine Zeit lang hatte sie seine Küsse erwidert. Und dann hatte er Druck gemacht, hatte zugelassen, dass seine Hände dorthin wanderten, wo er sie berühren wollte.
    Sie hatte ihn weggeschoben. »Du weißt, dass ich Nein sage.«
    »Ja, irgendwie hab ich das inzwischen kapiert«, erwiderte er, wütend und frustriert, aber immer noch um Coolness bemüht.
    »Wenn wir es tun, wissen es in kürzester Zeit alle.«
    »Das ist nicht der Grund, warum du nicht mit mir schläfst«, sagte Sam. »Du hast einfach Angst, die Kontrolle zu verlieren. Bei dir dreht sich doch alles um Kontrolle.«
    Das stimmte auch, Sam war überzeugt davon. Aber das war nicht alles. Wenn er ehrlich gewesen wäre und nicht nur wütend, hätte er sich eingestehen müssen, dass Astrid zurzeit ganz andere Probleme hatte.
    Der kleine Pete hatte hohes Fieber. Sie gab sich die Schuld dafür, obwohl das Unsinn war. Aber er war ihr Bruder. Ihre Verantwortung. Ihre Last.
    Nach der Abfuhr war Sam noch eine Weile geblieben, obwohl er sich nicht wohlgefühlt hatte. Er hatte zugesehen, wie sie dem kleinen Pete Artischocken und Fischsuppe in den Mund löffelte. Er konnte schlucken. Und wenn sie ihn an der Hand führte, auch gehen. Er konnte die Senkgrube im Garten benutzen, abwischen musste sie ihn aber.
    Das war jetzt Astrids Leben. Sie war zur Pflegerin eines autistischen Jungen geworden, des mächtigsten Mutanten ihrer Welt. Er wirkte wie weggetreten – schlimmer noch als vor dem Fieber. Unmöglich zu sagen, was in seinem sonderbaren Verstand vor sich ging.
    Als Sam sagte, er müsste los, hatte Astrid ihn nicht einmal umarmt. Sie hatte ihn nicht mehr angerührt.
    So also hatte Sams Abend ausgesehen. Astrid und der kleine Pete. Und das untote Zwillingswesen, das von Orc und Howard bewacht wurde.
    Sollte Drake es irgendwie schaffen, aus seinem Verlies auszubrechen, waren er und Orc wahrscheinlich die Einzigen, die es mit ihm aufnehmen konnten. Sam brauchte Orc als Drakes Kerkermeister. Deshalb hatte er die Flaschen neben Orcs Sofa ignoriert und nur die eine »beschlagnahmt«, die für jeden sichtbar auf der Küchenanrichte stand.
    »Ich gieß das Zeug weg«, hatte er zu Howard gesagt. »Du weißt, dass das verboten ist.«
    Howard hatte mit den Schultern gezuckt und gegrinst. Als wüsste er Bescheid. Als hätte er das Bedürfnis in Sams Augen aufblitzen gesehen. Dabei war es ihm selbst noch gar nicht bewusst gewesen. Sam hatte wirklich vorgehabt, die Flasche kaputt zu schlagen oder auf der Straße auszuleeren.
    Doch am Ende hatte er sie mitgenommen. Durch die dunklen Straßen. Vorbei an den ausgebrannten Häusern und den darin spukenden Gespenstern.
    Vorbei am Friedhof.
    Runter zum Strand. Dort schraubte er sie auf. Doch anstatt den Schnaps in den Sand zu kippen, trank er einen Schluck.
    Er brannte wie Feuer.
    Er genehmigte sich noch einen Schluck. Diesmal brannte es schon weniger.
    Sam ging den Strand entlang. Tief in seinem Herzen wusste er, wo er hinwollte und dass ihn seine Füße zur Klippe bringen würden.
    Jetzt, eine halbe Flasche später, stand er schwankend an ihrem oberen Rand. Die Wirkung des Alkohols war nicht zu leugnen. Er war eindeutig betrunken.
    Er blickte auf die kleine Bucht am Fuß der Klippe und die glitzernden Wellenlinien, die die Brandung in den dunklen Sand malte.
    Wo er jetzt stand, genau an dieser Stelle, war Mary mit den Kleinen gesprungen. Hätte Dekka nicht so geistesgegenwärtig reagiert, wäre heute keines dieser Kinder mehr am Leben.
    Jetzt war Mary nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher