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Gone 4: Rache

Gone 4: Rache

Titel: Gone 4: Rache
Autoren: Michael Grant
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linken Schulter. Dabei achtete er darauf, dem Ding bloß nicht zu nahe zu kommen. Die Tiere legte er in die Schubkarre. Dann schüttete er den Beutel mit den Eichhörnchen darüber aus. Sie sahen alle gleich aus, grau mit buschigem Schwanz.
    »Geht’s dir gut, Hunter?«, fragte Roscoe noch einmal.
    »Ja. Ich hab Essen. Und mein Schlafsack ist wieder trocken. Hab ihn im Bach gewaschen.«
    »Du wäschst deine Sachen in Süßwasser? Beneidenswert!« Roscoe fasste an sein eigenes Hemd, das steif wie ein Brett war. »Fühl mal.«
    Hunter tat es. »Fühlt sich okay an«, erwiderte er argwöhnisch.
    Roscoe schnaubte verächtlich. »Von wegen. Deins ist viel weicher.« Er streckte die Hand nach Hunters Hemd aus und berührte es an der Schulter – der falschen Schulter.
    »Aaaah!«, schrie Roscoe vor Schreck. »Was …?«
    »Das wollte ich nicht!«, rief Hunter.
    »Mich hat was gebissen!« Roscoe hielt ihm die Finger hin. Darauf waren Bissstellen. Und Blut. Wütend starrte er Hunter ins Gesicht, dann auf seine Schulter. »Was ist da? Sag schon, Mann! Was ist da drunter? Irgend so’n Tier oder was?«
    Hunter schluckte. Bisher hatte noch niemand das Ding gesehen und er wusste nicht, was geschehen würde, wenn die anderen davon erfuhren.
    »Ja, Roscoe, ein Tier«, sagte Hunter, dankbar für die Erklärung.
    »Es hat mich gebissen!«
    »Entschuldige.«
    Roscoe umfasste die Griffe der Schubkarre und hob sie an. »Mann, mir reicht’s. Marcie soll das ab jetzt alleine machen. Ich tu mir das nicht mehr an.«
    »Okay«, sagte Hunter. »Wiedersehen.«

    Im Morgengrauen machte sich Jennifer B. auf den Weg. Wenn sie im Haus blieb, würde sie mit Sicherheit sterben. Sie wusste nicht, wie lange sie unter ihrer Decke auf dem Fußboden geschlafen hatte. Stunden? Tage?
    Der Schüttelfrost kam in Wellen. Zuerst wurde ihr heiß und sie warf die Decke ab. Dann stieg das Fieber wieder und ihr wurde eiskalt. Eine bis in die Knochen dringende Kälte.
    Jennifer H. war tot. Jennifer L. antwortete nicht, als sie sie aufforderte mitzukommen.
    »Jen … ich geh zur … Krankenstation.«
    Keine Antwort.
    »Lebst du noch?«
    Jennifer L. hustete. Sie war nicht tot und hustete normal, ohne von diesen irren Krämpfen erfasst zu werden, die Jennifer H. umgebracht hatten. Aber sie antwortete nicht.
    Also machte sich Jennifer Boyles allein auf den Weg. Sie rutschte auf dem Hintern die Treppe hinunter, die Decke um sich gewickelt. Schlotternd und mit den Zähnen klappernd.
    Sie schaffte es, lange genug zu stehen, um die Haustür zu öffnen. Doch auf der Veranda musste sie sich sofort wieder hinsetzen. Sie blieb bibbernd sitzen, bis der Schüttelfrost nachließ.
    Auf der Verandatreppe stolperte sie, fiel hin und schlug sich das linke Knie auf. Damit war es um ihren Willen, noch einmal aufzustehen, geschehen. Aber nicht um ihren Willen zu leben.
    Jennifer kroch auf allen vieren los. Als sie sich den Bürgersteig entlangschleppte, wurde sie durch die Decke behindert und immer wieder von den Hustenanfällen aufgehalten. Am schlimmsten war der Schüttelfrost. Seine Attacken erschöpften sie so sehr, dass sie liegen bleiben und abwarten musste, bis sie wieder bei Kräften war.
    »Weiter«, stammelte sie dann. »Du musst weiter.«
    Sie brauchte zwei Stunden, um bis zur Brace Road zu kriechen. Dort blieb sie mit dem Gesicht nach unten liegen. Der Husten schien ihr die Brust zu zerreißen. Es war aber nicht der unnatürliche Husten, der Jennifer H. getötet hatte.
    Noch nicht.

Fünf
    62 Stunden, 18 Minuten
    »Leslie-Ann, versuch meinen Nachttopf etwas gründlicher zu reinigen, okay?«, sagte Albert zu dem Mädchen, das für ihn putzte. »Klar ist das kein angenehmer Job, aber ich hab’s gern sauber.«
    Leslie-Ann nickte, ohne den Blick zu heben. Sie fürchtete sich vor ihm. Albert wusste das. Aber wenigstens schien sie ihn nicht zu hassen.
    »Es gibt fast kein Wasser«, murmelte sie.
    »Dann nimm doch Sand zum Schrubben.«
    Sie nickte wieder und lief aus dem Zimmer.
    Nicht alle mochten Albert. Nicht alle waren froh darüber, dass er zur wichtigsten Person der FAYZ aufgestiegen war. Viele beneideten ihn darum, dass er ein Mädchen hatte, das sein Haus sauber hielt und den Porzellantopf ausleerte, den er in der Nacht benutzte, wenn er keine Lust hatte, das Haus zu verlassen und das einzige Plumpsklo in Perdido Beach aufzusuchen. Und dass er es sich leisten konnte, seine Kleider im Süßwasser des Sees waschen zu lassen, der ironischerweise Lake Evian
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