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Gone 4: Rache

Gone 4: Rache

Titel: Gone 4: Rache
Autoren: Michael Grant
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peitschte die Wände, peitschte die Decke, schrie und tobte, trat und schlug um sich wie ein Wahnsinniger, bis er erschöpft und mit blutender Peitschenhand in die Knie ging und zu Brittney wurde.
    »Brittney, du Zahnspangenfresse«, lallte Drake, während sein grässlicher Mund zuckte und sich auflöste und zum Mund seiner intimsten Feindin wurde.

    Auch Lana spürte, wie der Gaiaphage seine unsichtbaren Fühler nach ihr ausstreckte.
    Sie war mit einem Schlag wach und riss die Augen auf. Patrick lag hechelnd neben ihrem Bett, sah sie beunruhigt an und wedelte unsicher mit dem Schwanz. Irgendwie wusste er Bescheid.
    »Alles okay, Junge«, sagte sie. »Geh wieder schlafen.«
    Patrick winselte leise, kehrte dann aber zu seiner Decke zurück und drehte sich mehrmals im Kreis, bevor er sich hinlegte.
    Der Gaiaphage konnte ihr nicht mehr vormachen, dass er eine Stimme besaß. Das war längst vorbei. Aber er konnte immer noch Kontakt zu ihr aufnehmen – auch aus der Ferne.
    So musste sich das Opfer eines schrecklichen Verbrechens fühlen, wenn der Täter frei herumlief und nur darauf wartete, erneut zuzuschlagen.
    Der Gaiaphage gierte nach Lanas Kraft. Mit ihrer Kraft konnte er Magisches vollbringen. Zum Beispiel einen amputierten Arm durch eine schlangenartige Peitsche ersetzen.
    Aber Lana war nicht mehr ganz so schwach.
    »Unsicher, was?«, fragte sie die kühle Nachtluft. »In dem Loch unter der Erde, wo du an deinem Uranium knabberst.«
    Die Dunkelheit antwortete nicht. Instinktiv spürte Lana, dass sie Recht hatte. Die Kreatur fühlte sich unsicher, doch sie war nicht ängstlich.
    Lana dachte über den Unterschied nach. Unsicher, aber nicht ängstlich. Ahnte sie etwas? Wartete sie nur ab?
    Sie überlegte, ob sie aufstehen und eine Zigarette rauchen oder die Augen schließen und liegen bleiben sollte. Einschlafen würde sie wohl kaum wieder, und selbst wenn, wäre ihr Schlaf jetzt von Albträumen erfüllt.
    Sie setzte sich auf, tappte im Dunkeln nach der Packung Lucky Strike und ihrem Feuerzeug. Es flammte auf, die Zigarette glühte und der Geruch von Rauch stieg ihr in die Nase.
    »Was hast du vor?«, fragte sie. »Was willst du?«
    Darauf bekam sie natürlich erst recht keine Antwort. Sie spürte, wie sich die Dunkelheit von ihr abwandte.
    Lana stand auf und ging hinaus auf den Balkon. Der Mond schwebte hoch über ihrem Kopf. Entweder war es sehr spät am Abend oder sehr früh am Morgen.
    Die Barriere war direkt vor ihr. Lana war, als müsste sie nur die Hand danach ausstrecken, um sie zu berühren.
    Was, wenn sie einfach verschwände? Jetzt, in diesem Moment. Pop! und weg. Was, wenn sie wie ein riesiges Ei Risse bekäme?
    Ihre Eltern …
    Lana schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Der Schmerz, den die Erinnerung auslöste, hatte sie kalt erwischt. Tränen stiegen ihr in die Augen. Gereizt wischte sie sie weg.
    Auf der Klippe über dem Strand leuchteten plötzlich grün-weiße Lichter auf. Sam stand da, von seiner eigenen Lichtshow eingerahmt. Sie hörte sein Schreien, sah ihm zu, wie er vor Enttäuschung ausrastete.
    Er versuchte, sich aus der FAYZ herauszubrennen. Nach einer Weile hörte er auf. Es herrschte wieder Dunkelheit. Sam war nicht mehr zu sehen.
    Lana wandte sich ab.
    Sie war also nicht die Einzige, die davon träumte, wie ein Küken aus der Schale nach draußen zu schlüpfen.
    Seltsam, dachte Lana, während sie ihre Zigarette ausdrückte, ich habe sie noch nie mit einem Ei verglichen.
    Ein Windstoß erfasste den Rauch und blies ihn von ihr fort.

Vier
    63 Stunden, 41 Minuten
    Sam schlug die Augen auf und blickte sich überrascht um. Er hatte nicht damit gerechnet, an diesem Ort aufzuwachen: in seinem alten Zimmer.
    Seit Ewigkeiten war er nicht mehr in diesem Haus gewesen. Er hatte es gehasst, mit seiner Mutter hier leben zu müssen. Connie Temple, auch Schwester Temple genannt. Er erinnerte sich kaum noch an sie. Sie gehörte zu einer anderen Welt.
    Er setzte sich im Bett auf. Es roch nach Erbrochenem. Er musste sich im Schlaf übergeben haben. »Na toll«, sagte er mit geschwollener Zunge. In seinem Kopf explodierte ein Schmerz wie eine Supernova.
    Er wischte sich mit der Decke den Mund ab. Das Haus war eines der wenigen, das niemand geplündert, verwüstet oder in Beschlag genommen hatte. In gewisser Weise gehörte es immer noch ihm. Vielleicht fand er ja etwas gegen die Kopfschmerzen.
    Er stand auf und taumelte ins Bad. Lehnte sich an das Waschbecken und übergab sich noch einmal.
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