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0468 - Der Mordgötze

0468 - Der Mordgötze

Titel: 0468 - Der Mordgötze
Autoren: Werner Kurt Giesa
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In Ted Ewigks Villa am Nordrand von Rom war wieder Ruhe eingekehrt. Das feurige Inferno, das die Steuerzentrale des Materiesender-Netzes zerstört hatte, war aus den Kellerräumen nicht herausgekommen und inzwischen wieder verloschen. Das Trennschott, dessen Wärme-Schloß auf die Berührung einer menschlichen Hand reagierte, war trotz der unwahrscheinlichen Gluthitze geschlossen geblieben und hatte damit einer Ausbreitung der Feuerwalze Einhalt geboten. Dadurch war der Kuppelraum mit den wertvollen Regenbogenblumen ebenso unversehrt geblieben wie die anderen Einrichtungen in der Dimensionsblase unterhalb der Villa. Dennoch machte Ted Ewigk sich Vorwürfe, weil er es gewesen war, der die Selbstzerstörungsschaltung der Steuerzentrale ausgelöst und damit fast seine Freunde umgebracht hatte, die gerade in jenem Moment eine der Materiesenderstraßen benutzt hatten.
    Die Frage nach dem Warum fand keine Antwort. Es war und blieb ein Rätsel, wieso Ted die Selbstzerstörungsschaltung auslöste. Daß er dabei nicht aus freiem Willen gehandelt, sondern von einer dämonischen Macht gesteuert worden war, konnte niemand ahnen.
    Vor allem nicht, weil Ted inzwischen von dem Bann befreit worden war - wiederum, ohne daß jemand das bemerkt hatte.
    Für ihn selbst zählte nur das Unglaubliche, daß er seine Freunde durch diese verhängnisvolle Schaltung um ein Haar ermordet hätte, und er war heilfroh und glücklich, daß sie es geschafft hatten, noch schnell genug dem sich rasend ausbreitenden Chaos zu entgehen. »Ihr könnt von mir verlangen, was ihr wollt - ich werde es tun«, versprach er, »um wenigstens einen winzigen Teil meiner Schuld wieder abzutragen…«
    »Ich wüßte da schon was«, hatte Nicole Duval lächelnd gesagt und im nächsten Atemzug Evas Klagelied angestimmt, das so alt war wie der Erfindung des Feigenblattes nach der Vertreibung aus dem Paradies: »Ich habe nichts anzuziehen! Wie wäre es, wenn du mir einen Einkaufsbummel in der Via Veneto finanzieren würdest?«
    »Vorsicht!« glaubte Professor Zamorra seinen Freund warnen zu müssen, weil er die Preise in den exklusiven Boutiquen dieser Prachtmodeeinkaufsstraße kannte und fürchtete. »Danach wirst du deine Villa wieder verkaufen müssen, weil Nicole es fertigbringt, deine Millionen für ein paar schmale Stoffstreifchen auszugeben, die sie dann doch nur ein oder zweimal trägt und dann den Motten zum Fraß vorwirft! Die Kleiderschränke im Château Montagne platzen schon aus allen Fugen!«
    »Schuft! Du gönnst mir auch gar nichts!« hielt Nicole ihm vor.
    »Kleidung sowieso nicht, weil du mir ohne viel besser gefällst!« stellte Zamorra trocken fest.
    »Also gut!« versetzte seine Gefährtin. »Dann laufe ich künftig grundsätzlich nur noch splitternackt herum, egal, wo wir sind. Du wirst schon sehen, was du davon hast.«
    »Einen erfreulichen Anblick«, murmelte Zamorra und zwinkerte Ted Ewigk verständnisinnig zu. Der deutsche Reporter, der immer noch an den Spätfolgen der dämonischen Krankheit litt, die ihn bis zum Skelett ausgezehrt und fast getötet hatte, grinste zurück.
    »Männer!« fauchte Carlotta, seine römische Freundin, die aber auch noch nie versucht hatte, ihre Reize mehr als nötig zu verstecken. Sie gab Nicole Schützenhilfe und überzeugte ihren Ted, daß moderne Frauen von heute doch nicht in den Klamotten von gestern herumlaufen konnten. Seufzend ergab der Reporter sich in sein Schicksal und rückte die Kreditkarten raus. Die beiden Damen ließen sich von Zamorra in die City bringen. Ted blieb selbst in der Villa zurück. Er fühlte sich körperlich nicht stark genug, einen längeren Einkaufsbummel zwischen den drängelnden Menschenmassen durchzustehen; außerdem war er der Ansicht, daß er mit seinem derzeitigen Aussehen mehr Aufsehen erregen würde als nötig; er wirkte immer noch wie ein wandelndes Skelett. Da blieb er lieber noch daheim, machte Bestandsaufnahmen in den Kellerräumen und versuchte, sich einigermaßen zu erholen.
    In der ehemaligen Steuerzentrale herrschten wieder normale Temperaturen. Nichts glühte und brannte mehr, aber von den technischen Einrichtungen war so gut wie nichts mehr übriggeblieben. Metall war geschmolzen, die Schalteinheiten restlos zerstört. Ted glaubte nicht daran, daß hier noch irgend etwas repariert werden konnte. Der Anschluß an das Transmitternetz war endgültig zerstört. Es ließ sich nicht einmal mehr feststellen, ob der Zerstörungsprozeß Auswirkungen auf die anderen
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