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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)
Autoren: Allen Zadoff
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Ich nehme mir einen Baseballschläger.
    Es ist ein Rawlings Composite. Ich prüfe, wie er in der Hand liegt. Wegen einer kleinen Delle am vorderen Ende ist er nicht richtig ausbalanciert.
    Ich halte ihn an beiden Enden hoch über den Kopf und strecke mich. Das Match ist vorbei: Natick gegen Wellesley. Ich stehe mit den anderen Spielern vom Natick-Highschool-Team auf dem Parkplatz vor dem Stadion. Die Jungs sind ganz aus dem Häuschen, feiern wie wild unseren Sieg.
    Und genau das tue ich auch.
    Ich bin einer von euch. Ich bin jung. Ich bin tough.
    Ich lächle und recke mich. Dann lehne ich mich zurück, hole aus und lasse den Schläger durch die Luft sausen.
    Um ein Haar hätte ich Jack Wu am Kopf getroffen, der plötzlich hinter mir aufgetaucht ist.
    Der Schrank im schwarzen Anzug, der ganz in der Nähe steht, strafft sich kaum merklich. Aber er greift nicht ein.
    Er ist Jacks Bodyguard und Fahrer, ein Schatten, der ihm nicht von der Seite weicht. Jacks Vater ist reich. Reich und ängstlich. Und das nicht ohne Grund.
    Jack kann den Bodyguard nicht ausstehen. Das hat er mirschon x-mal erzählt. Ich bin Jacks Freund, sonst würde er mir so was nicht anvertrauen.
    »He, pass mit dem Schläger auf, Mann«, sagt Jack und boxt mir gegen die Schulter. Aber nur leicht.
    Der Schrank macht einen Schritt auf Jack zu, und Jack, der ihn kommen sieht, fährt herum.
    »Platz, Rover!«, schnauzt er ihn an, als wäre sein Leibwächter ein Pitbull.
    Der Schrank grinst, macht gute Miene zum bösen Spiel, aber wahrscheinlich würde er Jack am liebsten eine Tracht Prügel verpassen. Stattdessen lehnt er sich an den schnittigen schwarzen Mercedes und wartet.
    »Die hast du ja echt plattgemacht«, sagt Jack und deutet mit dem Kopf Richtung Spielfeld.
    »Man tut, was man kann.«
    »Jedenfalls haben die andern ganz schön alt ausgesehen«, meint Jack und boxt mir wieder gegen die Schulter.
    Diesmal zuckt der Schrank nicht mal mit der Wimper. Aber die anderen Jungs schauen zu uns herüber.
    Zwei Schläge gegen die Schulter. Er will wohl testen, wer der Überlegene von uns ist.
    Eine Provokation, auf die ich reagieren muss.
    Ich wäge meine Alternativen ab:
    Ich kann den Schwanz einziehen und gar nichts machen.
    Ich kann mit den gleichen Waffen zurückschlagen.
    Ich kann zu härteren Mitteln greifen und ihm zeigen, wer der Stärkere ist.
    Wie soll ich mich entscheiden?
    Jack ist ja eigentlich mein Freund, und einen Freund würde man nur kumpelhaft zurückboxen.
Im Zweifelsfall mitspielen.
So hab ich’s gelernt.
    Also entscheide ich mich für die zweite Möglichkeit.
    Ich boxe Jack leicht gegen die Schulter.
    »Au!«, schreit er in gespieltem Schmerz. »Bleib locker, Mann.«
    Das Ganze dauert nur ein paar Sekunden:
    Ich schwinge den Schläger. Jack boxt mich. Ich boxe zurück.
    Wir lachen, während uns der Schrank aufmerksam beobachtet.
    Für einen Außenstehenden sind wir einfach zwei befreundete Baseballcracks, die sich gegenseitig hochnehmen.
    »Gehen wir noch zu mir, in den Hochsicherheitstrakt?«, fragt Jack.
    Hochsicherheitstrakt. So nennt er sein Zuhause.
    »Ja, aber nur kurz«, antworte ich.
    Als Jack auf den Mercedes zugeht, reißt der Schrank sofort die hintere Wagentür auf.
    »Mein Freund kommt mit«, sagt Jack zu ihm.
    »Okay, Sir.« Der Pitbull fordert mich mit einer knappen Geste zum Einsteigen auf.

Das Lederpolster im Mercedes fühlt sich weich an.
    Man versinkt förmlich darin. Am liebsten möchte man sich hineinfallen lassen und alles um sich herum vergessen.
Wir kümmern uns um dich. Wir bringen dich sicher an dein Ziel,
scheint es einem zuzuraunen.
    Ich frage mich, wie es wohl wäre, einen Vater zu haben, der sich teure Autos und Bodyguards leisten kann. Noch dazu einen, der sich das alles leistet, damit es seinem Sohn gut geht und ihm nichts passiert.
    Aber an so was sollte ich jetzt besser nicht denken. Nicht, solange ich einen Job zu erledigen habe.
    Ich sehe Jack an. Er hat sich ins Polster zurückgelehnt und die Augen geschlossen.
    »Ich hab nachgedacht«, sagt er.
    »Wow, mal was ganz Neues.«
    »Blödmann.« Er lächelt, seine Augen sind immer noch geschlossen. »Ich hab über uns nachgedacht.«
    »Bitte keine peinlichen Geständnisse. Mir wird schon ganz anders.«
    »Kann man mit dir nicht mal ’ne Minute lang ernsthaft reden?«
    »Also gut, ich geb dir sechzig Sekunden, aber keine Sekunde länger.«
    »Weißt du eigentlich, dass du mein einziger Freund bist?«
    »Du hast doch haufenweise Freunde.«
    »Aber keine,
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