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Götterfall

Götterfall

Titel: Götterfall
Autoren: Sandra Lüpkes
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Hand in die Hosentasche und holte den Schlüssel heraus. »Kannst du uns befreien?«, fragte sie Götze und hielt die Handschellen hoch.
    Er starrte in ihre Richtung. Sein Blick brannte sich in Silvies Stirn. Sie ahnte, was in seinem Kopf vorging: Das ist also die Frau, für die ich jahrelang unschuldig in den Knast gegangen bin! Götze musste sie hassen. Es musste in ihm toben vor Wut. Er stand bestimmt kurz davor, völlig auszurasten. Ja, wer sorgte eigentlich dafür, dass Götze sie nicht umbrachte, hier, auf der Stelle? Diesem Mann war ja schließlich alles zuzutrauen. Ein Monster war er!
    Doch er machte bloß drei kurze Schritte auf sie zu, steckte den Schlüssel in das kleine Schloss und öffnete die metallenen Fesseln. Klack!
    Und dann zwitscherte wieder ganz oben der Vogel. Vielleicht war es ein Pirol?
    [17. Juli, 10.05 Uhr, Dieselstraße,
    Hannover-Limmer, Deutschland]
    Wencke hatte sich freigenommen. Die Stimmung im LKA war im Hinblick auf den anstehenden Besuch des Ministeriumsfuzzis unter aller Kanone, darauf hatte Wencke nach den Ereignissen des gestrigen Tages, der Verhaftung von Silvie und den anschließenden Verhören absolut keine Lust. Außerdem war die Hälfte der Sommerferien schon beinahe rum und Emil und sie hatten noch keinen einzigen Morgen in aller Ruhe miteinander gefrühstückt. Es war Zeit, dem allgemeinen Chaos endlich zu entrinnen.
    Das Wetter war deutlich besser als gestern, also hatten sie ihr ganzes Geschirr nach unten in den kleinen Hofgarten geschleppt. Die Butter begann bereits in der Sonne zu schmelzen und die Wespen fanden die Idee eines Picknicks anscheinend auch ganz spannend.
    »Die Viecher nerven«, sagte Emil, legte sein Marmeladenbrot weg und beobachtete angewidert das Insekt auf dem roten Gelee.
    »Bei deinen Computerspielen kämpfst du doch gegen ganz andere Monster, Mörderseifenblasen zum Beispiel.«
    »Mama, die sind doch nicht echt und die können nicht stechen. Im Internet habe ich mal ein Video gesehen von einem Mann, der von einer Hornisse gestochen wurde, und zwar voll in seinen …« Emil verstummte und schaute mit offenem Mund zum Gartentor. »Ich glaube, wir kriegen Besuch!«
    Wencke hörte das Scharnier quietschen und dann das Knirschen eines Rollkoffers auf dem Kies. Sie wandte sich in die Richtung, in die Emil immer noch begeistert blickte.
    »Hallo ihr zwei!«, sagte Axel. Er sah furchtbar aus. Käsiger als der Edamer auf ihrem Tisch. Unsicher blieb er drei Armlängen entfernt stehen.
    Was wollte er denn bloß mit diesem riesigen Koffer?
    »Axel!« Emil stand auf und lief ihm entgegen. »Ich erzähle gerade die Geschichte von einem Mann, dem hat eine Hornisse voll in seinen …«
    »Warte mal kurz, Emil! Axel möchte bestimmt einen … einen Schluck Vitaminsaft trinken, oder?«
    Axel nickte schwach.
    »Okay, hole ich eben von oben aus dem Kühlschrank.«
    Emil raste ins Haus und polterte die Treppe hinauf. Viel Zeit blieb ihnen bestimmt nicht. Trotzdem hatte Wencke keine Ahnung, was sie so auf die Schnelle sagen sollte.
    Axel setzte sich auf seinen Koffer. Er sah aus wie ein Flüchtling, den seine Beine keinen weiteren Schritt tragen würden. Da musste wahrscheinlich noch mehr aufgeboten werden als ein Glas Saft.
    »Das Baby …«, fing er an. »Kerstin …«, war sein zweiter Versuch. Schließlich seufzte er.
    Wencke wurde ungeduldig. »So ein Säugling ist anstrengend, stimmt’s? Koliken und Co. hauen einen echt um, daran erinnere ich mich noch bestens. Und du hoffst jetzt auf eine kleine Auszeit in der Pension Wencke, oder was?«
    »Nein.«
    »Grapefruit oder Mango?«, wollte Emil von oben wissen.
    »Ist egal!«, rief Axel.
    »Ist es nicht: Das eine ist schön süß und das andere total bitter!«
    »Ich glaub, er braucht was Süßes«, übernahm Wencke.
    Axel gelang ein Lächeln. »Es gab doch diese Komplikationen mit dem Kind. Diese Blutgruppensache.«
    »Ja, deswegen warst du doch hier in der Medizinischen Hochschule.«
    »Genau. Also, dem Kind geht es gut und Kerstin auch. Aber bei der Überprüfung der Unterlagen ist mir dann aufgefallen,dass …« Inzwischen hörte man schon wieder Emils Schritte auf der Treppe, nun musste Axel aber endlich Tempo machen! »… na ja, das Kind ist nicht von mir.«
    »Was?«
    »Unsere Blutgruppen passen nicht zueinander.«
    »Echt? Kerstin hatte einen … einen Geliebten?«
    »Hat sie immer noch.«
    »Nein!«
    »Doch! Es ist ihr Physiotherapeut.«
    »Quatsch!«
    »Wirklich wahr! Sie haben schon seit zwei Jahren ein
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