Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
zu und drückten sich an die Außenmauer, als würde Emma jeden Moment das Feuer auf sie eröffnen. Als die Männer um eine Ecke bogen, verschwanden sie für einen Moment von den Bildschirmen, und Jonathan fürchtete schon, sie aus den Augen verloren zu haben. Doch kurz darauf tauchten die schwarz gekleideten Männer, Graves und Kate Ford im Schlepptau, auf einem Bildschirm weiter unten wieder auf. Der Einsatzleiter gab das Zeichen zum Angriff, und seine Leute drangen in den Reaktorbau ein und arbeiteten sich Stück für Stück einen Flur entlang bis ins Innere vor. Dabei gaben sie sich abwechselnd Rückendeckung. Während des gesamten Einsatzes konnte Jonathan das Geschehen auch über das auf volle Lautstärke eingestellte Walkie-Talkie des Polizisten im Raum verfolgen, der sich keinen der Schritte seiner Kollegen entgehen lassen wollte.
    Während Jonathan die Beamten der Spezialtruppe nicht aus den Augen ließ, suchte er gleichzeitig auf den zahlreichen Bildschirmen nach einem Lebenszeichen von Emma. Er hatte Graves und Kate Ford belogen, was den Sicherheitsbehälter betraf: Dieser Behälter war in den E-Mails mit keinem Wort erwähnt worden. Nur ein einziges Kürzel war dort immer wieder aufgetaucht und hatte sich in Jonathans Gedächtnis eingebrannt: BEBG. Laut Aufschlüsselung auf der im Büro hängenden Karte verbarg sich hinter diesem Kürzel ein Gebäude, das direkt neben dem Reaktorbau zwischen den Klippen und dem Meer lag: das Gebäude mit dem Brennelementbecken.
    Auf der Wanduhr konnte Jonathan sehen, dass seit Beginn des Einsatzes drei Minuten vergangen waren.
    Er beobachtete auf den Monitoren, dass die Männer der Spezialeinheit ein Konferenzzimmer stürmten, in dem ein Dutzend Mitarbeiter des Kernkraftwerks erschrocken ihre Hände hochrissen.
    Jonathan wusste, dass er nicht länger warten durfte.
    Unvermittelt beugte er sich vor, stöhnte laut auf und sank zu Boden.
    Der Polizist war in Windeseile an seiner Seite und kauerte sich neben ihn. »Was ist los?«
    »Kann nicht ... atmen«, keuchte Jonathan.
    Der Polizist beugte sich hinunter, um Jonathans Atmung zu überprüfen. Wie Jonathan vermutet hatte, war der Mann in Erster Hilfe ausgebildet. Er versuchte, Jonathans Kopf zu heben und dafür zu sorgen, dass die Luftröhre frei war. Als der Mann sich tief herunterbeugte, versetzte Jonathan ihm mit den Handschellen einen Schlag an den Kopf. Der Mann verlor das Gleichgewicht und kippte seitwärts auf den Boden. Bevor er um Hilfe rufen konnte, schlug Jonathan erneut zu. Dabei hätte er beinahe selbst das Bewusstsein verloren, weil seine Schulter von dem Schlag höllisch schmerzte. Als der Schmerz verebbte, sah Jonathan, dass der Polizist regungslos am Boden lag.
    Jonathan durchsuchte seine Taschen nach dem Schlüssel für die Handschellen. Als er sie gefunden hatte, gelang es ihm nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Handschellen zu öffnen. Er nahm die Pistole des Polizisten an sich, vergewisserte sich, dass sie gesichert war, packte sie am Lauf und hämmerte mit dem Griff gegen die Tür.
    »Viens vite«, rief er. »J'ai besoin de ton aide.« Komm sofort her, ich brauche Hilfe!
    In Sekundenschnelle wurde die Tür aufgerissen, und der Wachposten stürmte in den Raum. Jonathan verpasste ihm von hinten einen Schlag auf den Kopf. Der Mann brach bewusstlos zusammen. Jonathan blickte unsicher vom einen zum anderen. Er brauchte eine der Schlüsselkarten, mit denen man freien Zugang zu den Gebäuden hatte. Ihm war nicht entgangen, dass der Direktor des Kernkraftwerks einige dieser Schlüsselkarten an die Polizisten verteilt hatte. Jonathan durchwühlte die Taschen der beiden Männer und fand schließlich eine Karte, auf der die Initialen der Électricité de France standen.
    Bevor er das Büro verließ, warf er einen letzten Blick auf die Wandkarte und prägte sich den kürzesten Weg zum Gebäude mit dem Brennelementbecken ein. Dann öffnete er die Tür und rannte den Flur hinunter.
 
    »Halt«, rief er.
    Emma kniete am äußersten Ende des Beckens. Neben ihr lag ein schwarzes Metallkästchen, das sich deutlich von den weißen Kacheln abhob. Selbst aus dieser Entfernung konnte Jonathan sehen, dass das Kästchen am oberen Ende aufgeklappt war. Ihm war klar, dass dies die Bombe sein musste.
    »Verschwinde von hier«, sagte Emma nach einem flüchtigen Blick in seine Richtung, ehe sie sich wieder dem Kästchen zuwandte. »Du musst das Gebäude sofort verlassen. Du hast hier nichts verloren.«
    »Die französische
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher