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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
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britischen Justiz flieht.«
    Jonathan wandte sich Hilfe suchend an Kate. »Emma will die Bombe irgendwo im Reaktorbau legen! Sie müssen ...«
    »Und wie will sie dort hineinkommen?«, fiel Graves ihm ins Wort.
    »Sie gibt vor, eine Frau mit Namen Anna Scholl zu sein«, sagte Jonathan und zermarterte sich das Hirn auf der Suche nach einer brauchbaren Information aus den zahlreichen E-Mails, die er auf dem Laptop gefunden hatte. »Sie täuscht vor, eine Art Inspektorin zu sein.«
    »Erzählen Sie weiter«, sagte Kate in weniger feindseligem Tonfall, womit sie Graves signalisierte, sich zurückzunehmen.
    »Alle E-Mails waren in russischer Sprache geschrieben«, erklärte Jonathan. »Das meiste davon habe ich nicht verstanden. Aber ich erinnere mich an ein paar Dinge. Emma sollte irgendetwas in der nordöstlichen Ecke eines Gebäudes mit Namen W-4 holen. Wenn Sie mich mit einem der Ingenieure oder dem Direktor des Kraftwerks sprechen lassen, kann ich vielleicht mehr herausfinden.«
    »Vergessen Sie's«, sagte Graves. »Ihre Flucht vor der Justiz hat genau hier ihr Ende gefunden. Von diesem Apartment aus werden Sie auf direktem Weg in eins der finstersten und sichersten Gefängnisse Frankreichs gebracht. Und dort bleiben Sie, bis wir alle erforderlichen diplomatischen Papiere in dreifacher Ausführung ausgefüllt haben und sicher sein können, dass Ihre Überführung nach England reibungslos über die Bühne geht.«
    »Sie wären ein Idiot, wenn Sie mich einsperren würden«, sagte Jonathan. »Ich kann Ihnen noch nützlich sein.«
    »Sie sind nichts weiter als ein Lügner und ein Spion mit zugegeben erstklassiger Ausbildung, der für irgendeine ausländische Regierung arbeitet. Für wen genau, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt noch herausstellen. Diesen Unsinn, dass Sie nur ein einfacher Arzt sind, will ich nicht mehr hören.«
    »Schluss jetzt«, sagte Kate. »Er muss mitkommen.«
    Graves warf ihr einen scharfen Blick zu. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
    Aber Kate ließ Jonathan nicht aus den Augen. »Rufen Sie das Kernkraftwerk an«, sagte sie. »Fragen Sie nach, ob jemand mit Namen Anna Scholl auf dem Gelände ist oder ob derzeit eine Inspektion durch die IAEO stattfindet.«
    Graves zögerte.
    »Nun machen Sie schon, Charles.«
    Graves besprach sich zunächst mit dem Chef der Pariser Gendarmerie, der die Aktion absegnete und ihnen die Notrufnummer des Kernkraftwerks nannte. Es dauerte fünf Minuten, bis Graves den Direktor des Kraftwerks am Apparat hatte, und weitere fünf Minuten, bis er dem Mann in perfektem Schulfranzösisch erklärt hatte, wer er war und weshalb er anrief.
    »Sie ist tatsächlich dort«, sagte Graves zu Kate und hielt dabei die Sprechmuschel mit der Hand zu. »Sie ist pünktlich zum Schichtwechsel eingetroffen. Das Wachpersonal hat sie genauestens überprüft, aber keinerlei Verdacht geschöpft. Sogar ihr Handabdruck war einwandfrei.«
    »Mein Gott«, sagte Kate. »Das muss es sein.«
    Graves nahm die Hand von der Sprechmuschel. »Wissen Sie, wo Miss Scholl im Moment ist?«, fragte er. Seine Miene verhärtete sich, als er die Antwort an Kate weitergab. »Sie ist irgendwo auf dem Hauptgelände. Es gibt dort insgesamt fünfzehn Gebäude. Sie hat einen Werksausweis, mit dem sie sich überall frei bewegen kann.«
    Kate wandte sich an den Polizeidienstleiter. »Wie weit ist es bis Flamanville?«
    »Ungefähr dreihundert Kilometer.«
    »Wir brauchen so schnell wie möglich einen Hubschrauber«, sagte Kate und wandte sich an Jonathan. »Dr. Ransom, Sie werden uns begleiten.«
    »Riegeln Sie das Kernkraftwerk ab«, sagte Graves. »Wir schicken Ihnen in den nächsten fünf Minuten ein Foto und eine Beschreibung von Emma Ransom. Und sagen Sie Ihren Leuten, dass die Frau bewaffnet und äußerst gefährlich ist und dass sie höchstwahrscheinlich hochexplosiven Sprengstoff bei sich hat. Sie sollen kein Risiko eingehen. Nach Möglichkeit sofort erschießen.«
 
    Jonathan umklammerte den Sicherheitsgurt, als der Helikopter sich dem Küstenstreifen der Normandie näherte und zur Landung ansetzte. Durch das Fenster hatte er freien Blick auf das Kernkraftwerk La Reine. Für einen unbeteiligten Betrachter hätte alles so ausgesehen wie immer. Das Kraftwerk und die nähere Umgebung wirkten, als wäre nichts Außergewöhnliches vorgefallen. Genau so sollte es auch sein. Es war oberste Priorität, dass die Öffentlichkeit nichts von der Bedrohung mitbekam. Schon der kleinste Aufruhr hätte unabsehbare Folgen.
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