Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

Titel: TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    „Morgen startet ein Schiff in das Gebiet, Sir. Meine Papiere sind doch in Ordnung, nicht? Ich denke, ich habe alle nötigen Bescheinigungen und Unterschriften …“
    Der junge Mann trug die grüne Uniform eines galaktischen Kommando-Angehörigen mit dem in leuchtenden Farben gestickten Kopf eines brüllenden Löwen auf der Vorderseite seiner Tunika und lächelte den Kommandeur freundlich-distanziert an.
    Der Offizier seufzte unhörbar. Warum halste man diese Sachen immer ausgerechnet ihm auf? Er war ein gewissenhafter Mann, aber jetzt hatte er Sorgen. Als Sirius-Kolonist der vierten Generation und Kosmopolit mischrassiger Abstammung war er der Ansicht, daß niemand diesen Jungen wirklich durchschaute – noch nicht einmal die Psychologen, deren Tests er ohne Schwierigkeiten bestanden hatte. Der Kommandeur blätterte in den Dokumenten und sah noch einmal auf das oberste Blatt hinunter, obwohl er den Text nicht abzulesen brauchte, da er schon alles auswendig wußte.
    „Hosteen Storm. Dienstgrad: Tiermeister. Rasse: Indianer. Heimatplanet: Terra …“
    Diese letzte Eintragung war. es, die diesen Fall aus der Masse der anderen heraushob. Der letzte verzweifelte Vorstoß der Xik-Invasoren hatte Terra, den Mutterplaneten der Konföderation, in eine ausgeglühte, blau-strahlend radioaktive Kugel verwandelt, und nun mußte man sich hier in der Verteilerzentrale mit den Angehörigen der jetzt heimatlosen Truppenteile herumschlagen –
    Und keine Landschenkung einer anderen Welt – ein Beitrag vieler Planeten der Konföderation zur Hilfe der Heimatlosen – konnte die Erinnerung an ein dahingemordetes Volk, die diese Männer mit sich herumtrugen, und die Tatsache, daß ihr eigenes Leben zerstört war, auslöschen. Einige von ihnen waren hier in der Zentrale wahnsinnig geworden und hatten sich in irrer Wut auf ihre Verbündeten aus den Kolonialplaneten gestürzt oder hatten die Waffe gegen sich selbst und ihre Kameraden gerichtet. Schließlich wurden alle Truppenteile von Terra mit Gewalt entwaffnet. Während der letzten Monate hatte der Kommandeur manch schreckliche und herzzerreißende Szene mitansehen müssen.
    Storm war natürlich ein Sonderfall – als wären sie nicht alle Sonderfälle? Männer wie ihn hatte es nur eine Handvoll gegeben. Noch nicht einmal fünfzig hatten sich, soweit der Kommandeur wußte, für den Dienst qualifizieren können, den dieser Junge hier ausübte. Und von diesen fünfzig hatten nur ein paar überlebt. Die Kombination ungewöhnlicher Geistesgaben, die ein guter Tiermeister besitzen mußte, war sehr selten, und diese Männer hatten sich in den letzten hektischen Monaten vor dem überraschenden Zusammenbruch der Xik-Invasion als außerordentlich nützlich erwiesen.
    „Meine Papiere, Sir“, mahnte die sanfte Stimme noch einmal.
    Aber der Kommandeur durfte es nicht wagen, sich zur Eile treiben zu lassen. Bis jetzt hatte man an Storm noch keine Anzeichen zur Gewalttätigkeit bemerkt, selbst als man das Risiko einging – als eine Art Test sozusagen – und ihm das Paket aushändigte, das für ihn von Terra erst eingetroffen war, als er schon seinen Stützpunkt verlassen hatte, um seinen letzten Auftrag auszuführen.
    Nein, der Junge hatte mit den Leuten in der Zentrale in jeder Hinsicht zusammengearbeitet und den Ärzten auch bei anderen Fällen geholfen, von denen man annahm, sie könnten geheilt werden. Er hatte darauf bestanden, seine Tiere zu behalten, aber das hatte keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Man hatte ihn monatelang gründlich beobachtet und auf den plötzlichen Ausbruch eines verzögerten Schocks gewartet, den man mit Sicherheit kommen sah. Aber schließlich hatten die Ärzte zögernd zugeben müssen, daß Storms Entlassung nichts mehr im Wege stand.
    Ein reinrassiger Indianer. Hm. Vielleicht waren sie wirklich anders und konnten einen solchen Schlag besser verwinden, aber der Kommandeur konnte sich eines leisen, nagenden Zweifels nicht erwehren. Der Junge hatte sich zu sehr in der Gewalt. Angenommen, man ließ ihn gehen und dann gab es später ein Unglück, das auch andere in Mitleidenschaft zog? Angenommen – angenommen –
    „Sie haben Arzor als neue Heimat gewählt, wie ich sehe.“ Er machte lediglich Konversation, da er sich nicht entschließen konnte, den anderen gehen zu lassen.
    „Untersuchungen haben ergeben, Sir, daß das Klima auf Arzor dem meines Heimatlandes gleicht. Es wird dort hauptsächlich Viehzucht getrieben, und Siedlungsbeamte haben mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher