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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste
Autoren: Meredith Webber
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1. KAPITEL
    Das Kind war leicht wie eine Feder. Jenny hob sich das magere Geschöpf auf die Hüfte und wandte sich dem Wagen zu, der gerade ins Lager fuhr. Hoffentlich hielt der Fahrer rechtzeitig an, bevor die Staubwolke in ihr Sanitätszelt fegte.
    Zwanzig Meter vor ihr kam der zerbeulte Jeep zum Stehen, doch ein Windstoß trieb die roten Sandkörnchen in ihre Richtung, und sie bedeckte rasch Mund und Nase des kleinen Mädchens mit der Hand.
    Unerwartete Besucher verhießen in der Regel nichts Gutes. Mit modernen Städten, hervorragend ausgestatteten Einrichtungen und bester medizinischer Versorgung waren die meisten kleinen Staaten dieser Region längst im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen. In Zaheer dagegen regierte ein Scheich, der allen Neuerungen ablehnend gegenüberstand. Obwohl er selbst sich selten blicken ließ, machten seine Lakaien den Hilfsorganisationen das Leben schwer.
    Der Mann, der aus dem Jeep stieg, trug nicht das fließende Gewand der Staatsdiener, die sich sonst hier umsahen und misstrauische Fragen stellten, sondern Jeans und T-Shirt.
    Er war anders.
    Warum, konnte Jenny nicht sagen. Eine seltsame Ahnung riet ihr, wachsam zu sein, doch sie verscheuchte sie sofort. Unsinn! Unter der Staubschicht auf der Kühlerhaube war schemenhaft ein Logo zu erkennen, also musste er ein Offizi eller sein oder Mitarbeiter einer anderen Hilfsorganisation.
    Sie wollte ihn ignorieren, sich einfach abwenden, weil sie die ewigen Kämpfe mit der Obrigkeit satthatte. Allerdings strömten täglich neue Flüchtlinge ins Lager, und Jenny brauchte jede Hilfe, die sie bekommen konnte.
    Also blieb sie, wo sie war.
    Stumm, ohne zu lächeln.
    Als sich der Sandnebel gelichtet hatte, sah sie einen hochgewachsenen, athletisch gebauten Mann mit gebräunter Haut und rabenschwarzem Haar vor sich. Grüne Augen? Jenny schaute genauer hin. Sie waren eindeutig grün und auf eine so unwiderstehliche Weise fesselnd, dass sie zu spät merkte, wie sie ihn anstarrte.
    Allerdings war er ein Mann, den jede Frau anstarren und vielleicht sogar anlächeln würde, um das leise Flattern in ihrem Herzen zu übertönen.
    Nicht, dass ihr Herz beim Anblick anderer Männer zitterte … nicht, seit David …
    „Dr. Stapleton?“
    Seine Stimme war tief und ein bisschen heiser, als wäre er erkältet. Oder wie eine Schlafzimmerstimme, bereit zu verführen …
    Woher kam das jetzt?
    „Ja!“, beeilte sie sich zu sagen und verbannte die beunruhigenden Gedanken.
    „Ich bin Kamid Rahman.“ Der Besucher streckte ihr die Hand entgegen. „Die Zentrale von Aid for All schickt mich zu Ihrer Unterstützung. Ich soll die Flüchtlinge untersuchen und behandeln und Ihnen bei der Umsetzung des Tuberkulose-Programms helfen.“
    „Sie sind Arzt?“ Verblüfft musterte sie die fadenscheinige Jeans und das verwaschene T-Shirt, obwohl sie immer noch Mühe hatte, sich nicht von dem atemberaubenden Männerkörper darunter ablenken zu lassen.
    „Studiert und ausgebildet in London“, erklärte er mit einer Verbeugung. „Aber da mein Vater in Diensten dieses Landes stand, bin ich hier aufgewachsen. Aid for All wollte mich ursprünglich in Südafrika einsetzen, bis man auf die Idee kam, meine Sprachkenntnisse könnten in dieser Gegend von Nutzen sein.“
    Sein Lächeln war umwerfend und machte ihn noch gefährlicher, sodass Jenny instinktiv einen Schritt zurückwich und Rosana an ihre Brust drückte.
    Es schien ihm nicht aufzufallen, geschweige denn zu kümmern, dass sie seine Hand nicht ergriffen hatte. Stattdessen blickte er sich in der kleinen Zeltstadt interessiert um.
    „Wir können Hilfe gebrauchen“, antwortete sie. Insgeheim verwirrte sie der breitschultrige Fremde mit den ausgeprägten Wangenknochen so sehr, dass sie am liebsten das Weite gesucht hätte. Seinen tiefgründigen grünen Augen entging nichts, und seine geschmeidigen Bewegungen strahlten Sex-Appeal aus.
    Es war lange her, dass sie einen Mann sexy gefunden hatte …
    Doch es gab noch etwas an seiner Haltung, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Trotz des legeren Äußeren strahlte er Autorität aus.
    „Also, führen Sie mich herum?“
    Eher eine Anweisung als eine Frage. Das passte ins Bild.
    Er hatte die Hände in die Gesäßtaschen geschoben, während er sich die Gegend ansah, sodass sich die Jeans über seinem knackigen Po spannte, und Jenny war schon wieder abgelenkt.
    Du solltest dir Gedanken machen, warum er hier ist, und weniger über seine ansehnliche Kehrseite, ermahnte sie
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