Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Bei genauerem Hinsehen entdeckte Jonathan die unauffälligen Fahrzeuge, die die Zufahrtsstraße abriegelten, die gepanzerten Mannschaftswagen neben dem Wachhaus und die neben dem Verwaltungsgebäude abgestellten schwarzen Transporter der GIGN, einer Spezialeinheit der französischen Gendarmerie mit Schwerpunkt Terrorbekämpfung. In der Luft direkt über ihnen sah Jonathan etwas in der Morgensonne aufblitzen. Es war einer der Mirage-Kampfjets der französischen Luftwaffe, die den Luftraum über der Gegend für den normalen Flugverkehr abriegelten.
    Während des fünfzigminütigen Fluges hatten sie ununterbrochen mit dem Direktor des Kernkraftwerks telefoniert. So waren sie über die Ereignisse ständig auf dem Laufenden geblieben.
    »Die Frau hat die Überwachungskameras manipuliert, sodass wir nicht sehen konnten, was sie auf dem Gelände macht«, hatte der Direktor des Kraftwerks ihnen kurz nach dem Start mitgeteilt. »Monsieur Royale hat den Manipulationsversuch entdeckt und versucht, die Frau zu finden. Er hat sie schließlich in der Lagerhalle entdeckt, aber vorher hätte sie überall sein können.«
    »Lautet der Name dieser Lagerhalle W-4?«, fragte Kate, die sich an Jonathans Hinweis erinnerte.
    »Ja.«
    »Was wird dort gelagert?«
    »Rohre, verschiedene Geräte und Material zur Instandhaltung.«
    »In einem Metallrohr könnte man unbemerkt Sprengstoff auf das Gelände schmuggeln«, sagte Graves. »Wahrscheinlich ist sie in die Lagerhalle gegangen, um die Bombe zu holen.«
    Kate nickte und fragte: »Wer ist Monsieur Royale?«
    »Unser stellvertretender Sicherheitschef. Er hat Miss Scholl in Empfang genommen, weil Monsieur Grégoire, der Leiter unseres Sicherheitsdienstes, heute Morgen nicht zur Arbeit gekommen ist.«
    »Haben Sie mit Grégoire gesprochen?«
    »Er geht nicht ans Telefon.«
    Graves wandte sich an den Hubschrauberpiloten und bat ihn, per Funk die Polizei zu informieren. Sie sollten sofort einen Wagen zu Grégoires Haus schicken. Danach sagte er zum Direktor: »Rufen Sie bitte Monsieur Royale an und fragen Sie nach, ob er Miss Scholl inzwischen gefunden hat.«
    Die Minuten verstrichen, und die Ereignisse wurden immer besorgniserregender.
    »Royale antwortet nicht«, meldete sich schließlich der Direktor. »Seltsam, er legt sein Funkgerät sonst nie aus der Hand. Irgendwas stimmt da nicht.«
    »Suchen Sie ihn«, befahl Kate in scharfem Tonfall. Alle Blicke richteten sich beunruhigt auf sie.
    Für zehn Minuten trat Funkstille ein. Dann meldete sich eine Stimme, die nicht dem Direktor des Kernkraftwerks, sondern einem Polizisten gehörte, der zu Grégoires Haus geschickt worden war. »Ich habe den Mann und seine Familie im Haus gefunden«, sagte der Polizeibeamte. »Sie lagen gefesselt in ihren Betten. Die Frau hat eine gebrochene Nase, und Grégoire steht unter Schock. Er sagt, eine Frau habe sie überfallen und mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt.«
    »Was ist mit den Kindern?«, wollte Kate wissen.
    »Denen geht es so weit gut.«
    Nach weiteren zwei Minuten meldete sich endlich der Direktor des Kernkraftwerks. »Wir haben Royale gefunden. Er war in der Lagerhalle. Er ist bewusstlos und hat einen gebrochenen Unterkiefer. Was sollen wir jetzt tun?«
    Jonathan saß direkt hinter dem Hubschrauberpiloten und hörte alles mit an. Er trug eine Sonnenbrille, hinter der er seine übermüdeten Augen verbarg, und einen Kopfhörer.
    Der Hubschrauber landete mit einem Ruck. Graves öffnete die Tür und sprang ins Freie. Jonathan, Kate und eine Handvoll Polizisten folgten ihm.
    Der Direktor des Kernkraftwerks erwartete sie. Der Schweiß lief ihm übers Gesicht. »Die Frau ist im Reaktorbau«, sagte er und wies ihnen den Weg zum Verwaltungsgebäude. »Ich habe sie dort auf dem Monitor gesehen.«
    »Ist sie alleine?«, fragte Graves.
    »Ja. Und sie hat nur eine große Handtasche dabei.«
    »Kann sie in den Reaktorkontrollraum?«
    »Auf keinen Fall. Der Raum ist von innen verschlossen. Ich habe meine Männer angewiesen, sich nicht von der Stelle zu rühren.«
    Nur ein paar Schritte von ihnen entfernt standen die Truppentransporter mit weit geöffneten Türen. Die schwarz gekleideten Männer der Spezialeinheit saßen mit dem Rücken zur Wand und Maschinengewehren auf den Knien im Wagen; sie wirkten wie Fallschirmspringer kurz vor dem Sprung.
    Graves stellte sich dem Chef der Spezialeinheit vor, der sie ins Büro des Direktors begleitete. An der Wand hing eine Karte des Kraftwerksgeländes. Sämtliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher