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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
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Polizei hat Shvets verhaftet«, sagte Jonathan. Seine Stimme hallte von den Wänden des großen Gebäudes wieder. »Es ist vorbei, Emma. Gib auf. Das ist deine einzige Chance. Die Polizei hat das Gelände umstellt. Ich habe ihnen gesagt, dass du im Reaktorbau bist, aber sie werden jeden Augenblick herausfinden, dass ich sie belogen habe. Sie haben den Befehl, dich ohne Warnung zu erschießen.«
    Jonathan ging auf der schmalen Beckenkante ein paar Schritte auf Emma zu. Das Brennelementbecken war fünfzig Meter lang und fünfundzwanzig Meter breit, aus blankem Stahl gefertigt und bis zum Rand mit Wasser gefüllt, das so durchsichtig war wie Glas. Jonathan hatte noch nie zuvor so klares Wasser gesehen. In der Tiefe des Beckens lagerten die verbrauchten Brennelemente in langen Reihen aufgestapelt. Sie steckten in siebzehn mal siebzehn Meter großen Titanhalterungen. Von den Brennstäben ging ein dunkelblaues Licht aus, das sich an den Wänden und der Decke brach und den Raum in ein unheimliches, bedrohliches Licht tauchte.
    »Bist du deshalb hier?«, wollte Emma wissen. »Hast du vor, mich zu retten?«
    »Nein«, sagte Jonathan. »Deshalb bin ich nicht gekommen.« Die Worte kamen ihm ganz spontan über die Lippen, und er wusste, dass sie das Ende für ihn und Emma bedeuteten. »Ich bin hier, weil ich nicht zulassen kann, dass du Tausende von Menschen umbringst.«
    Zum ersten Mal blickte Emma von dem schwarzen Metallkasten auf und schaute ihm ins Gesicht. »Du hast ja keine Ahnung, auf was du dich eingelassen hast«, sagte sie.
    »Shvets hat mir alles erzählt.«
    »Du verstehst es trotzdem nicht.«
    »Warum, Emma? Warum bist du zu ihm zurückgegangen? Ich habe deine Akte gelesen. Ich weiß, wozu er dich gezwungen hat.«
    »Weil ich Division noch mehr hasse als Shvets. Ich hasse diesen Verein, weil er überall auf der Welt seine Finger im Spiel hat. Ich hasse ihn für alles, was er, angeblich im Interesse seines Landes, verbrochen hat. Du denkst, dass ich der Feind bin, aber du irrst dich. Ich bin nur diejenige, die abdrückt. Jemand, der viel mehr Macht und Einfluss hat als ich, bestimmt das Zielobjekt, lädt die Waffe und reicht sie dann an mich weiter.«
    »Und wo genau liegt bei dem, was du jetzt tust, der Unterschied?«
    »Jetzt helfe ich meinem Land. Meinem wahren Heimatland.« Sie blickte auf die Pistole in Jonathans Hand. »Du lieber Himmel, hast du da wirklich eine Waffe?«
    Jonathan starrte auf die Pistole und schleuderte sie dann achtlos in das Becken. Jede Art von Drohung war zwecklos. Er konnte seine Frau nicht erschießen. »Und was ist mit mir?«
    »Wie meinst du das?«
    »War das, was zwischen uns war, jemals echt?«
    »Nein«, antwortete Emma, ohne zu zögern. »Es war nie echt, keine Sekunde. Du warst für mich nur Mittel zum Zweck. Du hast mich an die Orte gebracht, an die ich allein nicht gekommen wäre. Tarnung, Jonathan. Mehr warst du für mich nicht.«
    »Warum bist du dann nach London gekommen, um mich zu sehen?«
    »Weil ich dich mag. Weil ich einen guten Fick gebraucht habe. Zufrieden?«
    »Lüg mich nicht an!«
    Emma starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Du willst die Wahrheit hören?« Sie schüttelte den Kopf. »Und was genau soll das sein?« Sie drückte auf einen Knopf, schloss die Klappe auf dem Kästchen und erhob sich. »Vier Minuten. Du kannst immer noch abhauen.«
    Jonathan rührte sich nicht vom Fleck. »Du bist nicht nur nach London gekommen, um mir zu sagen, dass wir uns nicht mehr treffen können. Das hättest du mir auch einfacher mitteilen können. Ein Anruf hätte genügt. Das alles passt nicht zusammen, Emma. Du hast für dieses Treffen deine Regeln über den Haufen geworfen.«
    »Willst du dich als Experte aufspielen? Du warst mein Lockvogel, nichts weiter. Ich habe die verantwortlichen Ärzte überredet, dich als Vortragsredner einzuladen. Ich habe zugelassen, dass du mir folgst. Ich wusste, dass ich die Autobombe niemals unbemerkt zünden kann. Ich brauchte jemanden, der die englische Polizei von mir ablenkt. Dass sie ihre ganze Energie darauf verschwendet hat, dich zu verfolgen, hat mir die Sache wesentlich erleichtert.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Und jetzt verschwinde von hier, sonst ...«
    Eine gewaltige Explosion übertönte ihre Worte. Das Gebäude erzitterte in seinen Grundfesten. Eine der riesigen Deckenlampen zerbarst und landete funkensprühend im Kühlbecken. Jonathan kam aus dem Gleichgewicht und wäre beinahe ins Wasser gestürzt. Die
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