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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
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Explosion der Bombe ausgelöst wurde.
    Noch zwanzig Sekunden.
    Jonathan nahm den blauen Draht zwischen die Scherblätter, überlegte es sich noch einmal anders und entschied sich stattdessen für den roten Draht.
    Noch zehn Sekunden.
    Jonathan drückte die Scherblätter zusammen, aber der Draht ließ sich nicht durchtrennen. Er versuchte es mit aller Kraft, aber ohne Erfolg.
    Noch fünf Sekunden.
    Jonathan drückte die Schere mit beiden Händen zusammen, so fest er konnte. Der Draht gab langsam nach. Jonathans Blicke klebten auf dem Zifferblatt, während er die Schere mit solcher Kraft zusammendrückte, dass ihm das Metall in die Finger schnitt. Unter der roten Plastikummantelung kam der Kupferdraht zum Vorschein. Jonathan mobilisierte noch einmal alle Kräfte.
    Zero.
    Die Schere durchtrennte den Draht.
    Jonathan sank erschöpft nach hinten und starrte auf die LED-Anzeige. Die Bombe war nicht explodiert. Hatte er es wirklich geschafft, den Countdown zu stoppen?
    In seinem Kopf drehte sich alles, und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    Sein Blick huschte zum Kühlbecken. Das glasklare Wasser hatte die Titanhalterung freigelegt und bedeckte gerade noch die obere Spitze der Brennstäbe. So dicht unter der Wasseroberfläche schienen die Stäbe zu pulsieren.
    Erstaunt stellte Jonathan fest, dass das Wasser nicht mehr sank.
    Das Loch, das die erste Bombe in die Außenwand gerissen hatte, lag jetzt vollständig über der Wasseroberfläche. Nur dreißig Zentimeter trennten die Brennstäbe noch von der Wasseroberfläche, aber diese dreißig Zentimeter reichten aus, um die Katastrophe zu verhindern. Aus dem Kühlbecken konnte kein Wasser mehr entweichen.
    Die Tür, durch die Emma geflohen war, wurde aufgerissen. Colonel Graves und Kate Ford stürmten zusammen mit einem Dutzend Polizisten und dem Direktor des Kraftwerks in die Halle. Jonathan sah, dass zwölf Maschinengewehre auf ihn gerichtet waren. Er beschloss, keinen Widerstand zu leisten.
    Graves musterte Jonathan, seine blutenden Hände und die zum Teil beschädigte Bombe vor Jonathans Knien. Dann streckte er Jonathan die Hand entgegen und half ihm auf die Beine. »Wir haben alles auf den Monitoren im Reaktorkontrollraum beobachtet.«
    »Ich dachte, ich könnte ihr die Sache ausreden«, sagte Jonathan.
    Graves schien darüber nachzudenken, gab aber keine Antwort.
    Kate trat zu ihnen, legte Jonathan einen Arm auf den Rücken und führte ihn zum Ausgang. »Wir sollten sie erst einmal verarzten.«
    Jonathan blieb abrupt stehen. »Wo ist sie?«, fragte er.
    Graves tauschte einen Blick mit Kate und schaute Jonathan dann fest in die Augen. Innerlich bereitete Jonathan sich auf das Schlimmste vor. Aber Graves schüttelte nur den Kopf. »Wir konnten sie nirgends finden. Aber keine Sorge, wir durchkämmen das ganze Gelände. Sie kann nicht weit sein.«
    Jonathan nickte stumm. Emma war ihnen entwischt, das wusste er so gut wie alle anderen. Er warf einen Blick auf das klaffende Loch in der Wand des blanken Stahlbeckens. »Die Bombe war gar nicht tief genug angebracht«, sagte er, in Gedanken versunken. »Die Brennstäbe wären niemals an die Oberfläche gelangt ...«
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Graves. »Ich habe Sie nicht verstanden.«
    Doch Jonathan schwieg. Er fühlte sich plötzlich viel zu erschöpft, um zu antworten.
    »Wir sollten jetzt gehen«, sagte Kate. »Das Flugzeug nach London wartet auf uns.«
    »Habe ich eine Wahl?«, fragte Jonathan.
    »Natürlich nicht«, sagte Graves. »Wenn Sie glauben, Sie wären nach dieser Aktion aus dem Schneider, täuschen Sie sich gewaltig.«

76.
 
    Eine Stunde später griff Sir Anthony Allam, der Chef des MI5, zum Telefon und wählte die Nummer von Frank Connor. »Deine spezielle Freundin ist soeben wieder aufgetaucht.«
    »Wo?«
    »Im Kernkraftwerk La Reine in der Normandie. Sie hat versucht, eine Art Unfall zu verursachen, um das nukleare Stromnetz des Landes lahmzulegen. Die ganze Anlage sollte in die Luft fliegen. Um ein Haar hätte sie es geschafft.«
    »Habt ihr sie erwischt?«
    »Nein«, sagte Allam. »Sie ist uns entkommen.«
    »Verdammt!«, fluchte Connor.
    »Die französische Polizei hat einen landesweiten Haftbefehl erlassen. Interpol ist ebenfalls eingeschaltet.«
    »Das wird nichts nützen. Die Lady ist so schwer zu fassen wie ein Geist. Sie werden sie niemals finden.«
    »Mag sein«, sagte Allam. »Aber immerhin wissen wir, dass sie im Auftrag von Sergei Shvets vom FSB gehandelt hat. Wie sich
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