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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
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lassen.«
    Shvets saß mit hoch erhobenem Kopf an einem nackten Holztisch. »Es überrascht mich nicht, dass die Beweise erdrückend sind«, sagte er. »Schließlich brauchten sie einen Sündenbock.«
    »Das ist lächerlich«, sagte Igor Iwanow. »Als Nächstes willst du uns noch weismachen, dass die Amerikaner hinter der ganzen Sache stecken. Verrat mit nur eins: Hat Frank Connor dir den Vorschlag gemacht, mich aus dem Weg zu räumen?«
    »Es war meine eigene Idee«, erwiderte Shvets trotzig.
    Die drei Männer saßen in einem kleinen dunklen Raum im zweiten Kellergeschoss. Hier gab es keine Fenster und nichts, was den Raum hätte freundlicher machen können. Wände, Zimmerdecke und Fußboden waren aus rauem Beton. Eine flackernde Neonleuchte war die einzige Lichtquelle.
    Mitten auf dem Tisch lag eine dicke Akte mit makellosem Ledereinband, auf dem das Siegel des MI5 prangte. Der Präsident öffnete sie mit einer theatralischen Geste und vertiefte sich in die Seiten. »Eine Krankenhausrechnung über fünfundzwanzigtausend Euro, die auf deine Anordnung hin von einem deiner Agenten beglichen wurde und bis zu einer Tarnorganisation des FSB zurückverfolgt werden konnte«, sagte er. »Fünf Kilo Semtex, die identisch waren mit dem Sprengstoff, der beim Londoner Anschlag benutzt worden war, aufgefunden in einer Pariser Wohnung, die unseren iranischen Verbündeten gehört und kurzzeitig dem russischen Inlandsgeheimdienst zur Verfügung gestellt wurde. Und zur Krönung ein Laptop mit vertraulichen Dateien mit den Namen der beteiligten Agenten und einer detaillierten Planung der Operation. Es nimmt kein Ende.« Der Präsident legte die Papiere zurück in die Akte und schloss sie sorgfältig. Dann faltete er die Hände auf dem Tisch und fuhr fort: »Du zwingst unsere Regierung und unser Land dazu, sich für die Angelegenheit verantwortlich zu erklären müssen.«
    Iwanow warf Shvets einen finsteren Blick zu. »Nur deinetwegen werden wir den Briten mindestens für die nächsten zehn Jahre in den Hintern kriechen müssen.«
    »Und du bist einer von ihnen«, sagte Shvets, ohne Iwanows Blick auszuweichen. »Die ganze Sache wurde fingiert, um mich aus dem Verkehr zu ziehen. Ein Komplott. Warum hört ihr euch nicht an, was sie zu der ganzen Sache zu sagen hat? Sie wird alles bestätigen.«
    »Wir haben sie bereits mehr als einmal zu der Angelegenheit befragt«, sagte der Präsident. »Ausnahmsweise gehe ich fest davon aus, dass Larissa Alexandrowna Antonowa die Wahrheit sagt und dass sie eine selbstlose, mutige Bürgerin unseres Landes ist. Wenn man in Betracht zieht, unter welchen Umständen sie angeworben wurde, hatte sie gar keine andere Wahl, als ihre Loyalität zu dir unter Beweis zu stellen. Wir haben ihr verziehen und hoffen, dass wir ihre vielfältigen Talente in Zukunft noch oft nutzen können.«
    Shvets ließ den Kopf hängen. »Mein Gott«, sagte er. »Sie haben es also geschafft.«
    »Genug«, sagte der Präsident. »Steh auf. Wir bringen dich in deine Zelle zurück.«
    Shvets erhob sich und ging mit festem Schritt und der strammen Haltung eines ehemaligen Soldaten vom Tisch bis zum Ausgang. Mit hoch erhobenem Kopf öffnete er die Tür zum Flur.
    Die Pistolenmündung an seinem Hinterkopf und die Kugel, die ihm in den Schädel gejagt wurde, spürte er nicht. Er sah nur für den Bruchteil einer Sekunde einen grellen Blitz, dann versank alles um ihn herum in endloser Schwärze.
 
    Der Präsident ließ die Waffe sinken. »Ich habe ihm gesagt, dass ich mich höchstpersönlich darum kümmere, wenn ich herausfinde, dass ein Russe für den Anschlag auf dich verantwortlich war.«
    Iwanow betrachtete den Leichnam mit gleichgültigem Blick. »Gut, dass wir ihn los sind.«
    Der Präsident starrte Iwanow misstrauisch ins Gesicht. »Es ist doch nicht wahr, oder?«
    »Was?«, fragte Iwanow.
    »Dass du ein Spion der Amerikaner bist.«
    Iwanow blickte dem Präsidenten fest in die Augen. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. Der Präsident fiel mit ein, und es dauerte eine ganze Weile, bis das Lachen der beiden Männer in dem kalten Betonzimmer verhallt war.
    »Ach, übrigens«, sagte der Präsident dann atemlos und wischte sich über die Augen. »Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir eine freie Stelle, die so schnell wie möglich wieder besetzt werden sollte. Was würdest du sagen, wenn ich dich zum neuen Chef des FSB ernenne?«

78.
 
    Iwanow verschluckte sich beinahe vor
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