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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
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Gebäude waren mit Kürzeln gekennzeichnet, die in einer Auflistung in der unteren linken Ecke näher erklärt wurden.
    »Kommt Ihnen eines der Kürzel bekannt vor?«, fragte Graves an Jonathan gewandt. »Es wird höchste Zeit, dass Sie die versprochene Gegenleistung für die Vorzugsbehandlung erbringen, die Ihnen zuteilgeworden ist.«
    Jonathan deutete auf den Reaktorkomplex, der aus vier Gebäuden bestand, die von einem Sicherheitszaun umgeben waren. »Wo ist der Sicherheitsbehälter?«
    »Genau hier«, sagte der Direktor und zeigte auf den Reaktorbau.
    »Werden dort die Brennstäbe gelagert?«
    »Ja. Von dort werden sie mit Hilfe von Materialschleusen in den Reaktor eingesetzt.«
    »Das ist das Zielobjekt«, sagte Jonathan. »Ich habe in den Mitteilungen darüber gelesen.«
    Graves wandte sich an den Einsatzleiter. »Schicken Sie Ihre Männer zum Reaktorbau. Die Bombe - oder die Zündvorrichtung für eine vorher angebrachte Bombe - befindet sich möglicherweise in der Handtasche der Frau. Ihre Leute sollen kein Risiko eingehen.«
    Jonathan stellte sich zwischen die beiden Männer. »Lassen Sie mich mit ihr reden«, sagte er. »Ich brauche eine Minute, um sie zur Vernunft zu bringen.«
    »Das hat Ihnen in London auch nicht viel genützt«, sagte Graves. »Halten Sie sich da raus.«
    Jonathan legte Graves eine Hand auf die Brust. »Das hier ist etwas anderes«, sagte er. »So etwas würde Emma niemals tun.« Er warf Kate einen flehenden Blick zu. »Ich kenne sie. Lassen Sie es mich wenigstens versuchen.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte sie.
    Graves stieß Jonathans Arm weg. »Sorgen Sie dafür, dass Dr. Ransom bleibt, wo er ist, bis wir die Situation unter Kontrolle haben. Und legen Sie ihm wieder die Handschellen an. Noch mehr Ärger können wir wirklich nicht gebrauchen.«

74.
 
    Emma Ransom war nicht einmal in der Nähe des Sicherheitsbehälters. Sie kauerte ein gutes Stück entfernt vor der Außenwand des Beckens zur Lagerung der verbrauchten Brennelemente. Die Wand war aus fünfundvierzig Zentimeter dickem Beton. Anders als der Reaktorbau mit den Sicherheitsbehältern, die so konzipiert waren, dass sie einem Beschuss mit lasergesteuerter Munition, Luft-Boden-Raketen und einem direkten Aufprall großer Flugzeuge standhalten und obendrein verhindern konnten, dass nach einem Unfall radioaktive Strahlung freigesetzt wurde, galt das Gebäude mit dem Brennelementbecken nicht als bevorzugtes Zielobjekt für Anschläge und war deshalb auch nicht besonders geschützt. Emma suchte in ihrer Tasche nach einer der beiden Bomben, die sie aus der Lagerhalle geholt hatte. Sie entfernte die Schutzfolie von einem doppelseitigen Klebeband an der Rückseite der Bombe und befestigte sie ungefähr zwanzig Zentimeter über dem Boden an der Wand. Vor zwei Nächten hatte sie diesen Punkt mit dem Theodolit ausgemessen. Er lag genau fünf Meter unter der Oberfläche eines riesigen Kühlbeckens auf der anderen Seite des Gebäudes.
    Emma öffnete die Bedienungstafel und stellte den Timer auf zehn Minuten. Papi hatte ihr aufgetragen, den Timer auf dreißig Minuten zu stellen, damit ihr genug Zeit für die Flucht blieb, aber der Zeitplan hatte sich geändert. Emma wusste, dass eine halbe Stunde ausreichen würde, um die Bombe zu finden. Zehn Minuten waren genug, um die zweite Bombe zu platzieren und sich in Sicherheit zu bringen, bevor die erste Bombe hochging. Vorausgesetzt, sie wurde bis dahin nicht erwischt. Das war der einzige Fall, auf den sie nicht vorbereitet war.
    Ohne zu zögern, aktivierte sie den Timer.
    Die roten Ziffern auf der Digitaluhr liefen rückwärts.
    9.59
    9.58
    9.57
    Emma überzeugte sich, dass die zweite Bombe sicher in ihrer Handtasche verstaut war, blickte sich nach allen Seiten um und machte sich auf den Weg zu ihrem letzten Zielobjekt.

75.
 
    Sie brachten Jonathan in das Büro des Direktors. Ein Polizist blieb bei ihm, ein anderer hielt vor der Tür Wache. Die Handschellen saßen zu eng, aber wenigstens konnte Jonathan sich hinsetzen, wohin er wollte, oder im Büro umhergehen. An der Wand hinter dem Schreibtisch hingen etliche Farbmonitore, auf denen er das Geschehen auf dem Gelände verfolgen konnte.
    Mit wachsendem Unbehagen beobachtete er, wie die Beamten der Spezialeinheit sich ihrem Zielobjekt näherten. Jonathan konnte auf den Bildschirmen sehen, wie sie voranrückten, sich vor dem Verwaltungsgebäude versammelten und ein letztes Mal ihre Waffen kontrollierten. Danach stürmten sie auf den Reaktorbau
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