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George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
Autoren: Fanny Wagner
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hat sich soeben das Prädikat ‹Schwierigsohn› eingefangen», bemerkte Antonia, als sie Platz nahm und freundlich in die Runde grüßte. «Hoffentlich dreht die alte Klug heute Abend nicht noch durch.»
    Eine Äußerung, mit der Antonia sofort eine Mitgliedschaft in Tante Bonnies «Euch-mach-ich-alle-kalt!»-Club erwarb.
    «Und damit erkläre ich das Buffet für eröffnet!», beschloss Oliver seine Rede. «Guten Appetit!»
    «Abbah passen Sie gut auf! Im Spargelsalat ist jede Menge Afropowisakkahzeug drin», krähte Kirsti in die Menge. «Schmeckt abbah supah!»

    «Hast du eine Ahnung, was Kirsti da vorhin gemeint hat?», fragte George, als wir vor dem Buffet standen.
    «Sie hat’s nicht so mit Fremdwörtern», erklärte ich. «Sie meinte ‹Aphrodisiakum›.»
    «Oh, oh, das wird ja immer besser», raunte der schöne Mann mir ins Ohr. Das fand ich auch. Vor lauter Lust konnte ich kaum noch laufen.
    «Lassen Sie es sich gut schmecken», hörte ich in diesem Augenblick Bettinas Stimme. «Es ist noch genug da!» Sie tauschte gerade eine leere Platte gegen eine volle aus, als sie mich sah.
    «Na, Eva, alles im Lot?», sagte sie und grinste mich mit einem Seitenblick auf meine Begleitung an. Ich beugte mich vor und flüsterte ihr «Das ist George! Ich erkläre es dir später!» ins Ohr. Auf der Stelle ließ sie das Tablett los. Es fiel scheppernd zu Boden, und für einen Augenblick war es ganz still im Raum. «Das nächste Mal warnst du mich bitte vor, okay?», sagte sie und dann zu George: «Hallo, schön, dich zu sehen. Wir haben schon eine Menge von dir gehört!»
    «Hoffentlich nur Gutes!», sagte George grinsend und nahm sich reichlich Spargelsalat.

    An unserem Tisch hatte Hubi die Unterhaltung wieder an sich gerissen und klärte uns über Maschinenblocks, Tachostände und ähnlich rasend interessante Dinge auf.
    «Was machen Sie denn so beruflich?», fragte Kermit George, in der Hoffnung, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. «Auch etwas mit viel PS?»
    «Ich bin Steuerfahnder», sagte George. «Oliver kenne ich noch aus Studienzeiten.»
    «Ach ja, wie schnell das Leben vergeht!», sinnierte Kermit. «Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich erst gestern meine Ausbildung abgeschlossen, und schon ist das ganze Leben vorbei!»
    «Und das letzte Hemd hat keine Taschen!», sagte Tante Bonnie plötzlich. Es waren ihre ersten Worte an diesem Abend, und wir sahen sie staunend an. Vielleicht wollte sie uns später tatsächlich alle umlegen und bereitete uns so darauf vor?
    Mir blieb keine Zeit, mir weitere Gedanken darüber zu machen, denn nun klatschte Kirsti in die Hände und bat um unsere Aufmerksamkeit.
    «Hört bitte alle mal her!», trällerte sie. «Mein supah-süßes Patenkind, der kleinah Alexandah, möchte ein Gedicht aufsagen.»
    Alle Blicke waren nun auf einen kleinen Knaben gerichtet, der vor lauter Nervosität an seiner Krawatte lutschte. Er schaute kurz in die Menschenmenge und nahm dann den Schlips aus dem Mund.
    «Liebes Brautpaar, ich sage ein Gedicht, aber nur wenn ihr euch küsst!»
    «Aah, wie supah-goldig, was, Olivah?», kreischte Kirsti und zog ihren Hasen vom Stuhl. «Komm, gib mir schnell ein Bussi!»
    Nachdem das erledigt war, machte der Kleine weiter mit den Worten: «Danke, danke, danke schön, ich wollte nur das Küssen sehn!», und rannte zu seiner Mutter zurück.
    «Aah, wie supah!», rief Kirsti.
    «Ach du Scheiße», sagte Antonia.

    Es war leider nicht die letzte Einlage, die wir an diesem Abend über uns ergehen lassen mussten.
    Nach einer Runde Kinderdias von Kirsti und Oliver mussten wir bei einem Eheeignungstest mitspielen und überlebten die grausamen Gedichte, die ihre Freunde zum Besten gaben, nur mit Mühe.
    Nur Hubi freute sich über jede Geschmacksfreiheit derart, dass er sich zeitweise nicht mehr beruhigen konnte vor Lachen.
    «Wenn ich dieses Gemeckere noch lange hören muss, haben wir bald eine Tischleiche und können Miss Marple spielen», flüsterte Antonia. «Und ihr müsst herausfinden, wer Hubi-Schatz umgelegt hat!» Sie trank einen kräftigen Schluck Wein. «Wollen wir nicht mal frische Luft schnappen gehen?»
    «Ich würde noch kurz warten», sagte ich. «Deine Badehose tritt auf!»
    «Grundgütiger!», zitierte Antonia, als sie das Objekt ihrer spontanen Begierde auf das Brautpaar zuwanken sah.
    Schwimmbad-Paul trug einen Trenchcoat, in dessen Taschen jeweils eine Flasche Bier steckte, und mimte den Betrunkenen. Nach einem kurzen Prolog kam er zum
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