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George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
Autoren: Fanny Wagner
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wollte ebenfalls ein Kind, wusste aber nicht, wer überhaupt der richtige Mann für sie war.
    Ja, Jennifer, das Problem kenne ich nur zu gut. Man müsste mit Männern eine Testfahrt machen können, bevor man sie richtig in sein Leben holt. So bekäme man unverbindlich einen Eindruck, ob der Einstieg bequem ist, wie der Kerl anspringt und wie viel PS er in der Hose hat. Bei der Gelegenheit könnte man vielleicht auch in Erfahrung bringen, ob seine emotionale Heizung zuverlässig ist und wie es in Krisenzeiten mit den Airbags aussieht. Und dann würde man rechtzeitig merken, dass manch vielversprechender Mann zwar für gelegentlichen Stadtverkehr, nicht aber für Langstrecken taugt.
    «Wie dein Tobias», meldete sich eine Fipsstimme in meinem Kopf.
    Ich musste an meinen ersten Abend mit Tobias denken. Wir hatten uns auf einer Verlagsfeier kennengelernt, zu der neben Autoren auch einige Illustratoren und Übersetzer eingeladen waren. Ich schenkte mir gerade am Buffet Weißwein nach, als mich jemand von hinten anrempelte. «Du Trottel!», dachte ich – und gleich darauf: «Mein Gott, riecht der Kerl gut!»
    Ich drehte mich um und stellte fest, dass der Schubser auch noch gut aussah. Er trug einen schwarzen Anzug aus den sechziger Jahren, wie ihn britische Popstars oft anhaben, ein weißes Hemd, eine Krawatte mit Schachbrettmuster und Turnschuhe. Und dazu war er groß, hatte kurze schwarze Haare und eine markante Nase. Um seine dunklen Augen zeigten sich Lachfältchen und sein Mund … Du meine Güte, so schön geschwungene Lippen hatte ich selten gesehen. Ich wollte auf der Stelle von ihnen geküsst werden.
    «Tut mir leid», sagte mein Gegenüber. «Schade um den Wein.» Er sah mir tief in die Augen. «Andererseits komme ich so endlich mal mit dir ins Gespräch.»
    Hatte er mich etwa absichtlich angerempelt? Meine Gedanken spielten Fangen, und ich grinste dämlich.
    «Wir haben nämlich etwas gemeinsam», sagte er, während er mir das Glas nachfüllte. Er lächelte mich an, und ich schmolz geradewegs dahin.
    «Einen Frosch.»
    «Wie bitte?»
    «Fritz Frosch», grinste er. «Ich habe die Illustrationen dazu gemacht.»
    «Fritz Frosch» war der Titel eines Kinderbuchs, das ich aus dem Englischen übersetzt hatte. «Ah!», rief ich. «Dann bist du Tobias Knorr. Geil!» Sofort hielt ich mir die Hand vor den Mund. «Ich meine, toll! Die Bilder sind wirklich toll. Ich meine …»
    «Schon okay.» Er prostete mir zu. «Freut mich, dass sie dir gefallen.»
    Es war nicht das letzte Mal an diesem Abend, dass wir uns zuprosteten, und als gegen Mitternacht Tanzmusik aufgelegt wurde, gehörten wir zu den Ersten auf dem Parkett. Zuerst locker, bald schon engumschlungen.
    «Wenn du möchtest, kann ich dir meine Originalillustrationen zeigen», flüsterte Tobias mir ins Ohr.
    «Oh, das wäre toll», flüsterte ich zurück. Ich war brennend an seinen Originalen interessiert, daran bestand überhaupt kein Zweifel.
    Als wir uns gegen drei Uhr verabschiedeten, bekam ich immerhin einen Vorgeschmack, denn Tobias verabschiedete sich von mir mit einem: einem langen, leidenschaftlichen Kuss, der mir fast die Sinne raubte. Drängend, wild und doch zärtlich, und dann …
    «So, jetzt können Sie zum Ausspülen kommen», unterbrach Mona meinen Tagtraum. Sie schob das Wärmegerät in die Ecke und ging mir zum Waschbecken voraus.
    Nachdem sie mir die Haare nachgeschnitten und die Tönung aufgetragen hatte, wickelte Mona mir eine Plastikfolie um den Kopf. Dann setzte sie mich erneut unter das Wärmegerät, und ich widmete mich wieder meinen Zeitschriften.
    Mein Blick blieb bei der Schlagzeile «Frauen lassen sich schnell ausnutzen» hängen. Oh ja, das konnte ich bestätigen.
    Meine erste Erfahrung auf diesem Gebiet hatte ich bereits in der Grundschule gemacht. Da wollte Maxi unbedingt mein Freund sein. Sagte er. Und ich war glücklich, denn Maxi war bei allen sehr beliebt. Doch schon bald musste ich feststellen, dass Maxi mich nur mochte, weil ich ein neues Fahrrad mit Gangschaltung hatte. Wenn er mich nachmittags zum Spielen besuchte, schnappte er sich das Teil und fuhr wie ein Bekloppter die Straße rauf und runter, während ich wie Falschgeld auf dem Gehsteig herumstand und ihm zuschaute. Und kaum hatte er die Gangschaltung geliefert, ließ er sich nicht wieder blicken.
    «Ob im Job oder beim Daten – die meisten Menschen haben sich schon einmal von Manipulierern ausnutzen lassen», hieß es in dem Artikel. «Um sich davor zu schützen,
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