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Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung

Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung

Titel: Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung
Autoren: Peter Asprion
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2. Auflage. Münster.

    Goffman, Erving (1972). Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt/Main.

    Grün, Klaus-Jürgen (2009). Angst. Vom Nutzen eines gefürchteten Gefühls. Berlin.

    Hüther, Gerald (2011). Was wir sind und was wir sein könnten. Ein neurobiologischer Mutmacher. Frankfurt/Main.

    Hellmer, Joachim (1961). Der Gewohnheitsverbrecher und die Sicherungsverwahrung 1934 bis 1945. Berlin.

    Lütz, Manfred (2009). Irre! Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen. Gütersloh.

    Mathiesen, Thomas (1993). Überwindet die Mauern! Die skandinavische Gefangenenbewegung als Modell Politischer Randgruppenarbeit. 2. Auflage. Bielefeld.

    Maturana, Humberto R. / Varela, Francisco (1990). Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens. München.

    Neubacher, Frank / Walter, Michael (Hg.) (2002). Sozialpsychologische Experimente in der Kriminologie. Münster.

    Omer, Haim / Alon, Nahi / von Schlippe, Arist (2010). Feindbilder. Psychologie der Dämonisierung. Göttingen.

    Pollähne, Helmut / Rohde, Irmgard (Hg.) (2010). Probleme unbefristeter Freiheitsentziehungen. Berlin.

    Trojanow, Ilija / Zeh, Juli (2010). Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte. München.

    Wacquant, Loïc (2009). Bestrafen der Armen. Zur neuen Regierung der sozialen Unsicherheit. Opladen.

    Zeh, Juli (2009). Corpus Delicti. Ein Prozess. Frankfurt/Main.

Anhang
    Erfahrungsbericht von Hedwig Schilling, ehrenamtliche Betreuerin
    Gerhard Kraus und ich treffen zum ersten Mal im März 1998 zusammen in Begleitung eines Sozialarbeiters. Wir werden einander vorgestellt. Informationen über ihn und seine Straftat habe ich nicht gewünscht, da ich ihm unbefangen begegnen will. Voraussetzung dazu war, dass ich bei mir keine Vorbehalte gegen bestimmte Straftaten festgestellt habe.
    Diese erste Begegnung geschieht mit der Möglichkeit für uns beide, anschließend (oder nach einem weiteren Treffen) die Begleitung abzulehnen oder anzunehmen.
    Wir sitzen in einem Raum für Einzelbesuche. Die verglaste Tür ist vom Wachpersonal einsehbar. (Hier finden auch alle weiteren Besuche statt.)
    Als das Gespräch zwischen uns – recht bald – im Fluss ist, lässt uns der Sozialarbeiter alleine.

    Verlauf der Begegnung
Wahrnehmungen
Das erste Jahr (1998)
Erste Begegnung
G.K. tritt mir entgegen, lang und schmal, graues Zottelhaar, der Mund zahnlos grinsend, schlaksig baumelnde Arme und mit heftiger Fahne. Um den Hals mehrere Silberketten, fast an jedem Finger ein Silberring mit Totenkopf, Schlange u. ä., kraftloser Händedruck.
    Wir sprechen uns mit ‚Sie‘ an und mit Nachnamen.
    Ich nenne meine Familiensituation, mein Alter und mein Angebot, einen Teil meiner freien Zeit (und nur dies!) zur Verfügung zu stellen.
Sein Aussehen, sein Zustand, sein Auftreten lösen bei mir zunächst Abwehr
aus.
    Sie lassen mich meine Motivation für
dieses Ehrenamt innerlich noch einmal
deutlich abklopfen.
Dann beginnt er sofort zu erzählen. Seine Zunge ist schwer vom Alkohol, seine Aussprache – ohne Zähne – gewöhnungsbedürftig. Dennoch spricht er schnell und sprudelnd in schwäbischem Dialekt. Ich erfahre von ihm:
    Er ist 49 Jahre, seit 23 Jahren in Haft wegen einer Sexualstraftat, die er – nach seinen Worten – nicht begangen hat. Man hat sie ihm in einem Indizienprozess angehängt und er konnte sich keinen guten Anwalt leisten. Vorher waren andere Straftaten. Von 16 – 24 Jahren ist er mit kurzen Unterbrechungen bereits ständig in Haft.
Seine Geschichte klingt für mich wie eine
wilde Mischung aus Wahrheit und Fantasie. Es scheint mir, er zieht alle Register, um mich zu beeindrucken.
    Das weckt bei mir Skepsis und Misstrauen.

    Ich weiß, dass viele Sexualstraftäter ihre
Tat abspalten, sie wirklich aus der Erinnerung ausgeblendet haben.
Er ist das erste Kind einer asozialen Familie, die in Baracken haust. Sein leiblicher Vater ist amerikanischer Besatzungsoffizier; die Mutter – 17 Jahre alt, als sie von ihm schwanger wird – heiratet einen anderen Mann, der ihn als Sohn „in Kauf“ nimmt.
    Die Mutter lässt ihn von Anfang an wissen, wie sehr er ihr im Weg ist. Sie lehnt ihn ab und er ist ihr total gleichgültig
Seine Lebensgeschichte rührt mich sehr
an. Selbst wenn einiges übertrieben oder
erfunden wäre, das abgelehnte ungeliebte Kind erschüttert mich.
    Damit fällt bereits meine innere Entscheidung:
    Ich bin
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