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Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)

Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Jo Putney
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Prolog
    Stonebridge Academy
    Cumberland, Nordwestengland
    September 1793
    Z
eit zum Aufstehen, Ratte!«
    Jack Langdons schmales Bett kippte und warf ihn rücksichtslos auf den kalten Steinfußboden. Verschlafen setzte Jack sich auf und schaute blinzelnd zu dem jungen Mann auf, der in sein Zimmer eingedrungen war. Wer war das?
    Ach ja, natürlich. Er war in der Stonebridge Academy. Nach einer anstrengenden mehrtägigen Reise hatte die Familienkutsche ihn hier gestern Abend abgesetzt. Jack hatte ein Stück Brot erhalten und war zu seinem Zimmer geführt worden, ohne irgendetwas von seiner neuen Schule oder seinen zukünftigen Klassenkameraden gesehen zu haben. Heute würde er einen ersten Eindruck davon erhalten, was ihn in den nächsten Jahren hier erwartete.
    Er rappelte sich auf und fragte den älteren Jungen: »Bist du ein Präfekt?«
    »So ist es. Also nenn mich Mr. Fullerton und Sir. Und du bist eine Ratte, der Niedrigste der Niedrigen. Zieh dich an und geh in den Hof hinunter. Der Colonel will zu den neuen Ratten sprechen.« Der Präfekt zog die Augenbrauen zusammen. »Muss ich dich beaufsichtigen, während du dich anziehst?«
    Jack hätte dem Aufsichtführenden am liebsten die Faust in das grinsende Gesicht geschlagen, aber so dumm war er nicht. Der Junge war bestimmt schon siebzehn, zweimal so groß wie er und dreimal gemeiner. Deswegen beschränkte er sich darauf zu sagen: »Nein, Mr. Fullerton, Sir. Ich komme gleich herunter.«
    »Dann sieh zu, dass du es auch tust«, brummte Fullerton und ging zum nächsten Zimmer weiter.
    Fröstelnd vor Kälte, ging Jack zu dem Waschtisch. Er musste zuerst das Eis oben im Krug brechen, bevor er das Wasser in die Schüssel gießen konnte. Er hätte sich denken müssen, wie kalt es im September in Cumberland sein würde, da sie hier schon fast in Schottland waren. Es hatte eine dreitägige, unbequeme Reise erfordert, um von seinem Zuhause in Yorkshire hierherzukommen.
    Sein Zuhause. Jack versuchte, nicht an Langdale Hall zu denken, wo er die ganzen elf Jahre seines Lebens verbracht hatte. Er hatte nie von dort weggewollt. Obwohl er gewusst hatte, dass ein Schulbesuch unvermeidlich war, hatte er doch angenommen, dass seine Eltern ihn auf eine normale Schule wie Eton schicken würden, aber nicht, dass er in Schande auf der Stonebridge Academy landen würde.
    In einem Versuch, den Schock zu mildern, hatte seine Mutter gesagt, die Schule sei klein und sehr angesehen. Der Schulleiter, Colonel Hiram Stark, genieße großen Respekt, und Jack werde sehr viel lernen, und außerdem habe jeder Schüler sein eigenes Zimmer, nicht wie in einigen anderen Schulen, wo Dutzende von Jungen im selben Zimmer schliefen.
    Jack blickte sich in seiner spartanischen Umgebung um. Sein eigenes Zimmer? Wohl mehr wie seine eigene Zelle. Nicht einmal seine Mutter hatte versucht, ihn glauben zu machen, dass Stonebridge etwas anderes war als eine Strafe.
    Fullerton streckte den Kopf zur Tür herein. »Muss ich dir selbst das Nachthemd ausziehen, Ratte?« Es lag etwas seltsam Begieriges in den Augen des Präfekten, das Jack aus Gründen, die er nicht verstand und auch nicht verstehen wollte, nervös machte.
    »Nein, Mr. Fullerton, Sir.« Jack hob seine Kleider vom Vortag auf und war froh, als Fullerton wieder abzog, um den nächsten neuen Schüler zu schikanieren. Jack hatte Gerede gehört, wie miserabel Schulen waren, und geglaubt, dass die älteren Jungen die jüngeren dort vielleicht nur einzuschüchtern versuchten. Anscheinend war an den Gerüchten mehr als nur ein Körnchen Wahrheit gewesen.
    Wenn er erwachsen war und in die Armee eintrat, würde er sich mit kalten Quartieren und garstigen Vorgesetzten abfinden müssen, also wurde es vielleicht Zeit, sich daran zu gewöhnen. Hastig schlüpfte er in seine Kleider, griff nach seinem Umhang und verließ sein Zimmer.
    Draußen auf dem langen, düsteren Gang zögerte er. Als ein Diener ihn gestern Abend zu seinem Zimmer geführt hatte, war es spät und dunkel gewesen und er zu müde, um sich den Weg zu merken. Aber er hatte das Gefühl, dass sie von links gekommen waren, und so schlug er diese Richtung ein und machte sich mit schnellen Schritten auf den Weg. Es wäre nicht gut, zu spät zu kommen, wenn der Schuldirektor rief, und vielleicht würde ihm beim Gehen auch ein bisschen wärmer werden.
    Der Korridor endete an einem anderen. Als Jack stehen blieb und sich zu erinnern versuchte, kam ein etwa gleichaltriger Junge aus dem Zimmer links von ihm.
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