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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet
Autoren: Robert Sheckley
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gedrückt.«
    »Natürlich.«
    »Aber was machte das schon? Er hatte jeden Luxus dieser Welt. Und dann ging er her und hängte sich auf.«
    »Hängte sich auf?«
    »Ja«, erzählte Pathis, und sein Stirnrunzeln kehrte zurück. »Er hatte allen Komfort in seinem Haus, den die moderne Einrichtungsindustrie bietet, und er hing sich mit einem Stück Seil auf, einer alten Wäscheleine. Wahrscheinlich war er schon jahrelang aus dem inneren Gleichgewicht.«
    Das Stirnrunzeln glättete sich und wurde von dem üblichen breiten Lächeln abgelöst. »So, dann werfen wir mal einen kurzen Blick auf ihr Konto. Sie haben bei uns zur Zeit einen Kredit über achthundertunddreitausend Dollar und neunundzwanzig Cent laufen, Mr. Carrin, einschließlich der Kaufverträge meines letzten Besuches. Stimmt das so?«
    »Richtig«, bestätigte Carrin, der sich an die Summe aus seinen eigenen Unterlagen erinnern konnte. »Hier ist meine letzte Einkommensbescheinigung.«
    Er überreichte Pathis einen Umschlag, den der Avignonmann öffnete, die darin enthaltenen Papiere sorgfältig studierte und dann in seinem Aktenkoffer verstaute.
    »Schön. Nun werden Sie wissen, Mr. Carrin, daß sie nicht lange genug leben können, um uns den vollen Kredit zurückzuzahlen, nicht wahr?«
    »Nein, so lange werde ich wohl nicht leben«, gestand Carrin traurig ein.
    Er war erst neununddreißig, mit noch gut hundert Jahren Lebenserwartung vor sich, die ihm die moderne Medizin garantieren konnte, mit all ihren unglaublichen Wundern. Aber bei einem Einkommen von zehntausend Dollar im Jahr, konnte er unmöglich alles zurückzahlen und gleichzeitig noch genug zum Lebensunterhalt für seine Familie übrig behalten.
    »Natürlich kann es nicht in unserer Absicht liegen, Ihnen Einschränkungen in den lebensnotwendigen Dingen aufzuerlegen, Mr. Carrin. Ganz zu schweigen davon, Ihnen die unglaublichen neuen Modelle von nächstem Jahr vorzuenthalten. Dinge, auf die Sie nicht verzichten werden wollen, Sir!«
    Mr. Carrin nickte. Sicher wollte er auf keine Neuheit verzichten.
    »Nun, ich glaube, dann treffen wir wohl am Besten das übliche Arrangement für solche Probleme. Wenn Sie uns die Einkünfte Ihres Sohnes für seine ersten dreißig Berufsjahre überschreiben, können wir Ihnen ohne Schwierigkeiten den Kredit sichern und erhöhen.«
    Mr. Pathis nahm die entsprechenden Papiere aus seinem Koffer und breitete sie vor Carrin auf dem Tisch aus.
    »Wenn Sie bitte hier unterschreiben würden, Sir.«
    »Tja«, meinte Carrin, »ich bin mir nicht so ganz sicher, wissen Sie. Ich würde dem Jungen gerne einen sicheren Start ins Leben geben und ihn nicht gleich von Anfang an mit so etwas …«
    »Aber bester Mr. Carrin«, unterbrach ihn Pathis. »Das alles ist doch auch für Ihren Sohn genau wie für Sie. Er lebt doch hier, oder nicht? Er hat das Recht all diesen Luxus zu genießen, die Wunder unserer modernen Technik.«
    »Sicher«, sagte Carrin. »Nur -«
    »Warum, Sir, lebt denn heute der einfache Mann wie früher ein König? Vor hundert Jahren konnte sich der reichste Mann der Welt nicht all das leisten, was heute ein Mann wie Sie sein eigen nennen darf. Sie müssen das nicht als Schulden betrachten, sondern als Investitionen für die Zukunft.«
    »Das stimmt«, meinte Carrin, nicht sehr überzeugt.
    Er dachte an seinen Sohn und dessen Raumschiff-Modelle, seine Sternenkarten und seine Planetenposter. War es wirklich richtig, fragte er sich.
    »Was beunruhigt Sie?« fragte Pathis freundlich. »Nur heraus damit, dafür bin ich ja da.«
    »Ja, ich habe mir nur gerade überlegt …meinen Sie nicht, wenn ich Ihnen das Einkommen meines Sohnes überschreibe, das könnte dann alles zusammen doch ein bißchen zuviel sein?«
    »Zuviel? Mein lieber Mr. Carrin!« Pathis ließ ein lautes Lachen explodieren. »Kennen Sie Mellon, weiter hinten die Straße hinunter? Also, sagen Sie niemand, daß ich Ihnen das gesagt habe, aber Mellon hat bereits Kredit auf die Einkünfte seiner Enkelkinder bis zu deren Grab aufgenommen! Und er hat noch nicht mal die Hälfte von dem, was er sich vorgenommen hat! Sie hätten seine letzte Bestellung sehen sollen! Wir werden etwas Neues von der Kreditabteilung für ihn ausarbeiten lassen. Dienst am Kunden ist unser Job, und wir kennen unseren Job verdammt gut!«
    Carrin schwankte ganz unübersehbar.
    »Und wenn Sie dahingegangen sind, Sir, dann gehört das alles ja Ihrem Sohn.«
    Das stimmt, dachte Carrin. Sein Sohn würde all die wunderbaren Dinge besitzen, mit
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