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Freiheit für gequälte Tiere!

Freiheit für gequälte Tiere!

Titel: Freiheit für gequälte Tiere!
Autoren: Stefan Wolf
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1. Fahrerflucht und erste Spur
     
    „Hab keine Angst!“ murmelte Tim
immer wieder.
    Dabei bückte er sich und griff
vorsichtig nach einer dickbauchigen Erdkröte.
    Bernsteinfarbene Augen sahen
ihn an. Durch die Gummihandschuhe, die er trug, fühlte er den feucht-kühlen
Leib. Tim nahm die Kröte und legte sie in den großen Plastikeimer, wo bereits
Gras- und Springfrösche saßen sowie zwei Molche.
    „Mein Eimer ist fast voll“,
rief Klößchen, der zehn Meter links von Tim sammelte. „Ich bringe sie zum
Teich.“
    Er rannte los, durch Büsche und
über die Landstraße zum Lurch-Weiher, der etwas unterhalb in einer Senke lag:
das Laichgebiet der Kröten und Frösche.
    „Behutsam auskippen!“ rief Gaby
hinterher.
    Sie sammelte rechts von Tim,
ein weiteres Stück entfernt hatte Karl gerade einen Bergmolch gefangen.
    Es war Mitte März. Wie jedes
Jahr beteiligte sich die TKKG-Bande an der Frosch-Rettungsaktion, die wieder
unter dem Motto stand: „Liebe macht blind“.
    Gemeint war die Liebe der
Lurche zueinander. Denn ab Anfang März pflanzen sie sich fort und wandern dann
aus den Waldgebieten, wo sie im Boden überwintern, zu den eisfreien Teichen.
    Dabei kriechen und springen die
Frösche, die Kröten und die Molche blindlings über stark befahrene Straßen. Das
fordert grausig viele Opfer: die armen Tiere, plattgewalzt von rasenden Autoreifen.
    Um dieses Massaker zu
verhindern, stellen Tierfreunde zu beiden Seiten der Landstraßen niedrige
Schutzzäune auf, dort, wo die Lurche wandern. Auf die Fahrbahn können sie dann
nicht. Aber hinüber wollen sie trotzdem. Und da hilft nur eins: einsammeln und
transportieren.
    „Hab keine Angst.“
    Diesmal meinte Tim einen
langbeinigen Springfrosch.
    Aber der hatte Angst. Er setzte
an zu gewaltigem Weitsprung. Schon schnellte er los, und er hätte mindestens
zwei Meter geschafft. Doch Tim griff zu, blitzartig, und fing ihn in der Luft.
Hinein in den Eimer! Deckel drauf! Denn was ein trainierter Springfrosch ist,
der startet auch senkrecht.
    „Spitze!“ rief Gaby, die das
Manöver beobachtet hatte. „Du könntest als Frosch-Dompteur arbeiten.“
    „War schon immer mein Traumjob.“
Tim lachte.
    Unten beim Weiher war was
passiert. Klößchen brüllte. Es klang wütend.
    „Hat dich ein Frosch gebissen?“
rief Karl.
    „Das verdammte Ufer ist
glitschig“, erwiderte Klößchen. „Bin reingefallen. Und naß bis zum Knie.“
    Gaby seufzte. „Wem sonst kann
so was schon passieren?“
    Tim sah in seinen Eimer. Voll
genug? Schließlich wollte er keinen Froschsalat anrichten. Das wäre Streß
gewesen für die Lurche.
    Aus dem Augenwinkel sah der
TKKG-Häuptling, daß auf der Straße ein Radler vorbeiglitt, ziemlich schnell. Er
trug eine gelb-rote Kluft. Wer das war, konnte Tim nicht erkennen. Denn Büsche
verstellten die Sicht.
    Und dann zischte auch schon ein
Auto in die gleiche Richtung — viel schneller als 80 km/h, die hier erlaubt
waren. Es verschwand hinter der Kurve.
    Tim ging weiter und näherte
sich einem Grasfrosch, der offenbar begriffen hatte, wie er kostenlos und
bequem mit Hilfe der Tierfreunde den Weiher erreichen konnte — und vor allem:
gefahrlos.
    Tim wollte sich bücken.
    In dieser Sekunde geschah es.
    Ein Krachen, gräßlich und laut,
drang hinter der Kurve hervor. Metall wimmerte, kreischte. Dann ein dumpfes
Geräusch. Ein Motor heulte auf, und der Wagen preschte davon.
    Gaby fuhr herum. Sie sah Tim
an, und in ihren Augen stand Angst.
    „Das klang nach... Unfall.“
    Tim antwortete nicht, stellte
seinen Eimer ab, sprang über den Schutzzaun und sprintete los.
    Die Straße. Zur Kurve. Sie bog
sich waldwärts. Bäume. Keine Sicht. Aber jetzt war er am Scheitelpunkt und sah
die Katastrophe.
    Ein Mädchen lag auf der Straße,
gelb-rot gekleidet und seltsam verkrümmt. Das Gesicht nach unten, schwarzes
Haar breitete sich über den Asphalt. Das Tourenrad verbogen. Schrott.

    Bis zur nächsten Kurve war die
Straße frei. Kein Auto. Also Fahrerflucht.
    Schon kniete Tim neben dem
Mädchen. Da war Blut. Es tropfte aus dem Ärmel.
    Gaby kam. Karl und Klößchen
keuchten heran. Alle vier sind ausgebildet in Erster Hilfe. Sie wußten, was zu
tun war.
    Erst mal runter von der
Fahrbahn. Dann in die richtige Lage bringen und...
    Gaby konnte einen Schrei nicht
unterdrücken.
    „Das... das ist ja Sabine.“
    Sabine Kolwig, dachte Tim.
Verdammt!
    Das Mädchen war 16, besuchte
die TKKG-Internatsschule, 10. Klasse. Ein sehr nettes Mädchen, externe
Schülerin, die in
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