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Freiheit für gequälte Tiere!

Freiheit für gequälte Tiere!

Titel: Freiheit für gequälte Tiere!
Autoren: Stefan Wolf
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Führerschein sah. Bist ein kluger Junge. Hast dich gleich an die
ganz schweren Brocken rangetraut. Du hast nicht nur den üblichen Führerschein,
sondern auch die Fahrerlaubnis für Lkw und Motorrad. Du kommst mir wie
gerufen.“
    „Ja?“
    „Ja. Bist du schon Lastwagen
gefahren?“
    „Zu Hause in Leipzig oft. Ich
war ein halbes Jahr Fahrer bei der Müllabfuhr, dann bei einem Molkereibetrieb.“
    „Sehr gut! Du mußt wissen: Ich
bin Spediteur.“
    „Möbeltransporte?“
    „Nein. Ich mache nur
Tiertransporte. Schlachtvieh.“
    „Aha. Das erfordert sicherlich
eine besondere Ausbildung. Mehr als nur Möbel umherkarren.“
    „Überhaupt nicht. Jeder, der
einen entsprechenden Wagen hat, kann Schlachtvieh transportieren. Auch die
Wagen sind nicht viel anders als gewöhnliche Transporter. Ein bißchen Stroh
rein, ein paar Luftschlitze, damit die Viecher nicht gleich krepieren. Und
natürlich eine Laufplanke — denn rein tragen wollen wir sie ja nicht,
hahahahahah!“
    „Und was für Tiere werden
transportiert?“
    „Alles. Kühe, Kälber, Pferde,
Schweine. Alles, was geschlachtet werden kann.“
    „Aber das sind doch dann nur
kurze Strecken — bis zum nächsten Schlachthof.“
    „Irrtum, mein Junge. Es geht
über Tausende von Kilometern. Von Polen bis Nordafrika. Von Holland bis
Mailand. Von Ungarn bis Spanien.“
    „Lebende Tiere?“
    „Ja, die Viecher leben noch.
Das heißt, bei der Abfahrt. Manchmal verreckt die Hälfte unterwegs, meistens
aber weniger. Manchmal trampeln sie sich gegenseitig tot oder brechen sich die
Knochen beim Hinfallen. Manchmal halten sie den Durst nicht aus. Trotzdem —
Verlust haben wir nie. Denn die Viecher sind alle versichert. Die Versicherung
bezahlt.“
    Ulrich bemühte sich, seine
Stimme nicht zittern zu lassen. Dieser Möngheym schien kein Gefühl zu haben.
So, wie er aussah, war er auch: roh und brutal.
    „Aber“, wandte Ulrich schüchtern
ein, „wäre es nicht besser, nur geschlachtete Tiere zu transportieren? Ich
meine: das Fleisch. In Kühlwagen.“
    „Ganz im Gegenteil, mein
Lieber. Die Kühlwagen sind teuer. In der Anschaffung. Und im Unterhalt. Da
ginge viel Verdienst verloren. Und das wollen wir doch nicht. Außerdem — was
meinst du, was hier die Arbeit der Metzger kostet! In Italien, in Spanien, in
Afrika — dort töten sie die Viecher für ein Zehntel der Lohnkosten. Das zahlt
sich, mein Lieber.“
    „Davon... davon wußte ich
nichts.“
    „Ich liefere nach Norditalien.
Schweine liefere ich — bis zu 1000 Stück pro Transport. Manchmal kommen 700
lebend an. Das ist dann ein guter Schnitt. Und Pferde! Vor allem Pferde liefere
ich nach Italien und Frankreich. In den ehemaligen Ostblock-Staaten kaufe ich
die Gäule auf. Dann ab nach Italien zu den Salami-Fabriken. In den Würsten —
das weißt du, ja? — ist viel Pferdefleisch. Auch die Franzosen mögen
Pferdefleisch. Ist mager. Man kann gar nicht genug Gäule dorthin liefern.“
Ulrich schluckte. „Ich... mag Pferde auch. Auf der Weide, meine ich. Lebend.“
    „So? Ich mag Geld. Viecher
stinken. Die sind dazu da, daß wir uns von ihnen ernähren. In der Natur ist das
auch so. Der Wolf frißt das Schaf.“
    „Aber er transportiert es nicht
vorher in ferne Länder.“
    „Daran wirst du dich gewöhnen.
Denn du bist jetzt mein Fahrer, Ulrich Panke. Ich habe hundert Gäule auf der
Weide. Die müssen nach Mailand. In die Fleischfabrik.“
    „Ich... soll...“
    „Du wirst! Du hast keine Wahl.
Du... Moment! Das ist Bodo.“

    Es hatte geklingelt. Möngheym
ließ seinen Bruder ein. Verstört sah Ulrich die beiden an.
    Zwillinge? Nein, das nicht!
Aber sie ähnelten sich stark. Bei flüchtigem Hinsehen konnte man sie
verwechseln. Sie schienen auch ungefähr im gleichen Alter zu sein. Allerdings
war Bodo Möngheym etwas schlanker und nicht ganz so rot im Gesicht.

5. Der Demolierer geht um
     
    Am nächsten Tag zeigte der
März, daß er zu zwei Dritteln noch zum Winter gehört: Schneewolken am Himmel,
Graupelschauer und nur drei Grad über null.
    Tim, Karl, Klößchen und Gaby
holten ihre winterlichen Wetterjacken wieder hervor und die dickeren Jeans. Gaby
trug dazu ein blaues Stirnband, gestrickt; Klößchen hatte seine Baseball-Mütze
aufgesetzt — die mit dem riesigen Schild.
    Am frühen Nachmittag traf sich
die TKKG-Bande hinter dem Schlachthof.
    Der liegt am Südwest-Rand der
Großstadt. Hier beginnt eine der Landstraßen, die über Jauchenborn nach
Hinterstetten führt. Und dorthin wollten die vier
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