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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet
Autoren: Robert Sheckley
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fragte Mark, wenn er auf seiner Samenkiste neben der Schutzkuppel saß.
    »Oh, ich weiß nicht. Man muß eben die richtige finden«, erwiderte der Roboter pflichtschuldig, indem er wiederholte, was ihm einprogrammiert worden war.
    »Ich habe noch nie eine getroffen, die was wert war«, fuhr Mark dann fort.
    »Na, das ist nicht fair. Vielleicht hast du eben nicht lange genug gesucht. Für jeden Mann gibt es irgendwo auch das richtige Mädchen.«
    »Du bist Romantiker!« pflegte es dann leicht verächtlich von Mark zu kommen. Der Roboter machte eine Pause – eine programmierte Pause – und lachte ein sorgfältig konstruiertes kleines Lachen.
    »Ich habe einmal von einem Mädchen namens Martha geträumt«, sagte Charles sodann. »Wenn ich nach ihr gesucht hätte, wer weiß, vielleicht hätte ich sie gefunden.«
    Und dann war es Zeit, schlafen zu gehen. Oder manchmal wollte Mark auch ein wenig mehr Unterhaltung. »Was denkst du von Mädchen?« fragte er noch einmal und das Gespräch nahm den bekannten Verlauf.
    Charles wurde alt, auch wenn es ihm niemand angesehen hätte. Seine Glieder verloren ihre Flexibilität und ein wenig Rost schlich sich in die Gelenke. Auch einige Schaltungen begannen zu oxydieren. Mark verbrachte Stunden damit, den Roboter zu reparieren.
    »Du wirst rostig«, zog er ihn auf.
    »Du bist selbst nicht mehr der Jüngste«, pflegte Charles darauf zu antworten. Er hatte eine Antwort für fast alles.
    Auf Martha war es immer Nacht, aber Mark unterteilte seine Zeit in Morgen, Nachmittag und Abend. Ihr Leben verlief in einer einfachen Routine. Frühstück aus Gartengemüse und Marks Konservenlager. Danach arbeitete der Roboter im Garten und auf den Feldern, und die Pflanzen gewöhnten sich an seine metallene Berührung. Mark reparierte die Pumpe, prüfte die Wassertanks mit ihrer Recycling-Anlage und räumte seine Kuppel auf. Mittags hatten er und der Roboter meist ihre Pflichten erledigt.
     
    *
     
    Die beiden saßen dann auf den Transportkisten, mit denen alles nach Martha geschafft worden war, und beobachteten die Sterne. Sie unterhielten sich bis zum Abendessen und manchmal bis spät in die Nacht hinein.
    Mit der Zeit baute Mark immer kompliziertere Unterhaltungen in Charles ein. Natürlich konnte er dem Roboter keinen freien Willen geben, dafür war eine solche Maschine nicht eingerichtet. Aber er schaffte es, so nahe wie nur eben möglich an eine freie Entscheidungsmöglichkeit für Charles heranzukommen. Langsam trat Charles Persönlichkeit zutage. Sie war völlig anders als die von Mark.
    Wenn Mark nörgelte, blieb Charles ruhig. Mark war sardonisch, Charles war naiv. Mark war ein Zyniker, Charles ein Idealist. Mark war oft traurig, Charles war immer zufrieden.
    Irgendwann vergaß Mark, daß er Charles die Antworten eingebaut hatte. Er betrachtete den Roboter als einen Freund im eigenen Alter. Einen Freund, den er schon ewig kannte.
    »Was ich einfach nicht verstehe«, pflegte Mark zu sagen, »ist, warum ein Mann wie du, hier draußen lebt. Ich meine, für mich ist das schon das Richtige. Keiner kümmert sich um mich, und ich habe mich auch nie um jemand anderen gekümmert. Aber warum bist du hier?«
    »Hier habe ich eine ganze Welt«, antwortete Charly dann darauf. »Auf der Erde müßte ich meine Welt mit Milliarden teilen. Ich habe die Sterne, größer und heller als auf der Erde. Ich habe den ganzen Weltraum, nah und schön wie ein stilles Wasser. Und ich habe dich, Mark.«
    »Nun werd bloß nicht sentimental mit mir …«
    »Das bin ich nicht. Freundschaft zählt im Leben. Die Liebe habe ich schon vor langer Zeit verloren, Mark. Die Liebe eines Mädchens namens Martha, das wir beide nie getroffen haben. Und das ist schade. Aber die Freundschaft bleibt und die ewige Nacht über uns.«
    »Du bist ein verdammter Dichter«, pflegte Mark halb bewundernd zu sagen.
     
    *
     
    Die Zeit verging von den Sternen unbeachtet. Und die Luftpumpe zischte und stotterte und leckte. Mark mußte sie jetzt von morgens bis abends reparieren, aber die Luft von Martha wurde trotzdem immer dünner. Obwohl Charles sich um die Felder bemühte, wurde der Stickstoff schließlich für die Pflanzen zu wenig, und sie starben.
    Mark war müde und gerade noch in der Lage herumzukriechen, trotz der geringen Schwerkraft. Die meiste Zeit verbrachte er in seiner Kuppel. Charles versorgte ihn, so gut er konnte, auf seinen rostigen, knirschenden Gelenken.
    »Was denkst du von Mädchen?«
    »Ich habe noch nie eine getroffen,
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