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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet
Autoren: Robert Sheckley
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ein Opfer?« fragte er.
    »Sie haben es erraten«, meinte sie sarkastisch. »Wenn ich Sie wäre, würde ich meine Umgebung meiden. Sie hätten nichts davon, wenn Ihnen aus Versehen jemand eine Kugel verpaßt.«
    Die Ruhe des Mädchens war unbegreiflich für Frelaine. War das ihre Art Selbstmord zu begehen? War ihr einfach alles gleichgültig? Wollte sie sterben?
    »Haben Sie denn keine Scouts engagiert?« fragte er mit dem angemessenen Erstaunen.
    »Nein.« Sie sah ihn direkt an, genau in die Augen, und Frelaine entdeckte bei ihrem Blick etwas, was ihm bisher entgangen war.
    Sie war sehr schön.
    »Ich bin ein ganz schlimmes Mädchen«, sagte sie leichthin. »Durch und durch böse. Habe mir schon als kleines Kind gewünscht, einen abknallen zu können. Also habe ich mich beim AAA eingeschrieben. Aber als ich den Burschen dann vor der Pistole hatte – ich kann es nicht!«
    Frelaine schüttelte den Kopf und lächelte mitfühlend.
    »Aber damit bin ich ja noch nicht aus dem Spiel. Auch nachdem ich nicht geschossen hatte, mußte ich Opfer werden. Und das bin ich jetzt.«
    »Aber warum haben Sie keine Späher, die Sie schützen?«
    »Ich kann niemanden töten«, sagte sie. »Ich bin einfach nicht dazu in der Lage. Ich habe nicht einmal eine Waffe.«
    »Sie sind aber ganz schön mutig«, sagte Frelaine, »sich dann auch noch so auf den Präsentierteller zu setzen.« Im Stillen wunderte er sich, wie man so dumm sein konnte.
    »Was soll ich sonst tun?« sagte sie. »Vor einem Jäger kann man sich nicht verstecken. Jedenfalls vor keinem erfahrenen. Und um richtig unterzutauchen, habe ich nicht das Geld.«
    »Da es um Ihr Leben geht, würde ich meinen -«, setzte Frelaine an, aber sie unterbrach ihn.
    »Nein. Ich habe mir genau überlegt, was ich tue. Dieses ganze System ist falsch. Es ist ein mieses Spiel, und ich spiele es nicht mehr mit. Kein einziges Mal mehr. Als ich mein Opfer im Visier hatte – als ich merkte, wie einfach es einem gemacht wird zu töten, wie billig … nein.«
    Sie riß sich schnell wieder zusammen.
    »Vergessen wir es«, sagte sie und lächelte zum ersten Mal.
    Frelaine fand ihr Lächeln hinreißend.
    Danach sprachen sie von anderen Dingen. Frelaine erzählte ihr von seinem Geschäft, und sie erzählte ihm von New York. Sie war zweiundzwanzig, eine erfolglose Schauspielerin.
    Er lud sie zum Abendessen ein. Als sie sich dann auch noch zu den Gladiatorenkämpfen einladen ließ, fühlte er sich auf absurde Weise völlig glücklich.
    Er rief ein Taxi – er schien seinen New Yorker Aufenthalt hauptsächlich in Taxis zu verbringen – und hielt ihr die Tür auf. Sie stieg ein. Jetzt. Er konnte ihr so einfach eine Kugel in den Rücken jagen. Frelaine zögerte.
    Doch er tat es nicht. Noch nicht, sagte er sich.
    Die Gladiatorenspiele waren so wie überall sonst auch, nur daß die Kämpfer hier etwas verbissener wirkten. Geboten wurden zunächst die üblichen historischen Sachen. Schwertkämpfer gegen Netzkämpfer, Duelle mit Säbel und Florett.
    Meist wurde bis zum Tod gekämpft.
    Danach gab es Stierkämpfe, Löwen und schließlich Nashörner, bevor die modernen Kampfarten begannen. Kämpfe mit Pfeil und Bogen hinter Barrikaden. Ringen auf dem Hochseil.
    Es wurde ein schöner Abend.
    Frelaine brachte das Mädchen nach Hause. Seine Hände waren schweißnaß. Noch nie war er einer Frau begegnet, die ihm besser gefallen hatte. Und doch blieb sie sein siebtes Opfer.
    Er wußte nicht, wie es weitergehen sollte.
    Sie lud ihn in ihre Wohnung ein, und sie setzten sich nebeneinander auf die Couch. Janet zündete sich mit ihrem schweren Feuerzeug eine Zigarette an, dann ließ sie sich zurücksinken gegen die Couchlehne.
    »Mußt du bald wieder weg?« fragte sie ihn.
    »Ich glaube schon«, sagte Frelaine. »Der Kongreß ist morgen zu Ende.«
    Sie war einen Augenblick lang still. »Schade, daß du nicht noch etwas bleiben kannst.«
    Sie schwiegen beide eine Zeitlang. Janet stand auf, um ihnen Drinks zu holen. Er tastete nach dem Knopf.
    Aber der richtige Moment war längst vorbei, unwiderruflich. Er würde sie nicht töten. Man schießt nicht das Mädchen ab, das man liebt.
    Die Erkenntnis, daß er sich in sie verliebt hatte, warf ihn aus dem inneren Gleichgewicht. Er war für einen Mord hierher gekommen, nicht um eine Frau zu finden.
    Sie kam mit den Drinks zurück und setzte sich ihm gegenüber. Eine Weile starrte sie ins Leere.
    »Janet«, sagte er. »Ich liebe dich.«
    Sie saß da und sah ihn stumm an. In ihren
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