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Dark Road

Titel: Dark Road
Autoren: Charlotte Haptie
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KAPITEL 1
    Zacharias Jump kletterte in die kühle Stille der Wasserhöhle hinab. Seit er denken konnte, hatte er Neuigkeiten immer zuerst seinem Vater erzählt; ganz gleich, was es war.
    Und das hier waren die besten Neuigkeiten seit Langem.
    Er atmete tief ein, um ein wenig ruhiger zu werden — ohne Erfolg. Dann sprudelte es aus ihm heraus.
    »Wir werden es machen, Dad! Clovis und ich. Wir bringen den Eis-Engel-Van wieder auf die Straße und verkaufen Eis. Genau wie du. Die Schule habe ich jetzt hinter mir und studieren möchte ich nicht. Clovis geht auch ab. Du weißt ja, dass er den anderen Kindern in seinem Alter zwei Jahre voraus ist, weil er so klug ist. Er hat alle Prüfungen bestanden. Er wird bei Silas Meakin, dem Kartografen, in die Lehre gehen.«
    Zacharias verstummte. Nur das Sprudeln der Quelle zwischen den Steinen war zu hören — so ruhig und geschäftig, als wäre sie lebendig —, und sein Atem, der endlich langsamer ging.
    An das Gesicht seines Vaters Balthasar konnte er sich nicht mehr erinnern. Aber das war egal. Er schloss die Augen.
    »Dann ist es wieder wie damals, als du noch da warst«, flüsterte er. »Clovis wird den Wagen reparieren. Er hat ein Händchen für Maschinen, genau wie du es hattest. Wie du es hast .
    Und ich kann fahren. Irgendwie. Wir haben das Rezeptbuch gefunden. Ich kann Eiscreme machen und alles. Kochen ist das Einzige, was ich wirklich kann ...«
    Zack schauderte und schmiegte sich enger in Balthasars uralten Mantel, der ihm an den Schultern viel zu weit war.
    Die Eishöhle lag unterhalb der Wasserhöhle, tief im Inneren des Berges. Hier wurde Eis gelagert in großen Blöcken. Sauberes, makelloses Eis, das nur darauf wartete, zu Eiscreme und Sorbet verarbeitet zu werden: unberührt seit zwölf Jahren.
    »Außer klettern. Und balancieren ...«, nahm er seinen Satz wieder auf und grinste. »Wie die Ziegen. Jedenfalls wollten wir im Frühjahr anfangen. Ich meine, wir werden im Frühling anfangen. Mit dem Van. Und heute habe ich ihn gefunden. Den Eis-Engel selbst. In einem Versteck. Hast du ihn dahin gebracht?«
    Irgendwo draußen konnte er seine Mutter rufen hören.
    »Dort gehört er hin. Deswegen heißt der Wagen ja auch Eis-Engel-Van, oder? Der Wagen und der Engel gehören zusammen. Und du wirst stolz auf uns sein, da bin ich mir sicher.«
    Jetzt konnte er seine Mutter deutlicher hören und näher. Wahrscheinlich ging sie gerade den kleinen Weg vom Haus zu den Höhlen hinab.
    Trotzdem machte er eine volle Minute lang seine Augen nicht wieder auf. Die Luft auf seinem Gesicht war nicht mehr kalt. Seine Handflächen hatte er gegen den Stein gepresst, aber die Feuchte und Kühle waren einer Art Wärme gewichen.
    Wie immer fühlte es sich an, als sei etwas so nah, dass man es fast berühren konnte. Etwas Altvertrautes.
    Dann öffnete er die Augen und stand auf; der neblige Atem der Höhle stieg um ihn herum auf, sich windend und kühl. Er nickte und machte sich mit schnellen, hüpfenden Schritten auf den Weg nach draußen in die Wintersonne.

 
KAPITEL 2
    Das Haus und die Höhlen lagen auf halber Höhe am Fuß des Berghangs. Zack und seine Mutter kletterten schon seit über einer Stunde, Zack wie immer voraus, beinah tanzend auf dem schmalen, felsigen Weg.
    Seine Mutter Mariette folgte ihm vorsichtig, mit finsterer Miene. Sie blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen, und blickte hinter sich: Der Abhang des großen Berges fiel steil und weit in die Tiefe. In der Ferne konnte sie verschwommen die Lichter von Rockscar City erkennen, dessen Hafen sich gleichsam wie Klauen ins Wasser schlug. Das Meer dahinter verschmolz mit der heraufziehenden Dunkelheit.
    Sie wandte sich wieder um zu ihrem Sohn auf dem tückischen Weg.
    »Sind wir bald da?«, fragte sie heftig. Ihr Herz schlug schnell, so eindringlich und voller Angst, wie auch ihre Stimme klang.
    Zack sah zu ihr hinab und wischte sich mit seinem Ärmel über das Gesicht. Seine Nase und sein Mund schienen vor Kälte zu dampfen.
    »Was ist los, Mum?«
    Sie antwortete nicht. Sie hatte längst erraten, was er gefunden hatte; das Versteck kannte sie genau.
    Er schob ein paar Zweige beiseite und kletterte einen schmaleren, überwachsenen Pfad hinauf.
    »Da oben gibt es Wölfe«, rief Mariette und kämpfte sich auf seiner Spur den Berg hinauf »Und Bären und ...«
    »Berglöwen«, rief er zurück. »Wer weiß, vielleicht sogar große haarige Trolle ...«
    »Von den Trollen solltest du gar nicht erst sprechen«, murmelte
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