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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet
Autoren: Robert Sheckley
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legalisiert, auf individueller Ebene selbstverständlich nur und nur für jene, die es freiwillig wünschten. Man rief das Amt für Aggressionsabbau ins Leben.
    Nach einem experimentellen Stadium kam es bald zu einheitlichen, verbindlichen Vorschriften.
    Wer morden wollte, konnte sich beim AAA einschreiben. Nach Erfüllung bestimmter Auflagen erhielt er sein Opfer zugewiesen.
    Wer sich so am lizenzierten Morden beteiligte, mußte einige Monate später selbst das Opfer sein – sofern er seine Jagd überlebte.
    Das war das Grundprinzip. Der einzelne konnte so viele Morde begehen, wie er wollte. Aber nach jedem Mord, hatte er auch das Opfer zu spielen. Tötete er als Opfer seinen Jäger, konnte er aufhören oder sich für die nächste Jagd einschreiben.
    Nach zehn Jahren hatten ungefähr ein Drittel der Erdbevölkerung einen Mord beantragt. Die Quote reduzierte sich auf ein Viertel und pendelte sich dort ein.
    Die Philosophen schüttelten den Kopf, aber die Realisten waren zufrieden. Kriege fanden nur noch dort statt, wo sie der Mehrheit nicht mehr schaden konnten – zwischen Einzelpersonen.
    Natürlich wurden verschiedene Spielarten durchprobiert, man rundete ab und ergänzte. Nachdem man sich aber erst mit der Sache vertraut gemacht hatte, wurde sie schnell zum großen Geschäft. Es gab Dienstleistungen für Opfer wie für die Jäger.
    Das Amt für Aggressionsabbau wählte die Namen der Opfer nach dem Losverfahren aus. Dem Jäger wurden zwei Wochen gelassen, seinen Abschuß zu machen. Er durfte jedoch nur auf seinen eigenen Scharfsinn zurückgreifen und keine Hilfe Dritter in Anspruch nehmen. Er erhielt Namen, Anschrift und eine genaue Beschreibung des Opfers mitgeteilt und die Erlaubnis, eine handelsübliche Schußwaffe zu benutzen. Er durfte allerdings keinerlei kugelsichere Kleidung tragen.
    Das Opfer erhielt seine Benachrichtigung eine Woche früher. Ihm wurde lediglich mitgeteilt, daß es als Opfer zugeteilt worden war. Den Namen seines Jägers erfuhr es nicht. Dafür wurde ihm Schutzkleidung seiner Wahl zugestanden und es durfte Scouts einsetzen. Scouts durften nicht töten. Das war allein dem Jäger und dem Opfer vorbehalten. Aber ein Scout konnte gefahrlos einen Fremden in der Stadt aufspüren oder einen Jäger in eine Falle des Opfers locken.
    Auf das Töten oder Verletzen der falschen Personen standen strenge Strafen. Kein anderer Mord wurde erlaubt. Wer aus Haß oder Habgier tötete, den erwartete die Todesstrafe.
    Die Schönheit des Systems bestand darin, daß Leute, die töten wollten, das auch durften. Wer es nicht wollte – die Masse der Bevölkerung – mußte es auch nicht.
    Es gab keine großen Kriege mehr. Es drohten auch keine mehr.
    Dafür gab es hunderttausende kleine Kriege.
    Frelaine gefiel der Gedanke, eine Frau zu töten, nicht besonders, aber sie hatte sich freiwillig gemeldet. Es war nicht seine Schuld. Und er hatte keine Lust, deswegen seine siebte Jagd aufzugeben.
    Den Rest des Vormittags verbrachte er damit, sich die Einzelheiten der Personenbeschreibung seines Opfers auszuwählen. Dann heftete er das Schreiben zu den Akten.
    Janet Patzig lebte in New York. Das gefiel ihm. Er jagte gerne in einer Großstadt, und er hatte schon immer gerne New York sehen wollen. Ihr Alter war nicht angegeben, aber nach den Photos schätzte er sie auf Anfang zwanzig.
    Telefonisch bestellte er einen Flug nach New York, dann nahm er eine Dusche. Sorgfältig legte er den eigens für ihn angefertigten Portec-Special-Anzug an. Aus seiner Waffensammlung suchte er sich eine passende Pistole heraus, säuberte und ölte sie, bevor er sie in die Federtasche des Anzugs steckte. Dann packte er den Koffer.
    Erregung pulste durch seine Adern. Seltsam, dachte er, wie aufregend doch jeder neue Mord war. Man wurde der Sache niemals überdrüssig wie etwa Gänseleberpastete oder Frauen oder Cocktails. Jedesmal war es neu und so aufregend wie beim ersten Mal.
    Schließlich sah er sein Bücherregal nach der passenden Lektüre durch.
    Er besaß alle guten Veröffentlichungen zu dem Thema. Die Bücher mit Ratschlägen für das Opfer brauchte er noch nicht. L. Fred Tracys Taktik des Opfers, mit seiner Betonung der sorgfältigen Kontrolle der Umgebung, oder Dr. Frischs Das Opfer als Jäger würden erst in einigen Wochen an die Reihe kommen.
    Sein Interesse galt im Augenblick den Jagdbüchern. Taktik der Menschenjagd galt als das Standardwerk. Aber diesen dicken Schinken kannte er inzwischen fast auswendig. Der Hinterhalt –
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