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Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch

Titel: Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch
Autoren: Marliese Arold
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E lena, hast du Papa endlich gefüttert?«, ertönte eine Stimme von oben.
    »Noch nicht, aber ich mach’s gleich«, antwortete Elena Bredov mit einem Anflug von schlechtem Gewissen.
    Ihre Mutter erschien im Treppenhaus. Jolanda Bredov sah bleich und abgekämpft aus, wie so oft in der letzten Zeit. Wahrscheinlich hatte sie wieder Migräne.
    »Soll Papa verhungern?«, fragte Elenas Mutter vorwurfsvoll. »Du hast mir versprochen, dass du dich diese Woche um sein Futter kümmerst!«
    »Ich gehe sofort in den Garten«, sagte Elena und seufzte.
    Es regnete draußen noch immer ganz scheußlich. Sie hasste es, wenn ihr der Regen in den Kragen tropfte, während sie Löwenzahnblätter abschnitt. Aber das war nicht das Einzige, was Elena hasste. Sie hasste auch diesen Hügel, auf dem ihre Familie wohnen musste, seit ihr Vater rechtskräftig verurteilt worden war. Miranda, Elenas beste – und inzwischen einzige – Freundin, nannte den Hügel
Outsider-Hill
, denn hier lebten lauter Leute, denen, genau wie Elenas Familie, Ehre und Ansehen durch die Zauberrichter entzogen worden waren. In dieser Wohngegend gab es nur Wetter der Kategorie Drei, das bedeutete achtzehn Stunden Nieselregen pro Tag, und in den sechs regenfreien Stunden zeigte sich höchst selten die Sonne.
    Elena öffnete die Terrassentür, die wieder einmal klemmte, weil sich durch die Nässe das Holz verzogen hatte. Die Pflanzen im Garten wucherten üppig, was Elena auf die Anwesenheit ihrer Großmutter zurückführte. Großmutter Mona hatte einen grünen Daumen, sie konnte mit den Pflanzen reden, und die Löwenzahnblätter, die Elena für Papa pflückte, erreichten nicht selten die Länge ihres Unterarms. Nicht, dass Oma das beabsichtigt hätte. Wäre es nach ihr gegangen, wären die Löwenzahnblätter klein und gallenbitter, um Papa möglichst den Appetit zu verderben.
    Zwischen Papa und Oma Mona herrschte nämlich Feindschaft, solange Elena denken konnte. Monas Herzenswunsch war es gewesen, dass ihre Tochter Theobaldus Magnus geheiratet hätte, einen Zauberer aus angesehener Familie, deren Stammbaum mindestens fünf Jahrhunderte zurückreichte und die eine Reihe von berühmten Zauberern hervorgebracht hatte. Der Hochzeitstermin zwischen Theobaldus und Jolanda hatte schon festgestanden, aber dann war dieser zwielichtige Leon dahergekommen und hatte Jolandas Herz im Sturm erobert. Die Hochzeit zwischen Theobaldus und Jolanda war kurzfristig geplatzt und Mona hatte alle Gäste wieder ausladen müssen. Jolanda hatte gedroht, mit Leon durchzubrennen, falls Mona ihr nicht erlaubte, die Liebe ihres Lebens zu heiraten. Als Mona herausfand, dass ihre Tochter bereits von Leon schwanger war, hatte sie zähneknirschend der Hochzeit zugestimmt, aber sie hatte Leon nie verziehen, dass Jolanda seinetwegen ihrem Verlobten Theobaldus den Laufpass gegeben hatte.
    Das Gras glänzte vor Nässe und das Rauschen des Regens klang beruhigend. Elena huschte in den Garten und suchte Schutz vor der Nässe unter dem Apfelbaum, aber der Schutz war nur eine Illusion, denn natürlich tropfte es auch hier. Als Elena genügend Löwenzahnblätter gesammelt hatte, war ihr Kleid feucht und die Haare klebten ihr in der Stirn.
    »Mistwetter!«
    Auf dem knorrigen Birnbaum gegenüber hatte sich ein Rabe niedergelassen, der Elena aus schwarzen Augen ansah.
Ein Spion?
Und wenn! Elena streckte ihm die Zunge heraus.
    »Ich find’s echt unmöglich, was ihr mit Papa gemacht habt! Das ist meine Meinung dazu!«
    Der Rabe sah nicht sonderlich beeindruckt aus. Er fing an, sein Gefieder zu putzen, und als Elena zum Haus ging, krächzte er ihr hinterher.
    Elena betrat das Wohnzimmer, in dem das Terrarium stand. Der Leguan starrte apathisch durch die Glasscheibe. Elena hob den Deckel hoch und ließ die Löwenzahnblätter in die Futterschale fallen, in der sich noch ein paar Apfelstückchen und eine halbe Paprikaschote befanden.
    »Es tut mir so leid, Papa.« Elena streichelte die raue Haut des Leguans. »Ich weiß, dass du unschuldig bist! Es ist so ungerecht, was passiert ist. Jetzt müssen wir hier wohnen, auf diesem verregneten Hügel, alle deuten mit den Fingern auf uns und ich hab fast alle meine Freunde verloren. Mama hat dauernd Kopfschmerzen, weil sie von den Zeitungen keine Aufträge mehr bekommt, Daphne nervt wie immer … Aber ach! Am schlimmsten hat es dich getroffen, Papa!«
    Der Leguan regte sich nicht. Ob Papa überhaupt verstehen konnte, was sie zu ihm sagte? Konnte er
als Leguan
noch denken und
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